Auf allen Straßen des Landkreises Waldshut sind am Montag zahlreiche Traktoren gerollt. Die Bauern waren bereits seit den frühen Morgenstunden unterwegs, der Verkehr kam zeitweise nur zäh voran. Vom Wutachtal, aus dem Jestetter Zipfel, aus Albbruck und Ühlingen-Birkendorf setzten sich die Landwirte mit ihren Fahrzeugen in Bewegung und verlangsamten von 6 bis 10 Uhr den Verkehr auf den Straßen. Sie verliehen lautstark mit Hupen und meinungsstark mit Transparenten ihrem Protest gegen die Pläne der Bundesregierung Ausdruck. Der Protest wurde auch auf Landes- und Ortsstraßen kundgetan.

Das Ziel der Sternfahrt: Das Industriebgebiet bei Wutöschingen-Horheim, wo der BLHV Kreisverband zur Kundgebung aufgerufen hatte. Auf den Versammlungsplatz fuhren die Traktoren von 10 bis 13.30 Uhr. Oswald Tröndle, Kreisvorsitzender des BLHV Waldshut, schätzte die Zahl auf etwa 1000, die Polizei sprach in ihrer Bilanz von 900 Fahrzeugen und 1200 Teilnehmern. Darunter waren auch einige Lastwagenfahrer mit ihren Fahrzeugen, die sich mit den Bauern solidarisch zeigten.
Landwirte äußern sich
Daran schloss sich die Kundgebung an, die Oskar Tröndle leitete. Er beklagte, die Regierung habe bereits vergangenes Jahr den Zuschuss zur Berufsunfallversicherung der Landwirte fast halbiert. Die Auflagen für Landwirte würden immer mehr und der Wolf im Schwarzwald sei zum Problem geworden, sodass manche Kollegen daran denken, aufzuhören.
Rita Billig, stellvertretene Bürgermeisterin von Wutöschingen, betonte den Wert der Landwirte in den Orten und lobte die Produkte der Bauern für die Ernährung der Bevölkerung. Sie dankte den Frauen und der Firma Schilling Engineering, die auf die Schnelle einen Kaffeestand aufgebaut hatten und den Erlös einem sozialen Zweck zuführen wollen.
Die CDU-Politikerin Gabriele Schmidt rief die Frauen aus der Landwirtschaft, die katholischen Frauenvereine und auch alle anderen Frauen dazu auf, sich für die heimischen Produkte einzusetzen und gezielt in den Geschäften einzukaufen. Hermann Pfau, Gastwirt aus Lauchringen und Vorsitzender des Dehoga-Kreisverbands, machte keinen Hehl aus seiner Verärgerung über die Mehrwertsteuererhebung in der Gastronomie. „Ich habe noch nie so einen Preisanstieg in meinen Speiseplan aufnehmen und an die Gäste weitergeben müssen. Ich weiß, dass Landwirte und Wirte auf derselben Seite stehen und um das zu zeigen, bin ich heute hier nach Horheim gekommen.“

Der neue Geschäftsführer des BLHV in Tiengen, Markus Gloyer, zeigte sich erfreut über die große Zahl der demonstrierenden Landwirte, sagte aber auch, der Kampf werde bei anderen Themen der Landwirtschaft weiterzuführen sein.
Teilnehmer geben Beispiele
Marc Preiser, Landwirt und Unternehmer, sowie Gabriel Anderhuber von den Jungbauern erläuterten, dass Landwirte oft eine 70- bis 80-Stunden-Woche arbeiten würden, in Erntezeiten oft mehr und dass der Stundenlohn zum Teil bei 15 Euro liege. Zudem kritisierten beide die Erhöhung des Bürgergelds. Arbeit müsse mehr Geld bringen, als vom Staat zu leben.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Felix Schreiner unterstützte diese Ansicht. Er sagte: „Es ist genug Geld im Bundeshaushalt, aber es wird für falsche Schwerpunkte, zum Beispiel für das Bürgergeld, eingesetzt.“ Seine Fraktion im Bundestag habe einen Antrag für die Rücknahme der Beschlüsse zur Besteuerung der Landwirtschaft eingebracht. Oswald Tröndle rief zum Schluss auf, sich für die Demonstration am nächsten Montag in Berlin auf der Geschäftsstelle anzumelden.