Es ist sein Lebenswerk: Über 20 Jahre hat Andreas Fendt seinen Hof im Höchenschwander Ortsteil Strittberg nicht nur bewirtschaftet, sondern auch nach seinen Idealen gestaltet. Nun möchte er aufhören – doch das ist nicht so leicht.

Seit drei Jahren sucht der 61-Jährige einen Pächter für seinen Bergbauernhof, Interessenten gab es einige. Gepasst hat es allerdings bislang noch nicht. Denn der kleine Hof ist etwas Besonderes. Er kann nicht einfach gekauft werden, denn wenn Fendt stirbt, wird eine Stiftung den Hof erben.

Den Ursprung hat dieses besondere Konstrukt in einer einfachen Frage. „Was passiert mit dem Hof, wenn du eines Tages gegen einen Baum fährst und stirbst“, wurde Fendt von einem Freund gefragt. Keine Nachkommen: Damals hätte der Vater geerbt. Und irgendwann wäre der Hof wohl einfach verkauft und vielleicht anders bewirtschaftet worden, als es für Fendt vertretbar ist. Seine Horror-Vorstellung: Ein reicher Schweizer, der auf dem Hof seinen Traum von Pferden erfüllt.

Der Hof liegt am Ortsrand des Höchenschander Ortsteil Strittberg. Neben dem Wohnhaus gehören auch ein Stall und ein separates Gebäude, ...
Der Hof liegt am Ortsrand des Höchenschander Ortsteil Strittberg. Neben dem Wohnhaus gehören auch ein Stall und ein separates Gebäude, in dessen Erdgeschoss beispielsweise ein Hofcafé möglich wäre, dazu. | Bild: Picasa

So gründete er eine kleine Stiftung. Der Name: „Lebenshof Ziege-Kuh-Mensch“. Alle sollen hier leben können und die Betonung liegt auf dem Wort leben. Fendt ist seit 41 Jahren Vegetarier, seit zwölf Jahren hat er keines seiner Tiere mehr schlachten lassen. Im Gegenteil: Er hat Kühen und Ziegen das Gnadenbrot auf seinem Hof gewährt.

„Ich habe immer viel gearbeitet und alles dem Hof geopfert“, blickt er zurück. Der Hof ist klein: 8,5 Hektar – drei Hektar Weideland, fünf Hektar Acker, um etwas anzubauen und ein Gewächshaus. Doch Fendt ist erfinderisch. Er verkauft Brot, das er aus dem eigenen Getreide selbst backt. Er hat Bergtomaten, die ein ganz besonderes Aroma haben. Früher hat er auch selbst Ziegenkäse produziert. Er geht auf Wochenmärkte. Er hat eine eigene Marke gegründet – „Gutes Bio“. Viele Standbeine machen die Arbeit nicht nur abwechslungsreich, sondern sorgen auch dafür, dass der Hof sich trägt.

Das könnte Sie auch interessieren

Sein Ziel sei es gewesen, mit 60 in die Rente zu gehen. Doch vor drei Jahren erhielt er eine niederschmetternde Diagnose: Bauchspeicheldrüsenkrebs. Er kämpft. Nicht nur um sein Lebenswerk, sondern auch um sein Leben. Eigentlich ist er erwerbsunfähig. Die Landwirtschaftliche Alterskasse, die verantwortlich für die Absicherung der Landwirte im Alter ist, hat ihm empfohlen: Verpachten Sie ihren Hof. Würde er ja gerne.

Fendt: Die Landwirtschaft soll Menschen ernähren

Doch woran scheitert es? Das hat unterschiedliche Gründe. Ein Bewerber war 63 Jahre – zwei Jahre älter als Fendt. Die nächsten hätten gerne Tiere geschlachtet. Für Fendt nicht vereinbar mit seiner Lebensweise und dem Stiftungszweck. Es geht ihm schließlich darum, Tiere zu retten. „Das wäre das gleiche, wie wenn ein Tierschutzverein beim Sommerfest Würste verkauft.“ Vegetarier sollten die Pächter schon sein, alles andere hält er für nicht vertretbar.

Auch sollte der Hof nicht nur für den Eigenbedarf geführt werden. Denn Fendt sieht es als wichtig an, dass er mehr Menschen als Bewohner ernährt. Beispielsweise die treuen Kunden, die immer zu ihm auf den Wochenmärkten kommen.

Natur pur: Bei schönem Wetter kann man sogar die Alpen sehen.
Natur pur: Bei schönem Wetter kann man sogar die Alpen sehen. | Bild: Jakober, Stephanie

Mal sah es ganz gut aus: Ein junges Mädchen wollte den Hof übernehmen, der Freund hätte auch mitgemacht. Am Ende hat sie sich doch für eine Anstellung entschieden. Geregeltes Gehalt, kalkulierbare Arbeitszeiten, bezahlter Urlaub und die Verantwortung trägt der Chef.

Hoffnung hatte er in die Jugend gesetzt: „Die träumen doch von einer besseren Welt.“ Was gebe es Schöneres, als auf dem Land zu leben und Tiere zu retten? Er hatte erwartet, dass die junge Generation gerade in so einem Lebensentwurf Sinn finden würde. Doch mittlerweile hat er den Eindruck, als schrecke die Arbeit ab. „Ich hatte mehrere Bewerber aus dem akademischen Umfeld. Die denken nicht mehr in Arbeit, sondern in Projekten.“ Und da hat er von den Bewerbern zahlreiche Ideen gehört: Goldschmiede, Kommune, Tiny-House-Siedlung. „Viele kommen mit ihren Vorstellungen und treffen dann auf die Realität.“

Ideen für die Zukunft des Bauernhofs gibt es viele

Doch was für eine Realität ist das? Dass der Hof einmal einer Stiftung gehören wird, sieht Andreas Fendt nicht als Problem an. Schließlich fließe dann die Pacht in die Stiftung und der Stiftungszweck sei es, sich um das Tierwohl zu kümmern. Wenn die Pächter den Hof im Sinne seiner Lebensphilosophie weiterführen, dann würde die Stiftung sie auch unterstützen.

Realität ist aber auch, dass der Hof auf über 900 Meter Höhe liegt. Es lässt sich nicht alles anbauen. Realität ist auch, dass der Hof relativ klein ist. Doch mit mehreren Standbeinen könnte es funktionieren.

Das könnte Sie auch interessieren

Ein weiteres ist schon in die Wege geleitet. Fendt hat eine alte Scheune abgerissen. Dort steht jetzt ein Neubau. Im Dachgeschoss findet sich seine Wohnung. Das Erdgeschoss bietet Räume. Vielleicht für ein Hofcafé. Der Wolfspfad führt schließlich in der Nähe vorbei. Yoga? Weinverkostungen? Ideen könnten die zukünftigen Pächter viele umsetzen.

Ist es bitter für ihn, dass er bislang niemanden gefunden hat, der seinen Lebenstraum fortführen will? „Es ist schwer, wenn man Prinzipien hat. Aber ich kann nicht davon abrücken, nur um jemanden zu finden, der die Pacht bezahlt.“ Aber: Er ist Optimist und gibt die Hoffnung nicht auf, dass er irgendwann jemanden findet, der seinen Lebenstraum fortführen möchte.

Leben im Stall: Ein befreundeter Landwirt hat zwei seiner Tiere bei Andreas Fendt untergestellt. Er hat sie die kleine Bella und der ...
Leben im Stall: Ein befreundeter Landwirt hat zwei seiner Tiere bei Andreas Fendt untergestellt. Er hat sie die kleine Bella und der große Bubbi getauft und hofft, dass bald wieder mehr Leben auf dem Hof herrscht. | Bild: Jakober, Stephanie