Tristan Menzel aus Görwihl und Felix Südland aus Baden/CH haben die zweite Stufe ihres Projekts „Trilix“ zur Verbesserung der kardiologischen Notfallrettung im Landkreis Waldshut gezündet. Neun Monate nach Projektbeginn können die beiden Schüler des Technischen Gymnasiums an den Gewerblichen Schulen in Waldshut eine funktionsfähige Drohne mit integriertem Defibrillator vorweisen. Mit dem Fluggerät soll bei Herzinfarkten schnelle Erste Hilfe geboten werden.

Der erste Flugtest in wenigen Tagen

Menzel und Südland wollen die Drohne Ende Oktober einem ersten Flugtest in Zaberfeld bei Stuttgart unterziehen. Dort befindet sich Premium-Modellbau, einer ihrer Partner, der von Anfang an in das Projekt involviert war. „Wir sind fertig mit dem Programmieren und Einstellen der Drohne“, erklären die 19-jährigen Schüler, „aber das Risiko, dass sie beim Erstflug abstürzt, ist uns zu hoch“.

Obwohl sie im Frühjahr den Kenntnisausweis zum Fliegen einer Drohne beim deutschen Modellfliegerverband DMFV absolviert haben, wollen sie zuerst einen Profi ranlassen: Steffen Würch, Geschäftsführer des Betriebs in Zaberfeld/Konstanz, soll die neun Kilo schwere Drohne steigen lassen.

Trilix Video: Peter Schütz

Danach soll noch die LED-Beleuchtung angebracht werden, damit die Drohne auch nachts oder bei schwierigen Lichtverhältnissen fliegen kann.

Wie geht es dann weiter?

Ende 2020, so die Vorstellung der Schüler, soll die Drohne präsentationsfähig sein. Das Projekt haben sie bereits Landrat Martin Kistler und Patrick Frey, Vorsitzender der Leitstelle vom Kreisverband Deutsches Rotes Kreuz (DRK), vorgestellt. Frey hatte im Frühjahr gegenüber dem SÜDKURIER gesagt: „Das ist keine Spinnerei der jungen Männer, sondern eine fundierte Arbeit. Eine solche Drohne macht für uns Sinn.“

Außerdem konnten die Schüler Karsten Jung, Religionslehrer an den Gewerblichen Schulen Waldshut, als Mentor gewinnen. Dieser sieht im Rettungsdienst im Landkreis Waldshut „Verbesserungspotenzial“. „Deshalb macht das Projekt für mich absolut Sinn – von ethischer und sowohl technischer Seite“, so Jung.

Knifflige Konstruktion

Das Grundgerüst der Drohne besteht aus Karbon, eine Kohlenstofffaser. Menzel und Südland haben es eigenhändig zusammengestellt, inklusive der vier Rotoren, dem Bordcomputer, dem Funkgerät, einer Kamera, dem rund zwei Kilo wiegenden Akku und dem Gehäuse für den 1,2 Kilo schweren Defibrillator.

Die Drohne mit dem Defibriillator.
Die Drohne mit dem Defibriillator. | Bild: Peter Schütz

Dieses Gehäuse hat die Firma SLG Kunststoff in Bernau auf Sponsorenbasis in einem 3D-Drucker hergestellt. Es besteht aus drei Teilen, die Menzel und Südland nach dem Druck geschliffen, gespachtelt und lackiert haben. Das Gerät so zu konstruieren, dass alle notwendigen Zubehöre hineinpassen, bezeichnen Menzel und Südland als „einen Riesenzeitaufwand“.

Außerdem hatten sie noch den normalen Schulbetrieb zu absolvieren. Immerhin: „Echte Schwierigkeiten gab es nie“, konstatieren sie.

Die Finanzierung des Projekts

Ihre Anfragen um finanzielle Unterstützung – der Prototyp kostet rund 6000 Euro – wurden von verschiedenen Unternehmen und Institutionen positiv beschieden. Kopfzerbrechen bereitet ihnen nur die Versicherungsfrage. Normalerweise sind Drohnen bis zu einem Gewicht von fünf Kilo versicherbar. Nun müssen sie eine Versicherung finden, die ihre neun Kilo schwere Maschine versichert.

Der Anfang: Tristan Menzel (links) und Felix Südland im Januar 2020 mit dem Modell der Drohne.
Der Anfang: Tristan Menzel (links) und Felix Südland im Januar 2020 mit dem Modell der Drohne. | Bild: Peter Schütz

Von Februar bis März waren Menzel und Südland damit beschäftigt, den Kauf der Drohne über den Förderverein der Gewerblichen Schule abzuhandeln. Gleichzeitig schlossen sie die medizinische Analyse über den Landkreis Waldshut ab. Danach folgten der Zusammenbau des Modells und die Beschäftigung mit den einzelnen Komponenten wie Soft- und Hardware. Bis Mai arbeiteten sie an der Vorrichtung, in der der Defibrillator befestigt wird, sowie an einer ethischen Analyse. Im selben Monat hatten sie ein fertiges, in Bernau im 3D-Druckverfahren erstelltes Modell zur Hand. Derzeit baut die Zimmerei Denz aus Oberwihl auf Spendenbasis eine Transportkiste für die Drohne.

Die Aussichten

„Die Dokumentation konnten wir auch so beenden, wie wir es uns vorgestellt haben“, ziehen Menzel und Südland Bilanz. Zu Beginn des Schulunterrichts hatten sie schließlich mit der Stoll-Vita-Stiftung Kontakt aufgenommen und eine gemeinsame Scheckübergabe veranstaltet. Die Arbeit geht den beiden Schülern in nächster Zeit nicht aus. Zumal sie mit der Drohne am Wettbewerb „Jugend forscht„ teilnehmen wollen. Zwischenzeitlich halten sie ihr Projekt auch auf Instagram (trilix.aed.drohne) am Laufen.

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