Zwei Vorfälle am Mittwochabend auf der Hochrheinstrecke geben Rätsel auf und beschäftigen die Bundespolizei. In beiden Fällen wurden die Züge beschädigt – einmal von Außen, einmal von Innen. Betroffen waren jeweils die Regionalbahnen von Lauchringen nach Basel, beide Male gilt der Bahnhof Lauchringen West als Tatort.

Zwei Vorfälle, die sich am Bahnhalt Lauchringen-West ereignet haben, beschäftigen derzeit die Bundespolizei.
Zwei Vorfälle, die sich am Bahnhalt Lauchringen-West ereignet haben, beschäftigen derzeit die Bundespolizei. | Bild: Baier, Markus

War anfänglich von Schüssen die Rede, spricht die Bundespolizei Weil am Rhein in ihrer Mitteilung am Donnerstagnachmittag schließlich von „Vorfällen“.

Was war passiert?

Vorfall 1: Beschädigung auf der Frontscheibe

Gegen 18.39 Uhr wurde bei der RB17698 von Lauchringen in Richtung Waldshut die Frontscheibe des Zuges beschädigt. Der Vorfall hat sich laut Mitteilung der Bundespolizeiinspektion im Bereich des Haltepunkts Lauchringen-West ereignet.

„Auf der Frontscheibe ist eine Beschädigung erkennbar. Jetzt müssen wir prüfen, was die Beschädigung ausgelöst hat“, berichtet Katharina Kessler, Sprecherin der Bundespolizeiinspektion Weil am Rhein, auf Nachfrage. Was diese Beschädigung verursacht hat – ob beispielsweise ein Stein oder ein Geschoss – ist laut Kessler noch unklar und Gegenstand der Ermittlungen.

„Der Triebfahrzeugführer hat seine Fahrt bis Waldshut fortgeführt, danach wurde die Bundespolizeiinspektion verständigt“, so Kessler weiter.

Vorfall 2: Beschädigung an der Innenseite

Der zweite Vorfall ereignete sich im folgenden RB17284. Gegen 19.14 Uhr wurde, ebenfalls auf Höhe des Bahnhalts Lauchringen-West, die Innenseite einer Seitenscheibe beschädigt. Auch hier sei laut Kessler noch unklar, was die drei Beschädigungen verursacht hat.

Bahnreisende, die in Waldshut in den Zug eingestiegen sind, bemerken in der rechten vorderen Scheibe drei kirschkerngroße Löcher. Ein Bahn-Mitarbeiter betrat den Zug und tauscht sich kurz mit dem Lokführer aus.

Eine der Beschädigungen am Zugfenster: Hier von innen fotografiert und aufgrund der Spiegelung leider nur schwer zu erkennen.
Eine der Beschädigungen am Zugfenster: Hier von innen fotografiert und aufgrund der Spiegelung leider nur schwer zu erkennen. | Bild: SK

Auch dieser Zug habe die Fahrt bis zum Endhalt in Basel fortsetzen können.

Weiteres Bildmaterial von den Vorfällen gibt es nach Auskunft der Bundespolizei, doch die will es auf Anfrage jedoch noch nicht veröffentlichen und verweist auf aktuelle Ermittlungen.

In welche Richtungen wird ermittelt?

Den ersten Vorfall überprüft jetzt die Kriminaltechnik der Bundespolizeiinspektion Weil am Rhein. Wie Katharina Kessler beschreibt, hat die Beschädigung auf der Scheibe Ähnlichkeiten mit dem Schadensbild eines Steinschlags. Jetzt gelte es zu ermitteln, zu welchem Auslöser das Schadensbild passt. Hinweise von Zeugen gebe es bei diesem Vorfall nicht.

Beim zweiten Vorfall, der sich im Innenraum des Zuges ereignet haben soll, werden die Videoaufnahmen aus dem Zug überprüft.

Besteht ein Zusammenhang zwischen den Vorfällen?

“Zunächst sind es zwei getrennte Sachverhalte“, sagt Katharina Kessler auf Nachfrage. Mögliche Verbindungen werden aber im Zuge der Ermittlungen überprüft.

Gab es bereits einen ähnlichen Vorfall auf der Hochrheinstrecke?

„Spontan fällt mir kein vergleichbarer Fall auf der Strecke ein, ich will es aber auch nicht ausschließen“, so Kessler.

Wie ist die Stimmung in Lauchringen?

Sowohl Bahnreisende als auch Anwohner des Bahnhofs Lauchringen-West haben von dem Vorfall am Mittwochabend offenbar nichts mitbekommen. Eine Lauchringerin, die namentlich nicht genannt werden möchte, erklärte gegenüber unserer Zeitung, dass es ihr sehr nahe gehe, so etwas zu hören, denn sie sei sehr häufig mit dem Zug unterwegs. Warum jemand so etwas tue und dabei mutwillig Menschen in Gefahr bringe – das könne sie sich einfach nicht erklären.

Was sagt die Bahn zu den Vorfällen?

„Derzeit steht das Fahrzeug im Instandhaltungswerk Haltingen, wo die Frontscheibe schnellstmöglich ausgetauscht wird“, informiert ein Bahn-Sprecher am Donnerstagnachmittag auf Anfrage.

Ob die vereinzelten Zugausfälle am Mittwoch und Donnerstag im Zusammenhang mit dem Vorfall stehen, beantwortet die Bahn nicht direkt, gibt aber folgende Auskunft:

„Aktuell haben wir bei der Instandhaltung der Fahrzeuge einen urlaubs- und krankheitsbedingten Rückstau abzuarbeiten. Unsere Mitarbeitenden in den Werkstätten arbeiten mit Hochdruck daran. Entsprechend können derzeit nicht alle Züge in der üblichen Länge fahren. Für die eingeschränkte Kapazität entschuldigen wir uns ausdrücklich bei unseren Fahrgästen“, so der Sprecher weiter.

Wie reagiert die Lokführer-Gewerkschaft?

Konkrete Informationen zu dem Zwischenfall lagen bis zum Abend auch der Lokführer-Gewerkschaft GDL noch nicht vor. Lutz Dächert, Vorsitzender des GDL-Bezirks Südwest, bestätigte allerdings im Gespräch mit unserer Zeitung, dass Gewalt gegen Lokführer auch in Verbindung mit Sachbeschädigungen an den Fahrzeugen immer mehr zunehme, vor allem in Form von Steinwürfen: „Dass mit Waffen auf Züge geschossen wird, ist eher selten. Falls doch, kommen häufig Luftgewehre oder ähnliches zum Einsatz.“

Die damit abgefeuerten Geschosse hätten häufig nicht die Wucht, dass sie die Scheiben durchschlagen, so Dächert. Teilweise bekämen die Lokführer entsprechende Vorkommnisse erst im Nachgang mit, wenn die Schäden festgestellt werden. Das erschwere die Tätersuche ganz erheblich.

Allerdings: „Vorfälle dieser Art beunruhigen Lokführer durchaus.“ Wenn ein Kollege den Anschein erwecke, dass er Unterstützung bei der Aufarbeitung benötige, würden entsprechende Maßnahmen in die Wege geleitet, so Dächert.

Wir halten Sie weiter auf dem Laufenden.

Im Februar 2023 hat ein Mann im Bahnhof in Bad Säckingen mit der Faust die Seitenscheibe des Triebwagens eines Interregioexpresses (IRE) demoliert.

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