Wo der Mensch ist, ist auch die Ratte. In Deutschland gibt es wohl viermal so viele Ratten wie Einwohner, schätzen Experten. Und: „Ratten sind Kulturfolger“, erklärt Markus Haag, Leiter des Ordnungsamts Bad Säckingen. Das heißt, dass wenn Menschen sich nicht mehr auf Promenaden und in Parks versammeln, wie es während der Corona-Maßnahmen der Fall war, kommen die Ratten auch in die Wohngebiete.
„Am wichtigsten ist die Prävention“, erklärt Birte Könnecke, Amtstierärztin beim Regierungspräsidium Freiburg: Jede Futtermöglichkeit sichern, von Nahrungsmitteln über Tierfutter bis hin zum Mülleimer und Komposthaufen.
Nehmen die Nager trotzdem überhand, ist eine gezielte Bekämpfung wichtig. Denn Ratten übertragen von sich aus Krankheitserreger und bringen aus der Kanalisation Keime mit. „Eine besondere Gefahr sind multiresistente Keime aus dem Abwasser von Krankenhäusern“, erklärt Könnecke.
Bei der Bekämpfung setzen die Kommunen auf Gift: Schlagfallen sind aus Tierschutzgründen nicht gefragt, da sie nicht sicher töten. Und Elektroschocks verbieten sich im Kanalsystem aus Sicherheitsgründen. Denn die Abwasserkanäle sind bevorzugte Straßen und Nahrungsmittelquellen der Nager.
Nahrungsreste locken Nager an
„Fäkalien interessiere die Ratten nicht, dafür aber Nahrungsreste“, erklärt Frank Lückfeldt, technischer Leiter der Wehrer Kläranlage. Die Entsorgung über die Toilette sollte also tunlichst vermeiden werden. „Während der Pandemie haben wir aber beobachtet, dass offenbar mehr daheim gekocht wird und dann auch mehr Nahrungsmittel über die Toilette entsorgt werden,“ so Haag. Dank dieses guten Futterangebots haben sich die Ratten kräftig vermehren können.
Was kann jeder selber gegen Ratten tun?
Um der Gesundheitsgefahr Herr zu werden und gleichzeitig die Umwelt zu schützen, rüsten viele Gemeinden nun auf: Die neuen Giftfallen sind vor einer Ausspülung geschützt und können am Computer überprüft werden. „Früher hat man den Köder einfach in den Kanal gehängt und vielleicht zweimal im Jahr geprüft. Oftmals wurden die Köder dann bei Hochwasser weggespült“, erklärt Haag. Das Rattengift lagert sich dann in der Nahrungskette an und schädigt andere Tiere und auch den Menschen.

„Die Verschmutzung der Natur lässt sich mit geeigneten Köderschutzboxen leicht verhindern“, sagt der Fachspezialist für Abwasser Markus Vollmer von der ED Netze. Dazu kommt, dass die Gemeinden nach aktuellem Recht angehalten sind, den Giftverbrauch zu minimieren. „Mit den neue Fallen konnte in Lörrach der Gifteinsatz im Jahr von 900 Kilo auf nur noch 13 Kilo gesenkt werden“, so Haag. „Wir versprechen uns von den neuen Köderschutzboxen eine deutliche Reduktion des Gifteinsatzes. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, es spart auch Geld“, so auch Grenzach-Wyhlens Bürgermeister Tobias Benz. Allein in seiner Gemeinde stehen nun 20 der neuen Fallen, 15 000 Euro wurden für die Boxen und deren Installation investiert.
Falle sendet Daten
Schädlingsbekämpfer Björn Griener erklärt in seinem Büro im Wehrer Stadtteil Öflingen, wie das genau funktioniert: „Jede Falle hat einen Sender und ist entweder mit einem Lockmittel oder Gift ausgestattet. Jeder Besuch durch eine Ratte wird aufgezeichnet, die Daten werden teils alle acht Stunden übertragen.“ Wird eine Falle nicht besucht, wird sie zu Beobachtungszwecken nur mit Lockstoff ausgerüstet. Sind hingegen viele Ratten unterwegs, stellt Griener zusätzliche Fallen auf.
Viele größere Gemeinden nutzen das System bereits, auch wenn die Kosten höher sind. In kleineren Gemeinden setzt man noch auf die klassische Bekämpfung, dafür aber mehr Kontrolle: „Unsere Mitarbeiter sind geschult im Umgang mit dem Gift“, erklärt der Küssaberger Bauamtsleiter Franz Rogg. Das Gift werde ohne Wasserkontakt in den Kanal gehängt und regelmäßig kontrolliert.