Schüler in Deutschland weisen Einbußen, die etwa dem Lernstoff eines ganzen Schuljahres entsprechen, auf. So das Ergebnis des erst kürzlich veröffentlichten internationalen Leistungsvergleichs PISA. Und tatsächlich gibt es auch am Hochrhein die einen oder anderen Schwierigkeiten.
Gemeinschaftsschule Rheintal
Timo Feigl, Rektor der Gemeinschaftsschule Rheintal, etwa sagt: „Die Situation an unserer Schule spiegelt in vielen Aspekten die Ergebnisse der PISA-Studie wider.“ Insbesondere die Herausforderungen durch den Lehrkräftemangel seien vor Ort spürbar. Die Auswirkungen der Pandemie hätten zu den bestehenden Schwierigkeiten beigetragen.
Medienentwicklungsplan federt negative Effekte der Pandemie ab
„Ein positiver Aspekt ist, dass wir bereits vor 2020 mit Unterstützung unserer Schulträger, den Gemeinden Küssaberg und Hohentengen, große Fortschritte in der Digitalisierung gemacht haben.“ Dadurch sei die Schule besser auf die Anforderungen des digitalen Lernens vorbereitet gewesen und hätte einige der negativen Effekte abmildern können.
Rektor Feigl: „Schulsystem ist veraltet“
Feigl weiter: „Das grundlegende Problem unseres Schulsystems ist, dass es veraltet und den Herausforderungen der Gegenwart nicht gewachsen ist. Das wird nach wie vor nicht ernsthaft angegangen. Es ist in etwa so, als würde man bei der Titanic, nachdem sie den Eisberg gerammt hat, die Schornsteine neu streichen und dann davon ausgehen, dass das den Untergang verhindert.“
Der Rektor spricht sich für eine umfassende Reform aus, die die Struktur und die Finanzierung des Bildungssystems in den Fokus nimmt. „Wir brauchen mutige Schritte, um sicherzustellen, dass unsere Schulen die Ressourcen, Unterstützung und Lehrkräfte haben, die sie benötigen, um den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden.“
Bildung sollte nie an finanziellen Engpässen scheitern
Es benötigt seiner Meinung nach dringend mehr finanzielle Ressourcen für Schulen. „Sowohl, was die Ausbildung und Anzahl der Lehrkräfte direkt angeht, als auch für die Bildung multiprofessioneller Teams. Die Bildung unserer Kinder sollte niemals an finanziellen Engpässen scheitern.“
Die Einführung multiprofessioneller Teams an deutschen Schulen sei laut Feigl von entscheidender Bedeutung. Diese Teams sollten aus Experten wie IT-Spezialisten, Psychologen, Schulsozialarbeitern, Verwaltungsfachangestellten, Sonderpädagogen und vielen mehr bestehen. „Sie könnten sicherstellen, dass die individuellen Bedürfnisse der Schüler effektiv erfüllt werden und sie eine umfassende Unterstützung erhalten.“
Negative Lernerfahrungen hallen nach
Dies sei eine gewaltige Aufgabe, aber von entscheidender Bedeutung für die Zukunft der Gesellschaft. „Die Alternative, auf dem sinkenden Schiff zu bleiben – um im oben genutzten Bild der Titanic zu bleiben – ist keine Option. Die heutigen Schüler sind die Zukunft Deutschlands. Und ob diese Zukunft gut wird, liegt jetzt in unseren Händen.“
Scheffelgymnasium Bad Säckingen
Bernd Rieckmann, Schulleiter des Scheffel-Gymnasiums Bad Säckingen, sieht das ähnlich: „Ich bin, wie so viele der Meinung, dass wir gut darin täten, in unsere Kindergärten und Grundschulen zu investieren. Und zwar sowohl in das Personal als auch in die Ausstattung.“ Denn in den weiterführenden Schulen aufzuholen, was an der Basis fehlt, sei nur schwer möglich. „Negative Lernerfahrungen in der Kindheit hallen häufig ein ganzes Leben nach.“
Es sei für Rieckmann kein Geheimnis, dass die Beherrschung der Unterrichtssprache ein Schlüssel für das Lernen in allen Fächern sei. „Dies gilt aus meiner Sicht ausdrücklich für alle Schüler und nicht nur für solche mit Migrationshintergrund. Selbstverständlich hilft es, wenn Eltern sich für Schule interessieren und sich als Bildungspartner verstehen. Wenn die heimische Unterstützung fehlt, wird es für die Kinder über kurz oder lang schwierig.“
Realschule Waldshut
Eine andere Sicht auf das Thema hat Lisa Bosch, Rektorin der Realschule Waldshut. Sie beobachte an ihrer Schule, dass die Notendurchschnitte der Abschlüsse der vergangenen fünf Jahre recht konstant geblieben seien. „Ich kann das Ergebnis der PISA-Studie deswegen aus meiner Sicht nicht bestätigen“, sind ihre Worte.
„Je nachdem von welcher Grundschule die Kinder kommen, haben sie vielleicht gewisse Schwächen, aber dennoch sehe ich den Gesamttrend bei uns im Landkreis Waldshut als nicht zutreffend.“ Die Realschule jedenfalls bediene vor allem einen der entscheidenden Faktoren: „Wir sind ausgestattet mit Fachkräften, und auch mit Quereinsteigern haben wir bisher nur gute Erfahrungen gemacht.“