Zur Erinnerung: Die von der Planungsgesellschaft Deges vorgestellte Vorzugstrasse verläuft ab dem Anschlusspunkt zum Autobahnabschnitt 5 bei Schwörstadt zunächst ins Wehratal hinab, bis sie dann auf einer rund 1,2 Kilometer langen Talbrücke über Brennet geführt wird, anschließend in einem 2,7 Kilometer langer Tunnel hinauf nach Norden führt durch den Röthekopf. Nach einer kurzen, offenen Führung oberhalb von Bad Säckingen verläuft die Trasse wieder in einem Tunnel und unterquert das FFH-Gebiet „Murg zum Hochrhein“, bis sie bei der Anschlussstelle Murg auf die bestehende Trasse geführt wird.

Bild 1: Neue Planung für A98-Lückenschluss: Vorzugsvariante erhält aus der Region viel Rückenwind
Bild: Müller, Cornelia

Bad Säckingen: „Zufrieden, dass es endlich weitergeht“

Erleichterung im Bad Säckinger Rathaus. „Ich bin zufrieden, dass es endlich weitergeht“, sagt Bürgermeister Alexander Guhl auf Anfrage unserer Zeitung. Allein das Ende des Stillstandes sei einen positiven Vermerk wert, so Guhl. Bei der Planung lobt Guhl konkret die nördliche Lage der Trasse und die Tunnellösung rund um Bad Säckingen. Das sei auch die von ihm favorisierte Linienführung, die er gefordert habe. Sie sei abgerückt von der Stadt und berücksichtige die Bad Säckinger Interessen.

Gleichwohl will Guhl „jetzt nicht gleich in Euphorie ausbrechen“, wie er sagt, „wir müssen das alle erst mal sacken lassen.“ Die Deges habe eine saubere, erste Planung vorgelegt. Diese will die Stadt nun vor dem Hintergrund des Heilquellenschutzes genauer anschauen. „Wir werden uns da mit dem Gutachten nochmals abstimmen.“ Denn die Heilquellen gehörten zu den wichtigsten Schutzgütern der Stadt.

Wichtig ist für Guhl jetzt, dass „die neue Vorzugsvariante nicht zerredet wird“. Die Bürger entlang der B34 bräuchten endlich eine Perspektive. Gerade in den beiden Gemeinden Schwörstadt und Bad Säckingen müsse Entlastung her, denn das neue Verkehrsgutachten lasse für die kommenden Jahrzehnten dramatisch Zunahmen erwarten, so Guhl.

Mittagszeit am Bad Säckinger Brennet-Areal: Auf der B34 staut sich trotz optimierter Ampelschaltung der Verkehr, die von rechts aus der ...
Mittagszeit am Bad Säckinger Brennet-Areal: Auf der B34 staut sich trotz optimierter Ampelschaltung der Verkehr, die von rechts aus der B518 einfahrenden Fahrzeuge verschärfen die Problematik. | Bild: Susanne Eschbach

Gerade deshalb ist Guhl von den zeitlichen Planungsschritten der Deges besonders erfreut. Denn nach dem Ziel der Autobahnplaner soll die Planfeststellung, also das Genehmigungsverfahren, bis Ende der Dekade abgeschlossen sein und der Spatenstich noch vor 2030 stattfinden. Im aktuellen Bundesverkehrswegeplan ist der Bad Säckinger Abschnitt im vordringlichen Bedarf eingestuft. Heißt: es gibt Geld. Allerdings gilt der Bundesverkehrsegeplan immer nur 15 Jahre, der aktuelle läuft 2030 aus. Angesichts der jahrzehntelangen Vergangenheit von Autobahnplanungen am Hochrhein lässt Guhl die Frage offen, ob der Zeitplan der Deges nicht etwas zu ambitioniert ist.

Seit Jahrzehnten warten die Menschen am Hochrhein auf die durchgehende Autobahn. Mit der Vorzugsvariante könnte ein wichtiger Schritt ...
Seit Jahrzehnten warten die Menschen am Hochrhein auf die durchgehende Autobahn. Mit der Vorzugsvariante könnte ein wichtiger Schritt nach vorn gegangen werden. | Bild: Rolf Haid

Wehr: „Beste Trassenvariante, die es bisher gab“

„Das ist mit Abstand die beste Trassenvariante, die ich bisher gesehen habe“, kommentierte Wehrs Bürgermeister Michael Thater den von der Deges präsentierten Entwurf. Vor allem sei nie zuvor ein „derart qualifizierter und hochprofessioneller Variantenvergleich“ vorgenommen worden. Thater: „Ich bin überzeugt, dass das gerichtsfest ist – und vor allem handelt es sich um einen realistischen und möglichen Vorschlag, der alle relevanten Belange umfasst.“

Auch ihm Hinblick auf die Finanzierbarkeit zeigt Thater sich sicher, dass keine Probleme zu erwarten seien: „Man kann davon ausgehen, dass die Deges uns keine Variante präsentiert, deren Finanzierung mit Berlin und Bonn nicht abgesprochen ist.“ Deswegen sei es auch zu den Verzögerungen bei der Präsentation gekommen. Der ursprünglich vorgesehene Termin vergangenes Jahr war bekanntlich mehrfach verschoben worden.

Insofern sei er unterm Strich „sanft optimistisch“, so Thater. Auf den ersten Blick seien die Belange der Kommunen weitgehend berücksichtigt worden. Gerade die Aufständerung der Taltrasse bei Öflingen halte er für eine „gute Idee“, zumal dadurch einerseits die Eisenbahntrasse unberührt bleibe und auch das Gewerbegebiet überquert werde, anstatt es zu durchschneiden, wie es mit der Konsens-Trasse vorgesehen war.

Die Stadt Wehr stehe dem Ganzen also wohlwollend gegenüber. Aber natürlich befinde man sich jetzt auch erst am Anfang eines Genehmigungsprozesses, so Thater: „Wehr wird durch dieses Projekt die höchsten Lasten aller betroffenen Kommunen zu tragen haben. Daher werden wir auch bei den Details der Planung genau hinsehen.“ Das gelte gerade bei der Lärmbelastung für die benachbarten Wohngebiete, ebenso beim Naturschutz und der Erhaltung des Naherholungswertes im Bereich der Wehra-Mündung und beim Schutz der Tiefbrunnen Rheinau-Nagelfluh.

Die Bundestagsabgeordneten Armin Schuster und der Verkehrsexperte Steffen Bilder, Schwörstadts Bürgermeisterin Christine ...
Die Bundestagsabgeordneten Armin Schuster und der Verkehrsexperte Steffen Bilder, Schwörstadts Bürgermeisterin Christine Trautzwein-Domschat, der erste Landesbeamte Ulrich Hoehler und Mitstreiter der Interessengemeinschaft Bürger in Not A 98 haben beim Ortstermin in der Schwanenkurve nur ein Thema: der rasche Weiterbau der A98 im Abschnitt 5. | Bild: Ingrid Böhm-Jacob

Schwörstadt und Murg: „Gute Nachricht für die Region“

Für die Schwörstadter Bürgermeisterin Christine Trautwein-Domschat ist die Entscheidung für die neue Vorzugsvariante eine gute Nachricht. Ihre Gemeinde liegt zwar ein Autobahnabschnitt vor Wehr-Bad Säckingen, also im Abschnitt 5 Karsau-Schwörstadt. Dennoch ist Schwörstadt unmittelbar von der Planungsreife im nachfolgenden Abschnitt betroffen. Denn solange bei Wehr-Bad Säckingen keine klare Linienführung feststeht, endet der vorige Autobahnabschnitt oberhalb von Schwörstadt irgendwo im Wald. Für Bürgermeisterin Trautwein-Domschat ist deshalb klar: Niemand werde bei Schwörstadt eine Autobahn bauen, die am anderen Ende nicht abgenommen wird und „im Nirwana“ endet. Deshalb sei es so wichtig „Verkehrswirksamkeit“ für den Abschnitt Karsau-Schwörstadt herzustellen, zumal die Planfeststellung in dem Bereich langsam, dem Ende entgegen gehe.

Absolut positiv sind derweil auch die Signale vom östlichen Anschlusspunkt, der Gemeinde Murg: „Wir stehen voll und ganz hinter dieser Vorzugsvariante. Es ist ein gelungener Vorschlag, der die Anforderungen an einen leistungsfähigen Lückenschluss hervorragend erfüllt“, so Murgs Bürgermeister Adrian Schmidle. Es sei eine vernünftige, realistische Lösung, die allen Belangen der betroffenen Kommunen Rechnung trage. Aus Sicht von Murg sei es wichtig, dass das Vorhaben schnellstmöglich gebaut werde, gerade im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung der Region und die prognostizierten Zuwächse des Verkehrsaufkommens.

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Bürgerinitiativen zwiegespalten

Jürgen Ernst, Mitglied der Öflinger Bürgerinitiative „Pro Taltrasse“, zeigte sich „erfreut, dass die Deges solch neue Gedanken zur Trassenführung einbringt“. Das Vorhaben sei zwar teurer als viele andere Varianten, es berücksichtige aber auch umfassender naturschützende Maßnahmen. Um die BI war es in den vergangenen Jahren ruhig geworden, gerade auch weil sich in der Autobahnfrage nichts Nennenswertes mehr getan habe, sagt Ernst. Inwieweit sich dies während des Planfeststellungsverfahrens ändern wird, könne er aber noch nicht abschätzen.

Alles andere als begeistert ist Georg Wunderle von der BI Bergtrasse in Öflingen-Brennet. Wunderle, selbst Bewohner der Hardtsiedlung am Verkehrsknoten B34/B518 hält gar nichts von der neuen Vorzugsvariante. Er und seien Mitstreiter fühlen sich von der Stadt Wehr „verschaukelt“. Beim Bau der Umgehungsstraße hätten die Bewohner der Hardtsiedlung seinerzeit Opfer gebracht, Grundstücksstreifen abgetreten und eine näher rückende B34 akzeptiert – dies gegen die Zusage, man würde schließlich beim Bau einer A98-Bergtrasse wieder entlastet. Nun habe man beides vor der Tür. Wunderle gibt der Vorzugsvariante im Übrigen wenig Chancen auf schnelle Realisierung. Die Trasse sei zu aufwendig und zu teuer, für Brennet werde es umfangreiche Lärmschutzmaßnahmen brauchen. Das alles werde nur zu weiterer Verzögerung führen, so Wunderle.

Entwicklungen bei der Hochrheinautobahn A98

 

Gutachter: Verkehr wird rund um Bad Säckingen extrem zunehmen

Nach 2012 ist nun ein neues Verkehrsgutachten für den Hochrhein erstellt worden. Es stellt den Status quo fest und soll die Verkehrsentwicklung bis 2040 hochrechnen. Die Prognosen der Gutachter sind dramatisch. Die Verkehrsströme werden entgegen der bisherigen Erwartung stark zunehmen – und das mit oder ohne den Bau einer Autobahn. Für Gemeinden wie Schwörstadt und Bad Säckingen, bei denen annähernd die komplette Ortsdurchfahrt von Wohnbebauung gesäumt wird, dürften dies ohne eine entlastende Verkehrsader zu Extrembelastungen kommen. Die Gutachten sagen, es brauche künftig eine vollwertige, vierspurige Autobahn, um den Verkehr aufzunehmen. Sie haben 2019 den Status quo ermittelt und jeweils eine Prognose fürs Jahr 2040 mit und eine ohne Autobahn berechnet. Die Zahlen beziehen sich immer auf 24 Stunden.

  • Der Status quo: Heute passieren täglich 15.100 Fahrzeuge die Ortsdurchfahrt Schwörstadt. 12.200 Fahrzeuge befahren die B518 im Bereich Wehr-Öflingen. 22.900 Fahrzeuge werden auf der B34 im Westen Bad Säckingens gezählt, auf der B34 in Obersäckingen sind es 21.200.
  • Verkehrsaufkommen im Jahr 2040 ohne A98: Durch die Ortsdurchfahrt Schwörstadt werden sich 20.400 Fahrzeuge quälen, also 5300 mehr als heute. 13.900 Fahrzeuge befahren dann nach Berechnungen der Gutachter die B518 im Bereich Wehr-Öflingen, also 1700 mehr als heute. 30.600 Fahrzeuge werden auf der B34 im Westen Bad Säckingens erwartet, 7700 mehr als heute. Auf der B34 in Obersäckingen sollen es im Jahr 2040 täglich 26.000 Fahrzeuge sein, also 4800 mehr als heute.
  • Verkehrsaufkommen im Jahr 2040 mit einer Autobahn: Nach Berechnungen der Gutachter fahren 2040 täglich auf Höhe Bad Säckingen-Wehr 40.000 Fahrzeuge über die A98.6. Auch wenn der Verkehr im Vergleich zur 2040-Prognose ohne Autobahn insgesamt steigt, werden die Ortsdurchfahrten entlastet. Durch Schwörstadt sollen es nur noch 10.000 Fahrzeuge sein (10.000 weniger als 2040 ohne Autobahn und 2000 weniger als heute). Auf der B34 im Westen Bad Säckingen werden 22.900 Fahrzeuge prognostiziert. Das wären soviel wie heute, aber rund 10.000 weniger als in der 2040-Prognose ohne Autobahn. In Obersäckingen wären es 18.200 Fahrzeuge. Das sind 2000 weniger als heute und 7800 weniger als ohne A98. (age)