Das badische Rheinfelden gilt als mit die wärmste Stadt Deutschlands. „Was bedeutet das für unsere Zukunft?“: Zu dieser Frage interviewte Pfarrer Joachim Kruse Kandidierende auf einem „pinken Sofa“ vor der Christuskirche im Zentrum der Industriestadt.
Die Bewahrung der Schöpfung betonen
Zur Veranstaltung eingeladen hatte der „Grüne Gockel“, das Umweltteam der evangelischen Kirchengemeinde Rheinfelden, das mit der Aktion Mitverantwortung zur Bewahrung der Schöpfung zum Ausdruck bringen wollte.
Geplant war, die Interviews mit den Kandidaten für den Gemeinderat nach den Themenbereichen „Bewahrung der Schöpfung“, „Energiesparen in der Stadt“ sowie „Mobilität“ zu führen. Pfarrer Joachim Kruse, der die Moderation der Veranstaltung übernommen hatte und die Fragen stellte, ließ den Gesprächen jedoch freien Lauf, ohne aber den Kern der klimapolitischen Inhalte vermissen zu lassen.
Die Vorstellungen für eine klimafreundliche Stadt
Pfarrer Joachim Kruse befragte zunächst die SPD-Gemeinderätin Eveline Klein zu deren Vorstellungen für eine klimafreundliche Stadt. Sie sprach sich für mehr Grün in Rheinfelden aus, so auch im Rahmen verpflichtender Bebauungspläne. Gleichzeitig forderte sie, dass dazu auch eine definitive Kontrolle um die Einhaltung solcher Vorgaben stattfinden müsse.
Das Werben um mehr Photovoltaik auf den Dächern
Franziska Werbing und Rüdiger Lorenz (Soziales Rheinfelden) warben für mehr Photovoltaikanlagen auf den Hausdächern sowie die energetische Sanierung von älteren Gebäuden. Kritik äußerten sie an der städtischen Wohnbaugesellschaft Rheinfelden, auf deren Gebäuden noch immer viel zu wenige Photovoltaikanlagen entstehen würden. Beide betonten aber auch, dass es zunächst um die Schaffung von mehr Akzeptanz in der Bevölkerung gehen müsse.
Wie viel Staat und Stadt muss sein?
Offen blieb die Antwort auf die Frage, ob der Staat oder die Stadt nicht auch regulierend eingreifen müsse, um die gesetzten Klimaziele schneller zu erreichen. Insofern müsse es auch in der Verwaltung und im Gemeinderat einen Bewusstseinswandel geben, so Rüdiger Lorenz, denn die Biodiversität und der Klimaschutz seien Überlebensfragen.
Was hat es mit der Schwammstadt auf sich?
Für die Umsetzung einer sogenannten Schwammstadt, in der es darum gehen müsse, nach Starkregenereignissen das Wasser zu sammeln, um es bei Bedarf wieder zurückzugewinnen, sprach sich Martin Volkmann (Grüne Alternative Liste) aus, während Pfarrer Joachim Kruse die Frage nach einem Masterplan aufwarf, an den sich auch die Intentionen des „Grünen Gockel“ orientieren könnten.
In der Forschung wird schon einiges getan
„Wenn die hohe Steuerlast dazu genutzt wird, dann kann man auch Anreize schaffen“, äußerte sich auf dem pinken Sofa Eckhart Hanser (CDU). Er blickte, wie auch CDU-Gemeinderatskandidat Luka Kempf, positiv in die Zukunft und begründete seine Haltung als Hochschuldozent und Wissenschaftler damit, dass bereits in der Forschung vieles für eine Verbesserung des Klimaschutzes getan werde.
Digitalisierung als Grundlage für Klimapolitik
Beispielhaft nannte er die Forschung im Rahmen von Batteriezellen und umweltfreundlicheren Speicherzellen, wobei er sich auch mehr Flexibilität der Autohersteller wünschte. Bei allem müsse es aber immer ohne staatlichen Zwang gehen. Vielmehr müsse die Digitalisierung vorangetrieben werden, denn alles lasse sich steuern, sodass die Digitalisierung auch als Grundlage für klimapolitische Aktivitäten dienen müsse.
Der Gemeinderat muss Überzeugungsarbeit leisten
Dass sich die Verwaltung hier und da noch schwertue, die ein oder andere Aktivität auch tatsächlich umzusetzen, darauf verwies Jörg Moritz-Reinbach, der als Kandidat von Bündnis 90/ Die Grünen eingeladen war. Er meinte, dass der künftige Gemeinderat der Großen Kreisstadt diesbezüglich viel an Überzeugungsarbeit leisten müsse.
Klimaschutz mit mehr Eigeninitiative
Dass der Staat und auch die Stadt nicht alles selbst machen können, betonte Dietmar Häßler (FW) im Interview auf dem pinken Sofa vor der Christuskirche. Er sagte, die Stadt Rheinfelden habe schon vieles in Angriff genommen, es müsse aber auch um Eigeninitiative gehen.
Die leidige Geschichte mit dem Elterntaxi
Im Hinblick auf eine umweltfreundliche Mobilität kritisierte er vor allem die täglichen An- und Abfahrten von Müttern und Vätern, wenn sie ihre Kinder bis vor das Klassenzimmer in die Schule fahren oder von der Schule abholen. Dies sei ein Unding, das sich mittlerweile überall eingebürgert habe. Vielmehr müsse den Kindern auch vermittelt werden, alleine zur Schule gehen zu können beziehungsweise von dort auch den Heimweg anzutreten.
Die Veranstaltung kann als Erfolg gewertet werden, weil viele Aspekte, unterschiedliche politische Positionen, Wertungen und Priorisierungen ausgetauscht werden konnten. Dem interessierten Zuhörer halfen die Interviews vielleicht auch, bei den Kommunal- und Europawahlen am 9. Juni ihr Kreuzchen zu setzen.
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