Hohe Wellen schlug die öffentliche Kritik des FDP-Kreisrats Klaus Denzinger am Fehlbetrag des Waldshuter Kreiskrankenhauses. Im Namen der CDU, Freien Wähler und SPD stellte Kreisrat Manfred Weber, Küssabergs Bürgermeister, fest, Denzingers Behauptungen in einem Pressegespräch seien „nicht förderlich“ für das Klinikum Hochrhein gewesen. Der angesprochene FDP-Fraktionssprecher hatte zuvor schon die Kreistagssitzung vorzeitig verlassen.
Der Vorsitzende der vierköpfigen FDP-Fraktion hatte in einer Halbzeitbilanz der Wahlperiode die wirtschaftliche Entwicklung des Krankenhauses kritisiert, namentlich die Millionen-Defizite im vergangenen und diesem Jahr. Die Corona-Krise könne nicht die einzige Entschuldigung sein, so Denzinger vor Medienvertretern. In der Verantwortung sah er die Geschäftsführung des Klinikums.

Der zweite Vorwurf galt angeblich mangelhafter Transparenz beim Thema Krankenhaus. Der Wehrer Altbürgermeister kritisierte Entscheidungen „hinter verschlossenen Türen“, die der Kreistag nachher „öffentlich nur noch abnicken“ könne.
Manfred Weber weist Kritik zurück
Dagegen verwahrte sich Manfred Weber (CDU) im Kreistag namens der drei Fraktionen. Den Vorwurf, der Großteil des Kreistags befasse sich ungenügend mit dem Zukunftsthema Klinikum, wies er deutlich zurück. Der Kreisrat, Mitglied im Aufsichtsrat der Kreisklinik, war selbst vor kurzem Patient und beleuchtete „aus vielen Gesprächen“ vor allem die Sicht des Personals, das „unser Haus täglich mit großem Einsatz am Laufen“ halte. Wer in Corona-Zeiten pauschal Wirtschaftlichkeit fordere, „der verkennt die Lage“, so Weber. Er forderte Denzinger auf, „nicht dauernd Wunden zu schlagen, die nachher nicht mehr heilen können“. SPD-Kreisrat Alexander Guhl schloss sich Webers Ausführungen an.
FDP-Kreisrätin Carolin Welsch verteidigt Denzinger
Für den nicht mehr anwesenden Klaus Denzinger ergriff FDP-Kreisrätin Carolin Welsch Partei, die auch beim erwähnten Pressegespräch anwesend war. Sie schob die Ursache teilweise auf die Berichterstattung, was im Gremium mit Heiterkeit quittiert wurde. Es sei von der FDP kein Sparen am Personal gefordert, sondern sogar ein Sonderbonus für die Beschäftigten gefordert worden. In der Sache stellte sie fest, das Defizit des Hauses entwickle sich „nicht so, wie es auch sein könnte“. Die Kritik am Kollegen Denzinger sei „nicht fair“.
Schärfe brachte Harald Würtenberger (Freie Wähler) in die Debatte. Wenn sich inzwischen zwei von vier FDP-Kreisräten von ihrem Sprecher distanzierten, dann zeige dies, dass in der Fraktion grundlegend etwas nicht stimme. Wenn man Profilneurose behandeln könnte, dann müsste man Denzinger „einliefern“, erklärte Würtenberger. Was wiederum FDP-Kontrahentin Carolin Welsch zurückwies, die Würtenbergers „Kinderstube“ in Zweifel zog.
Landrat Martin Kistler äußerte sich am Ende zufrieden mit der von mehreren Seiten getroffenen Feststellung, „dass im Klinikum Großartiges geleistet wurde“.
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