Die derzeit rund 38.000 Angehörigen der römisch-katholischen Kirche im westlichen Landkreis Waldshut werden ab Jahresbeginn 2026 in einer gemeinsamen Großpfarrei zusammengefasst. Zum Sitz der Hauptkirche und der Verwaltung sowie zur Benennung der neuen Kirchengemeinde werden die örtlichen Gremien noch dieses Jahr Vorschläge unterbreiten.
Noch dieses Jahr wird entschieden, wer Leitender Pfarrer wird
Die zukünftige Großpfarrei umfasst sechs Kirchengemeinden: Bad Säckingen-Murg, Hotzenwald St. Wendelinus, Laufenburg-Albbruck, St. Blasien, Todtmoos-Bernau und Wehr. An ihrer Spitze wird ein Leitender Pfarrer stehen. Interessenten für diese Aufgabe können sich demnächst melden, im letzten Quartal dieses Jahres entscheidet Erzbischof Stephan Burger über die Besetzung.

„Ich werde die Leitung nicht übernehmen. Das ist definitiv“, sagt Dekan Peter Berg (64), Münsterpfarrer in Bad Säckingen. Berg, der die Umsetzung der Kirchenentwicklung 2030 genannten Strukturreform als Projektkoordinator begleitet, nennt dafür einen schlagenden Grund: Kein Pfarrer, der eine örtliche Kirchengemeinde bereits acht oder mehr Jahre leite, könne die Leitung der künftigen Großpfarrei übernehmen. Das Ordinariat wolle für die Aufgabe Geistliche mit neuem Blick anvertrauen. Bewerbungen von auswärts seien nicht nur möglich, sondern würden begrüßt.
Auf den Dekan warten aber ohnehin neue Aufgaben: Er wird zusätzlich zur Seelsorgeeinheit Bad Säckingen-Murg bis Ende 2025 die Seelsorgeeinheit Laufenburg-Albbruck übernehmen. Dort geht im August Pfarrer Klaus Fietz aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand. Neben dem bisherigen Kooperator Philipp Ostertag wird Berg dabei durch einen weiteren Priester im pastoralen Dienst unterstützt. Wie Berg sagte, handelt es sich um Basil Elekwachi. Der Nigerianer ist derzeit noch als Kaplan in Waibstadt tätig.
Eine ganze Reihe an Kriterien entscheidet über die Ausstattung mit Geistlichen
Dem Leitenden Pfarrer wird eine weitere pastorale Leitungsperson zur Seite stehen. Zusätzliche pastorale Stellen sollen laut einer Mitteilung des Erzbischöflichen Ordinariats nach einem Schlüssel besetzt werden, der sich an Katholiken- und Bevölkerungszahl, Fläche sowie Anzahl der bisherigen Pfarreien orientiert. Für die Krankenhausseelsorge, Wallfahrten oder Gemeinden nichtdeutscher Muttersprache soll es zusätzliche Seelsorger geben.

Derzeit sind in den sechs Kirchengemeinden der zukünftigen Großpfarrei laut Berg sechs Pfarrer und vier Kooperatoren tätig. Hinzu kommen Diakone, Pastoral- und Gemeindereferenten sowie andere pastorale Helfer. Allein in Bad Säckingen umfasst das Seelsorgeteam derzeit neun Personen.
Der Leitende Pfarrer wird sich vor allem um Verwaltungsaufgaben kümmern
Der Leitende Pfarrer werde sich vor allem um die Verwaltung und um Personalführung kümmern und relativ wenig Zeit für die Seelsorge haben, schätzt Berg. Der Posten werde vom Erzbischof befristet für acht Jahre besetzt, eine Verlängerung um weitere acht Jahre sei möglich. Zusätzlich zum Leitenden Pfarrer wird in der Verwaltung auch ein hauptamtlicher Geschäftsführer arbeiten.
„Das von den Gemeindeteams und anderen ehrenamtlich geleiteten Gruppen geprägte kirchliche Gemeindeleben wird fortgeführt“, betont Berg. Auch alle bestehenden kirchlichen Einrichtungen der bisherigen Pfarrgemeinden würden von der Großpfarrei übernommen. Es werde weiter Gottesdienste in allen Kirchen und Dienstleistungen in allen Pfarrbüros geben.
Verschiedene pastorale Zentren mit jeweils eigenem Profil
Neu sollen pastorale Zentren gebildet werden. Für die Bad Säckinger Kirche Heilig Geist etwa steht laut Berg eine Nutzung vorrangig für Jugendgottesdienste im Raum. In Todtmoos sei die Kirche Mariä Himmelfahrt bereits heute Ziel von regionalen und überregionalen Wallfahrten. Ähnlich soll auch für andere Kirchen ein jeweils eigenes Profil entwickelt werden.

Neu ist ferner, dass die Großpfarrei eine gemeinsame Hauptkirche, einen gemeinsamen Verwaltungssitz und einen gemeinsamen Namen haben wird. Auch darüber wird letztlich das Ordinariat in Freiburg entscheiden, die Pfarrgemeinderäte können aber Vorschläge machen.
Soll die Hauptkirche nach Bad Säckingen, St. Blasien oder Görwihl?
Derzeit stehen laut Dekan drei Vorschläge im Raum, was die künftige Hauptkirche sein solle: das Fridolinsmünster in Bad Säckingen, der Dom St. Blasius in St. Blasien oder die Kirche St. Bartholomäus in Görwihl. Benannt würde die Großpfarrei nach dem Patron der Hauptkirche, zusätzlich könne die Kirchengemeinde auch noch einen eigenen Namen erhalten, so Berg. „Beispielsweise Kirchengemeinde Alb-Rhein-Wehra.“ Der zentrale Verwaltungssitz der Großpfarrei könne sich auch an einem anderen Ort befinden als die Hauptkirche.
Bereits am 20. Juni treffen die Pfarrgemeinderäte erste Entscheidungen
Bereits am Dienstag, 20. Juni, kommen die Pfarrgemeinderäte der künftigen Großpfarrei im Sall der Heiligkreuzkirche Bad Säckingen zusammen, um erste Entscheidungen zu treffen, sagte Berg. Zunächst werde es aber eher um prozedurale Dinge gehen, etwa um die Frage, ob ein beschließender Ausschuss gebildet werden solle, der anstelle der Gesamtheit der Pfarrgemeinderatsmitglieder entscheiden dürfe.