Mit den Lockerungen an der Grenze, sowie bei der Corona-Verordnung des Landes ist es nun auch auf der Schiene der Verkehr wieder etwas lebhafter – obwohl die Bahnreisenden noch fast einen Monat warten müssen, bis der normale Fahrplan wieder gilt. Wie läuft der Zugverkehr jetzt? Wir haben nachgefragt.

Alle Verfügungen aufgehoben

Laut einem uns vorliegenden Schreiben von Thorsten Krenz, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für das Land Baden-Württemberg, an die Abgeordneten in den Landkreisen Waldshut und Lörrach sind alle bestehenden Verfügungen der Bundespolizei, die einen durchgehenden Eisenbahnverkehr mit der Schweiz untersagen, aufgehoben worden.

Seit Samstag hält der Interregio-Express (IRE) auf der Linie Ulm-Singen-Waldshut (-Basel) wieder in Schaffhausen. Seit Montag fährt die Regionalbahn Singen-Schaffhausen wieder – zumindest im Stundentakt. Sie halten, wie vor Corona, an den üblichen Schweizer Stationen Thayngen, Herblingen und Schaffhausen.

Schweizer S-Bahn hält erst wieder ab 25. Mai im Jestetter Zipfel

Entgegen der Information in dem Schreiben ist der Transitverkehr vom „Jestetter Zipfel“ über Schaffhausen nach Singen erst wieder ab dem 25. Mai möglich, wie die Pressestelle der SBB auf Nachfrage informierte. Bahnreisende, die von dort aus nach Singen wollen, müssen also weiterhin den Umweg mit dem Bus nach Erzingen und IRE nach Singen, die damit verbundene längeren Fahr- und Wartezeiten in Kauf nehmen.

Zumindest für die Schüler aus Lottstetten, Jestetten und Altenburg, die nach Singen müssen, gibt es eine Übergangslösung. Seit dem 13. Mai holt ein Bus die Schüler morgens ab und bringt sie am Nachmittag wieder zurück. Der Bus fährt direkt über Schaffhausen und Thayngen.

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In dieser Sache hatte sich auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Felix Schreiner jüngst an den Direktor des schweizerischen Bundesamts für Verkehr (BAV), Peter Füglistaler, gewandt. Die SBB begründet dem Angeordneten gegenüber die Wiederaufnahme zum 25. Mai mit betrieblichen Gründen. Zudem hätten die schweizerischen Zollbehörden eine Vorlaufzeit bei der Umsetzung verlangt, um ihre Kontrollen anpassen zu können.

Konkret wird ab dem 25. Mai 2020 die Wiederinbetriebnahme der folgenden Linien erfolgen: IR 75 Luzern – Zürich – Konstanz bis Konstanz, Halt der SBB GmbH-Linie Basel Badischer Bahnhof – Zell im Wiesental wieder an den Haltestellen Riehen und Riehen Niederholz, stündlicher Verkehr der S36 (Thurbo) zwischen Waldshut und Koblenz, Halt der S-Bahn-Linie S9 Zürich – Schaffhausen an den Haltestellen Jestetten und Lottstetten und der Vollbetrieb zwischen Kreuzlingen/ Kreuzlingen-Hafen und Konstanz der Thurbo.

Verwirrend ist derzeit die Nutzung der verschiedenen Online-Fahrpläne. Gibt man auf der Plattform bwegt.de als Startort Jestetten, als Zielort Singen ein, scheint es so, als laufe der normale Bahnbetrieb auf der Transitstrecke wieder. Auf den Seiten der SBB und Deutschen Bahn hingegen wird dem Bahnreisenden die schon seit Beginn der Corona-Krise geltende Bus-Zugverbindung über Erzingen angezeigt.

Erst Mitte Juni wieder ein IRE zwischen Basel und Waldshut

Der IRE darf wieder in Schaffhausen halten. Dennoch fährt er weiterhin von Singen kommend nur bis Waldshut, umgekehrt erst ab Waldshut nach Singen. Auf der Strecke Waldshut-Basel verkehrt nach wie vor nur die Regionalbahn. Ab Mitte Juni soll der IRE laut der Pressestelle der Bahn in Stuttgart wieder durchgehend nach Basel fahren. „Die Deutsche Bahn, Aufgabenträger und die Besteller der Züge haben sich abgestimmt, den Regionalbahnverkehr von Basel nach Waldshut zu stärken“, erklärt die Bahnsprecherin.

In einer Online-Pressekonferenz am Montag zog Landesverkehrsminister Winfried Hermann eine positive Bilanz des Nahverkehrs auf der Schiene seit Beginn der Coronakrise. Er wird auf der Internetseite des Minsteriums zitiert: „Die Epidemie sorgt für reduzierte Fahrgastzahlen und bei den Lokführern und beim Zugpersonal für krankheitsbedingte Ausfälle. Es war der absolut richtige Schritt, schnell darauf zu reagieren und vorübergehend nur einen stabilen Grundfahrplan anzubieten, damit in der Krise die Züge zuverlässig fahren. Das hat sich ausgezahlt.“

Im März hätten alle regionalen Bahnunternehmen im Land in enger Zusammenarbeit mit der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) und dem Verkehrsministerium die Fahrpläne gleich zwei Mal angepasst. Von einem anfangs auf rund 50 Prozent reduzierten Grundangebot sei seit Anfang Mai auf ein erweitertes Grundangebot von 70 bis 80 Prozent der Fahrleistung aufgestockt worden.

Mit dem Fahrplanwechsel am 14. Juni solle wieder nahezu das volle Angebot gefahren werden.