Citybus-Netz wird auf Ortsteile erweitert
Man muss sicherlich weit gehen, um eine derartige Vielfalt in Sachen Mobilität zu finden, noch dazu wenn man die Größe der Stadt bedenkt. „Ich denke, es ist schon herausragend, was wir hier in den vergangenen Jahren auf den Weg gebracht haben“, bilanziert Martin Ritter, der die Geschäftsführung der Stadtwerke zum Ende des Jahres abgeben wird. Und noch immer sei eine ganze Menge in Bewegung – bei der Planung neuer Projekte ebenso wie bei der Optimierung bereits bestehender Angebote.
Mit zu den ältesten städtischen ÖPNV-Einrichtungen zählt der Citybus, der inzwischen drei Linien im Stadtgebiet in regelmäßigem Turnus mehrmals täglich ansteuert. Schon seit einigen Jahren wurde der Bus auf Elektro-Antrieb umgestellt. Außerdem wird kontinuierlich an dem Angebot gefeilt, wie Martin Ritter darstellt.
Damit liegen die Stadtwerke voll auf Kurs mit den Mobilitätsplänen des Landes, wo Bad Säckingen neben Stuttgart, Tübingen und Mannheim/Heidelberg eine von vier Modellkommunen in denen die Einführung eines „Mobilitätspasses“ untersucht wurde – und damit die Möglichkeit, den Bürgern gegen eine monatliche Gebühr eine kostenlose Nutzung des örtlichen ÖPNV zu bieten. Die Zielsetzung, die Landesverkehrsminister Winfried Herrmann (Grüne) mit diesem Projekt verbindet, ist immer mehr Menschen den Umstieg vom Auto auf andere Fortbewegungsmöglichkeiten schmackhaft zu machen. Bei der Vorstellung des Abschlussgutachtens erklärte Herrmann jüngst: „Wir wollen eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen in Baden-Württemberg bis 2030 erreichen.“

Carsharing und Ladestationen werden Bestandteile der Stadtplanung
Doch auch das Thema Carsharing steht bei den Stadtwerken weit oben auf der Agenda. Mit drei Fahrzeugen gibt es in der Stadt seit Mitte vergangenes Jahr eine kleine Flotte, so Ritter. Auch hier werde kontinuierlich gefeilt und weiterentwickelt. Insbesondere solle das Angebot näher an die potentiellen Kunden herangebracht werden.
Geplant sei daher zum Beispiel, eines der Fahrzeuge an einer Ladestelle am Bahnhof zu stationieren: „Somit besteht also die Möglichkeit, direkt von Zug oder Bus in eines der Fahrzeuge umzusteigen.“ Lange Fußmärsche würden also künftig vermieden, so Ritter. Abgesehen davon sieht auch die grundlegende Strategie der Stadt so aus, dass auch in neuen Wohngebieten Möglichkeiten für Carsharing und das Aufladen von E-Mobilen eingeplant werden, um den dortigen Bewohnern eine attraktive Alternative zum eigenen Auto zu bieten.

Grundlegend investiert haben die Bad Säckinger Stadtwerke in den vergangenen Jahren vor allem in das Netz der Ladestationen für Elektrofahrzeuge. 30 Stück gibt es inzwischen im ganzen Stadtgebiet. Auch Parkhäuser wurden damit ausgestattet. Noch werde mit diesen zwar nicht sonderlich viel Geld verdient, allein schon weil sich Zahl der reinen Elektrofahrzeuge in der Region in einem überschaubaren Rahmen bewege, so Ritter.
Als moderner Energiedienstleister sehe sich das Unternehmen aber auch in der Pflicht, die Infrastruktur auszubauen, um so eben den Menschen den Umstieg auf moderne Fortbewegungsmittel zu erleichtern. Der Ausbau des Ladenetzes sei also eine Investition in die Zukunft.
Daher werde auch beim Ausbau des Stromnetzes immer so kalkuliert, dass bei Bedarf schnell weitere Ladestationen errichtet werden könnten, schildert Ritter die Strategie des Energieversorgers.
Große Herausforderung: Nutzerzahlen steigern
Die Gegebenheiten in der Trompeterstadt sind mithin sehr gut. Doch wie steht es mit der Nutzung der zahlreichen Angebote. Das bringt Martin Ritter ohne Umschweife auf den Punkt: „Es ist noch sehr viel Luft nach oben. Die Angebote haben sich noch nicht in dem Maße etabliert, dass es sich für uns rentiert.“
Die Nutzung der Ladestationen liege bei gerade einmal 20 Prozent. Beim Carsharing verzeichnen die Stadtwerke eine Gesamtleistung von 15.000 Kilometern. Und auch beim Citybus sei die Auslastung längst nicht so groß, wie man dies erwarten könnte. Einzelne Haltestellen, etwa im neuen Wohngebiet Rheinau, seien nach einer Testphase wieder kassiert worden. „Wir hatten Haltestellen, bei denen monatelang niemand zu- oder ausgestiegen ist, obwohl eine vorherige Umfrage gezeigt hat, dass die Menschen großes Interesse an einer Erweiterung des Citybus-Angebots haben“, bedauert Ritter.
Verstärkt Nutzer für die Angebote zu gewinnen, sei also die große Aufgabe und Herausforderung, der sich die Stadtwerke gegenübersehen. Das sei nichts, was man „von heute auf morgen“ schafft, räumt der Stadtwerke-Chef ein: „Es ist auch in gewissem Maße eine Frage der Mentalität. Die Menschen in Bad Säckingen und Umgebung sind noch immer am liebsten mit dem eigenen Auto unterwegs. Und beim eigenen Auto setzt die Mehrheit nach wie vor auf den klassischen Verbrennermotor.“
Aber es sei durchaus ein Umbruch feststellbar. So zeige sich gerade bei Jugendlichen immer deutlicher, dass das eigene Auto nicht mehr das höchste Gut sei, sondern ÖPNV und moderne Mobilitätskonzepte immer mehr an Bedeutung gewinnen. Der Zugang zur Mobilität sei also durchaus auch eine Generationsfrage.

Wichtig: Kundenbedürfnisse und -probleme abfragen
Natürlich könne es sich ein Unternehmen nicht erlauben, zu warten, bis die Zahl der Kunden von alleine steige. Stattdessen setzen die Bad Säckinger Stadtwerke auf die aktive Kontaktaufnahme mit den Menschen in der Stadt. Die Abfrage von Bedürfnissen und Wünschen sei nämlich ein wichtiger Eckpfeiler für die weitere Ausrichtung des Unternehmens, sagt Martin Ritter: „Wir haben in dieser Hinsicht mit unseren Bürger-Workshops sehr gute Erfahrungen gemacht.“
Hierbei handelt es sich nicht nur um ein wichtiges Forum für den Austausch und die Diskussion mit Kunden. Es seien durchaus auch spannende Ideen ins Gespräch gekommen. Daher sei diese Form des Kontakts – egal ob bei persönlichen Treffen oder via Videokonferenzen – für die Stadtwerke auch in Zukunft ein wichtiger Aspekt der Arbeit. Denn neue Angebot zu schaffen, die niemanden interessieren, könne sich nämlich kein Unternehmen auf Dauer leisten, so Ritter.