Vom Krimi bis zum Wanderführer: Zahlreiche Autoren vom Hochrhein und aus dem Südschwarzwald haben vor Kurzem ihre Bücher veröffentlicht. Wir haben hineingeblättert und geben Ihnen einige Lesetipps.

Ralf Göhrig: „Endstation Poolewe“

Im äußersten Süden Baden-Württembergs, in Jestetten im Klettgau, geht Förster Ralf Göhrig auch dem literarischen Waidwerk nach. Statt zur Flinte greift er zur Feder und schreibt Kriminalromane. Sein achter Hamilton-Krimi „Endstation Poolewe“ (Verlag tredition) führt in den Norden des schottischen Hochlandes.

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An einem kalten Wintertag entdeckt der Busfahrer einen toten Mann auf einem Sitz – erstochen. Der Tote hat Papiere dabei, die ihn als irischen Fahrenden ausweisen: Ein Fall für den bewährten Kripochef Bob Hamilton, der es mit Drogenhandel zu tun kriegt. Der Ermittler sticht in ein Wespennest und bringt sich bei einem seiner bekannten Alleingänge in tödliche Gefahr. Während Poolewe eine wirkliche Ortschaft in Schottland ist, sind die Personen und die Geschichte rein fiktiv.

Ralf Göhrig hat bereits seinen achten, in Schottland spielenden Hamilton-Krimi herausgebracht.
Ralf Göhrig hat bereits seinen achten, in Schottland spielenden Hamilton-Krimi herausgebracht. | Bild: Ingrid Ploss

Der Autor legt Wert darauf, dass die Orte stimmen und es realistisch ist, wenn eine Person von A nach B fährt. Für seine Figuren hat Göhrig keine Vorbilder, sie entwickeln sich. Die Inspiration komme beim Schreiben, wenn er sich in die Szenen versetze und den Plot und den Spannungsbogen aufbaue: „Die Geschichte ergibt sich von selbst.“ Die Stories dieses Liebhabers der britischen Inseln erscheinen in lockerer Folge; es sind keine Fortsetzungsromane, sondern abgeschlossene Geschichten, die eine treue Leserschaft haben.

Gerald Edinger: „Der Mann mit dem Tattoo am Hinterkopf“

Um Drogen geht es auch in Gerald Edingers Buch mit dem spannenden Titel und auffallenden Cover: „Der Mann mit dem Tattoo am Hinterkopf“ (Verlag tredition). Edingers Erstling basiert auf der wahren Geschichte von Ringo P., der seit 30 Jahren „clean“ ist. Der Name ist anonymisiert, das Pseudonym hat sich der Ex-Junkie, der nach vielen Jahren Frankfurt jetzt am Hochrhein lebt und der Co-Autor ist, selbst zulegt.

Gerald Edinger mit seinem Buch „Der Mann mit dem Tattoo am Hinterkopf.“
Gerald Edinger mit seinem Buch „Der Mann mit dem Tattoo am Hinterkopf.“ | Bild: Melanie Völk

Der 68-jährige ehemalige Redakteur von SÜDKURIER und Alb-Bote aus Wutöschigen, der den Kontakt zur Redaktion nie abgebrochen hat („einmal Journalist, immer Journalist“), lernte durch die mehrteilige Reportageserie „Drogen am Hochrhein“, bei der es um Suchtprävention ging, Ringo P. kennen, der in Schulen von seinen Erfahrungen und den Gefahren der Drogensucht berichtet.

Lese-Tipps Gerald Edinger: Der Mann mit dem Tattoo am Hinterkopf, Verlag tredition
Lese-Tipps Gerald Edinger: Der Mann mit dem Tattoo am Hinterkopf, Verlag tredition | Bild: Verlag tredition

„Deine Geschichte ist ein Buch wert“, sagte Edinger zu ihm, obwohl er eigentlich nie ein Buch schreiben wollte. Den erfahrenen Reporter hat diese ebenso dramatische wie traurige Lebensgeschichte so berührt, dass er sie aufgeschrieben hat, „nicht reißerisch, sondern so, wie es wirklich war“. Die umfangreiche Reportage über die drogengeschwängerten 1960/70er Jahre, als die Rockszene „Sex, Drugs and Rock‘n‘Roll“ zum Lebensstil erkor, ist mit Fakten glaubhaft unterfüttert und in der Quellenlage sorgfältig recherchiert. Denn, so Edinger: „Die besten Geschichten schreibt das Leben.“

Jürgen Glocker: „Schopfloch – Ein Kleinstadtroman“

Ein literarisch anspruchsvolles Buch brachte der Waldshuter Schriftsteller Jürgen Glocker heraus: „Schopfloch – Ein Kleinstadtroman“ (Morio Verlag). Schauplatz der Provinz-Satire, die von der Tragikomödie in die Tragödie kippt, ist ein fiktiver Ort im Hochschwarzwald. „Schopfloch ist überall“, sagt Glocker, dem es um die Landschaft und die Menschen geht.

Jürgen Glocker legt mit „Schopfloch“ einen umfangreichen satirischen Kleinstadtroman vor.
Jürgen Glocker legt mit „Schopfloch“ einen umfangreichen satirischen Kleinstadtroman vor. | Bild: Rosemarie Tillessen

Neben dem kleinstädtischen Milieu, wo jeder jeden kennt, spielen Probleme des Tourismus in diese Hommage an die Heimat mit hinein. Der moderne Briefroman bedient sich E-Mails und Schreibformen wie Notizen, Protokollen und Schnipsel. Es kommen verschiedene Zuträger, Kommentatoren und Spitzel zu Wort, die dem Ich-Erzähler Max Mohr Gerüchte und Intimes über seinen früheren Freund, den Hotelierssohn, späteren Tourismusmanager und Hochstapler Konstantin Klingele, zutragen.

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Interessant sind die vielschichtigen Erzählperspektiven und Sprachstile: der expressive, schnoddrig-freche Jargon der „verkrachten Existenz“ Klingele und der akademische, gemäßigt-sachliche Tonfall des angepassten, „kreuzbraven“ Lehrers Mohr. Die Figuren, die der Autor satirisch ins Visier nimmt, sind plastisch beschrieben, nicht nur die beiden Hauptprotagonisten, zwischen denen ein Spannungsverhältnis herrscht, sondern auch die resolute Bürgermeisterin oder die junge Geliebte Fritzi, eine Zirkusprinzessin.

Nach vielen Verwicklungen, Klatsch und Tratsch, Getuschel und Gezischel führt Glocker zielsicher zum überraschenden Showdown. Der Roman ist vielstimmig, sprach- und literaturverliebt und ruht, wie im Anhang zu lesen, auf den Schultern großer Autoren, die ihre Spuren auf den fast 440 Seiten hinterlassen haben.

Lars Freudenthal: „Meine Lieblings-Winterwanderungen im Schwarzwald – 35 Touren für die kalte Jahreszeit“

Den realen Südschwarzwald beschreibt der Waldshuter Reisejournalist Lars Freudenthal in zahlreichen Wanderführern. Aktuell erschienen ist „Meine Lieblings-Winterwanderungen im Schwarzwald – 35 Touren für die kalte Jahreszeit“ (J. Berg Verlag). Freudenthal führt auf Strecken zwischen Feldberg und Schauinsland und gibt Erlebnistipps für Routen im Schnee, Rodeln und gemütliche Einkehr.

Lars Freudenthal: Winterwanderungen im Schwarzwald, J. Berg Verlag.
Lars Freudenthal: Winterwanderungen im Schwarzwald, J. Berg Verlag. | Bild: J. Berg Verlag

Den Schwarzwald kennt er wie seine Westentasche. Zusammen mit seiner Frau Annette schreibt er über magische Kraftorte, Burgen, Klöster und vergessene, mystische Pfade in dieser Gegend, hat aber auch mehr als 60 Länder bereist und veröffentlicht seine Reiseberichte auf einem eigenen Blog.

Sandhya Hasswani: „Chind un andri Ploge wo glücklich mache“

Nach dem Hotzenwälder Sagenband erzählt Sandhya Hasswani in ihrem neuen Buch „Chind un andri Ploge wo glücklich mache“ (Drey-Verlag) erheiternde Geschichten aus dem Elternleben.

Sandhya Hasswani erzählt in ihrem Kinderbuch für Erwachsene und Junggebliebene aus dem Elternleben.
Sandhya Hasswani erzählt in ihrem Kinderbuch für Erwachsene und Junggebliebene aus dem Elternleben. | Bild: Peter Schütz

Die Herrischrieder Autorin und Journalistin will, dass sich die Leser zurückversetzt fühlen in die Erlebnisse mit den eigenen Kindern. Deswegen hat sie ihre „kleinen Helden“ mit den Spitznamen ihrer beiden Kinder Hanni und Franz bedacht, mit denen sie in den ersten Jahren „die unmöglichsten Sachen“ erlebt hat („Der ganz normale Wahnsinn“). Die 34-Jährige mit indischen Wurzeln bekam das Alemannische schon früh von ihren Schulfreundinnen ins Ohr gesetzt.

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Die Sprache schaffe Nähe zur Heimat. „Sobald ich hinausgehe ins Dorf, zum Bäcker, ist für mich die Mundart Alltag“, sagt die zweifache Preisträgerin des Gerhard Jung-Wettbewerbs, die sich auch in der Muettersproch-Gsellschaft einbringt.

In schönstem Hotzenwälder Alemannisch schildert sie autobiografisch 51 Geschichten, meist Anekdoten und witzige Situationen aus der Kinder- und Erwachsenenwelt. Von ihr stammen auch die fröhlichen Illustrationen, angelehnt an ihre Kinder, aber comichaft und in Regenbogenfarben – entsprechend zur Leichtigkeit der Geschichten.

Markus Manfred Jung: „Nebelgischt“

Ihr Lektor Markus Manfred Jung, selbst ein bekannter Mundartautor aus dem Wiesental, der im Herbst den autobiografischen Reisebericht „Nebelgischt“ (Bucher Verlag) von einer Wanderung vom Südschwarzwald durch die Schweiz bis nach Italien in Tagebuchaufzeichnungen und Essays auf Alemannisch und in Standardsprache veröffentlicht hat, ist voll des Lobes über Hasswanis aus dem Leben gegriffene Geschichten: „Es ist kein Kinderbuch, es ist ein Buch für Erwachsene, die Kinder liebhaben.“

Markus Manfred Jung: Nebelgischt, Bucher Verlag.
Markus Manfred Jung: Nebelgischt, Bucher Verlag. | Bild: Bucher Verlag

Hans Mehlin: „Die Hotzenwälder Himmelsleiter“

In der Fortsetzung seiner Reihe „Alemannisches Intermezzo“ erzählt Hans Mehlin in „Die Hotzenwälder Himmelsleiter“ (Books on Demand) die autofiktionale Familiennovelle weiter. Nach dem großen Erfolg seines Debüts „Die Hotzenwälder Anna“ hat der frühere Forstdirektor aus Herrischried eine Doppelbiografie über Annas Schwestern Pauline und Steffane Keller verfasst. Mehlin kann wieder auf Erzählungen aus dem Familienkreis zurückgreifen, um die bewegten Lebensgeschichten seiner Urgroßtanten authentisch und lebendig nachzuzeichnen: das Leben einer bodenständigen Bäuerin, die den elterlichen Hof besser bewirtschaftet als ihr Vater, und das abenteuerliche Schicksal ihrer Schwester, der „schönen Steffane“, die in Säckingen bei einer Fabrikantenfamilie als Dienstmädchen arbeitet und nach Amerika auswandert.

Hans Mehlin (hier mit einer historischen Fotografie) setzt die Hotzenwälder Familiennovelle fort.
Hans Mehlin (hier mit einer historischen Fotografie) setzt die Hotzenwälder Familiennovelle fort. | Bild: Jürgen Scharf

Das Ende bringt Mehlin gleich zu Beginn, wenn der frühere Kaplan und spätere Benediktiner-Pater ans Sterbebett von Pauline gerufen wird. Die fromme Jungfer war wohl in jungen Jahren in den Kaplan „verschossen“ und hat aus Furcht vor dem Fegefeuer den Hof der Kirche vermacht. War im ersten Band das Mühlespiel der Anna das verbindende Leitmotiv, so wählt Mehlin nun die religiösen Bilder der Himmelsleiter und der Demutstreppe.

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Stilistisch wirkt die zweite Folge der Familiensaga literarisch freier und kühner, angereichert mit spannenden phantasmagorischen Erscheinungen und Traumbildern. Außerdem sind noch mehr alemannische Einsprengsel und urige Mundartdialoge eingebracht: ein lohnendes Leseabenteuer zwischen Hotzenwälder Bauernalltag und dem „amerikanischen Traum“.

Der Hochrhein ist auch Schauplatz zahlreicher Krimis. Eine Auswahl finden Sie hier.