Nein, Kinder sind keine Plagen. Oder vielleicht doch? Falls ja, dann muss unbedingt ein Augenzwinkern dahinterstecken. So, wie es Sandhya Hasswani in ihrem neuen, soeben im Drey-Verlag in Gutach im Schwarzwald erschienenen Büchlein vormacht. Es heißt „Chind un andri Ploge wo glücklich mache“. Der Titel deutet es an: Geschrieben ist es in alemannischer Sprache. Dabei sei Hochdeutsch ihre Muttersprache, erklärt Sandhya Hasswani.

Aber: „Alemannisch habe ich im Kindergarten und in der Schule ins Ohr gesetzt bekommen und es kommt mir von Herzen.“ So sehr, dass sie in den vergangenen Jahren immer wieder Prosa und Lyrik in alemannisch geschrieben hat und dafür sogar mehrfach ausgezeichnet worden ist. Ihr neuester Erfolg: Sie hat an dem Mundart-Preisausschreiben „Lahrer Murre“ teilgenommen und ist als Preisträgerin nominiert. Die Preisverleihung findet am 11. Oktober 2021 statt.

Cover: Das Umschlagsbild des Buches „Chind un andri Ploge wo glücklich mache“.
Cover: Das Umschlagsbild des Buches „Chind un andri Ploge wo glücklich mache“. | Bild: Sandhya Hasswani

Alemannisch hat es der 33-jährigen Autorin auch deswegen angetan, weil es eine Sprache ist, die „hierhin und für den persönlichen Bereich passt“. Tatsächlich stammen die für das neue Werk gesammelten 51 Geschichten aus ihrem persönlichsten Umfeld, ihrer Familie nämlich. Die Mutter von zwei Kindern, einem Sohn (11) und einer Tochter (3), hat es sich früh zur Aufgabe gemacht, die Ereignisse rund um das frische Elternglück, um Erziehung und Entwicklung vom plappernden Baby zum sprechenden Kind, in einem Tagebuch aufzuzeichnen.

Dieses hat ihr als Vorlage gedient. „Die meisten Geschichten basieren auf wahren Ereignissen“, berichtet Sandhya Hasswani. Als Schriftstellerin hat sie natürlich auch die kreative, literarische Freiheit zu nutzen gewusst, indem sie zum Beispiel Pointen gesetzt hat. Aber eben: Vieles ist echt, oft so passiert, wie sie es beschreibt.

Das Mädchen Hanni, im Buch als „Buschi“ und „Schwöschterle“ bezeichnet, das in den Trockner klettert, mit den von der Gotte geschenkten Filzstiften Wände vollkritzelt oder das Klo mit allem, was nicht niet- und nagelfest ist, füllt. Auch der Junge mit dem Spitznamen Franz ist nicht ohne, hat seine eigenen, alles andere als elternkompatiblen Vorstellungen von Freiheit und Abenteuer. Dabei beschreibt Sandhya Hasswani nur, was in jeder Familie geschehen kann und worin sich viele Eltern sicher wiederfinden.

Interessanter Ort: Eine Illustration aus dem Büchlein Chind un andri Ploge wo glücklich mache“.
Interessanter Ort: Eine Illustration aus dem Büchlein Chind un andri Ploge wo glücklich mache“. | Bild: Sandhya Hasswani

Und weil sie das Alemannische „als Sprache für den persönlichen Bereich, als Freizeitsprache und als Brücke zur Heimat“ sieht, stand für sie von Anfang an fest: „Dass es für mich keine andere Sprache gibt, die sich besser für dieses Buch eignet, als Alemannisch.“ Das Projekt sei „der reinen Freude entsprungen“, sagt sie. „Es ist ein Herzensprojekt, in das ich viel Zeit investiert habe“, so Sandhya Hasswani.

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Das „Herzensprojekt“ wäre nicht umgesetzt worden, wenn sie nicht mit einem Stipendium des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg ausgezeichnet worden wäre. Dieses erlaubte ihr Anfang des Jahres erst recht mit Blick auf Corona und den damit verbundenen Lockdowns die Umsetzung des Projekts. Die Lockdowns haben ihr vieles abverlangt – als Mutter und als Autorin. „Oft blieben nur die Randzeiten zum Schreiben“, hält sie fest. Und zum Malen. Denn Sandhya Hasswani hat ihr Büchlein selbst illustriert.

Schmetterling: Eine Illustration aus dem Büchlein „Chind un andri Ploge wo glücklich mache“.
Schmetterling: Eine Illustration aus dem Büchlein „Chind un andri Ploge wo glücklich mache“. | Bild: Sandhya Hasswani

Angefangen hat sie mit realistischen kleinformatigen Aquarellen, doch nach wenigen Bildern hat sie sich für einen freieren, fröhlicheren Malstil entscheiden. Die abgebildeten Illustrationen unterstreichen den humorvollen Grundton der Geschichten. Was in Wirklichkeit anstrengend gewesen sein mag, kommt somit federleicht und äußerst unterhaltsam daher. Was zu Sandhya Hasswanis Botschaft passt: „Leute, vergesst das Lachen nicht“, reflektiert sie, „denn diese Zeit mit den Kindern kommt nicht mehr zurück“.

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Dass „Chind un andri Ploge wo glücklich mache“ im Drey-Verlag publiziert wird, ist kein Zufall. Denn der Verlag hat sich auf alemannische Literatur spezialisiert. Einer seiner Mitwirkenden, Markus Manfred Jung, hat das Lektorat für Sandhya Hasswanis Buch übernommen. Als zweiter Lektor war Christian Lueg aus Herrischried im Boot. Der Clou: Am Ende des Buches gibt es einen QR-Code. Einmal gescannt, können die ersten drei Geschichten auf jedem Smartphone angehört werden.

Der Drey-Verlag wurde am 11. März 1995 in Wehr gegründet. „Wehr spielt bei der Verlagsgründung insofern eine Rolle, als Markus Manfred Jung, der Initiator, damals in Wehr wohnte“, blickt Verleger Wendelinus Wurth zurück. Dort beschlossen Jung, Wurth und Franz Handschuh, den Drey-Verlag zu gründen. Angemeldet ist dieser jedoch in Gutach. Wendelinus Wurth: „Damals – wir kannten uns von der Arbeit beim D‘ Deyflsgiger her – teilten wir die Ressorts untereinander auf: Markus Manfred Jung besorgt das Lektorat, Franz Handschuh die Ausstattung und ich den Rest, Produktion und Vertrieb.“

Besprechung: Sandhya Hasswani mit Lektor Markus Manfred Jung und Verleger Wendelinus Wurth, von links, bei einer Besprechung.
Besprechung: Sandhya Hasswani mit Lektor Markus Manfred Jung und Verleger Wendelinus Wurth, von links, bei einer Besprechung. | Bild: Sandhya Hasswani

Der Drey-Verlag hat bisher – mit Nachauflagen – 116 Produkte (111 Bücher, 4 CDs, 1 Kartenset) veröffentlicht. „Das Graphische, die Buchgestaltung, erledigen Franz Handschuh und ich zusammen“, so Wurth. Der Drey-Verlag fühlt sich vor allem der regionalen Literatur, der Lyrik und der Mundart verpflichtet. 2006 erhielt er den baden-württembergischen Preis für literarisch ambitionierte kleinere Verlage. Bislang hat der Verlag über 100 Bücher herausgegeben.