„Herzlich willkommen, wir freuen uns, euch wieder begrüßen zu dürfen“, steht auf einem Gutschein geschrieben, den der Lebensmittel-Discounter Aldi Süd zu Beginn dieser Woche vor seinen Filialen im Landkreis Waldshut und an den Zufahrtsstraßen verteilen ließ. Wer für mindestens 60 Euro einkauft, bekommt zwischen dem 15. Juni und 18. Juli bei Vorlage des Coupons fünf Euro Rabatt.

Der Gutschein, auf dem zudem die deutsche und die Schweizer Flagge abgebildet sind, hat vielerorts im Landkreis Waldshut für Verwirrung und zum Teil erheblichen Unmut gesorgt. Wie E-Mails an die Redaktion und Kommentare in den sozialen Netzwerken zeigen, hat der Gutschein von Aldi Süd, auf der neben der eidgenössischen auch die deutsche Fahne platziert ist, bei vielen Menschen den Eindruck erweckt, dass er ausschließlich an Schweizer Einkaufstouristen gerichtet sei.

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Das im Umriss eines Herzens gedruckte Datum „15.6.“ mag diesen Eindruck zusätzlich verstärken. An diesem Tag wurde die deutsch-schweizerische Grenze nach der coronabedingten Schließung Mitte März wieder geöffnet. Seitdem ist es Schweizern auch ohne triftigen Grund wieder möglich, in deutschen Geschäften einzukaufen.

Zweiklassengesellschaft bei Aldi?

„Warum hat Aldi Süd eine ähnliche Kampagne nicht während der Grenzschließung den treuen deutschen Kunden zukommen lassen?“, schreibt ein Leser aus Lauchringen in einer E-Mail an die Waldshuter Lokalredaktion. Darin bezeichnet er außerdem die aktuelle Rabatt-Aktion des Discounters als „Schlag ins Gesicht des lokalen Einzelhandels“ und aller deutschen Kunden, die während der Corona-Pandemie bei Aldi Süd eingekauft haben.

„Man wird das Gefühl nicht los, dass hier eine Zweiklassengesellschaft bei Aldi Süd besteht“, schreibt der Lauchringer und fügt hinzu: „Einkaufen müssen wir alle, aber solche Aktionen eines Großverteilers schüren den Unmut in unnötiger Weise.“

Mit diesem Gutschein wirbt Aldi Süd im Landkreis Waldshut nach der Grenzöffnung um Kunden.
Mit diesem Gutschein wirbt Aldi Süd im Landkreis Waldshut nach der Grenzöffnung um Kunden. | Bild: privat

Den Discounter künftig ganz und gar boykottieren will eine andere Bewohnerin des Landkreises Waldshut. Auf Facebook hat sie ihrem Ärger über die Rabatt-Aktion Luft gemacht. „Das war‘s dann wohl! Ich hab‘ das letzte Mal bei euch eingekauft“, schreibt sie in ihrem Posting, in dem sie den Facebook-Auftritt von Aldi Süd verlinkt hat. Auf diese Weise können die Konzernmitarbeiter den Eintrag lesen.

Aldi betont: Gutschein ist für alle Kunden

Die Pressestelle von Aldi Süd schreibt auf Anfrage des SÜDKURIER, dass die Gutscheine nicht nur für Schweizer bestimmt seien, sondern auch für deutsche und französische Kunden. Man habe in den Filialen entlang der Grenze neben Stammkunden aus Deutschland sehr viele Kunden aus der Schweiz und aus Frankreich. Letztere hätten aufgrund der Grenzschließung viele Wochen nicht bei Aldi einkaufen können.

„Anlässlich der Grenzöffnung möchten wir all unseren Kunden an stark frequentierten Straßen rund um unsere Filialen ein kleines Geschenk in Form von Einkaufscoupons anbieten“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Einzige Voraussetzung für die Einlösung sei ein Einkaufswert von mindestens 60 Euro.

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Kunden berichten außerdem auf Facebook, dass sie bei einem Kreisverkehr der Grenzgemeinde Lottstetten beobachtet hätten, wie Gutscheine ausschließlich an Autofahrer mit Schweizer Kennzeichen verteilt worden seien. Deutsche Autofahrer seien hingegen beim Verteilen ausgelassen worden. Auf Nachfrage teilt ein Aldi-Sprecher dazu mit: „Grundsätzlich verteilen wir unsere Einkaufsgutscheine an alle Kundinnen und Kunden – unabhängig von ihrer Herkunft.“

CDU-Bundesabgeordneter Schreiner spricht von unglücklicher Aktion

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Felix Schreiner hält die Aktion zumindest für ungeschickt: „Persönlich halte ich eine Gutschein-Aktion nur für Schweizer Kunden für ziemlich unglücklich und unsensibel. Ich kann verstehen, wenn sich hier sich hier die regionale, deutsche Kundschaft, die unsere Supermärkte während Corona mit ihren Einkäufen unterstützt hat, benachteiligt fühlt.“

Der Bundestagsabgeordnete Felix Schreiner (CDU) kann die Verärgerung mancher deutschen Kunden über die Gutschein-Aktion nachvollziehen.
Der Bundestagsabgeordnete Felix Schreiner (CDU) kann die Verärgerung mancher deutschen Kunden über die Gutschein-Aktion nachvollziehen. | Bild: Torsten Boll

Einige Kunden hat Aldi damit möglicherweise verprellt. Mehrere Facebooknutzer kündigten einen Boykott an. Sie würden künftig beim Aldi-Konkurrenten Lidl einkaufen, schrieben mehrere.