Das Verkehrsaufkommen entlang des Hochrheins wird sich bis zum Jahr 2040 markant erhöhen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten, das die Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs und -bau GmbH) als Grundlage für die weitere Planung der A98 in Auftrag gegeben hat. Und nicht nur das.

Bis zu 43.000 Fahrzeuge täglich

Die Berechnungen der Experten gehen davon aus, dass die aktuellen deutschen und Schweizer Verkehrsprognosen deutlich höher sind, als dies in vorhergehenden Untersuchungen der Fall gewesen sei. „Die Steigerungen des Verkehrsaufkommen sind mehr als doppelt so hoch.“ Die Berechnungen gehen von bis zu 43.000 Fahrzeugen pro Tag aus.

Klares Nein zu einer 2+1-Lösung

Die Deges ist verantwortlich für die Planung der A 98 in den Abschnitten 6 (Schwörstadt bis Murg) sowie 8 und 9 (Hauenstein bis Tiengen West). Das deutliche Mehr an Autos und Lastwagen könne, so das Fazit von Gutachter Manuel Hitscherich von der PTV AG (Planung, Transport, Verkehr) aus Karlsruhe, nur mit einer durchgängigen vierspurigen Autobahn aufgefangen und gelenkt sowie gleichzeitig die Ortsdurchfahrten von Bad Säckingen und Waldshut entlasten werden. Einer 2+1-Lösung, also einer einspurigen Autobahn mit wechselseitiger Überholspur, erteilte der Gutachter eine klare Absage.

Entwicklungen bei der Hochrheinautobahn A98

Nach seinen Berechnungen würde sich das tägliche Verkehrsaufkommen auf der B 34, beispielsweise in Waldshut ohne eine vierspurige Autobahn, von derzeit etwa 27.000 Fahrzeugen bis 2040 auf gut 32.000 Autos und Lastwagen erhöhen. In diese und alle anderen Zahlen bereits mit eingerechnet sei, so Manuel Hitscherich bei der öffentlichen Präsentation seines Gutachtes im Internet, eine optimale Ausnutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs, also auch die bevorstehende Elektrifizierung der Hochrheinbahn zwischen Basel und Erzingen. Ebenfalls eingepreist sei eine verstärkte Nutzung von Fahrrädern.

Weniger Laster in den Innenstädten

Bei einer sogenannten 2+2-Lösungen, also einer vollwertigen Autobahn mit je zwei Fahrbahnen je Richtung, könnten bis zum Jahr 2040 laut Gutachten zwischen 35.000 und 42.000, im Extremfall bis zu 43.000 Fahrzeuge täglich über die A98 rollen, je nach Abschnitt und Trassenvariante. Im Bereich der Abschnitte 8 und 9 würde dies ein Mehr von etwa 20 Prozent gegenüber einer 2+1-Lösung (abgespeckte Autobahn) bedeuten, für den Abschnitt 6 ein Mehr von etwa 13 Prozent.

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Gutachter Manuel Hitscherich: „Eine A 98 als 2+1-Lösung wird mit der prognostizierten Belastung nicht leistungsfähig sein.“ Oder anders ausgedrückt: Eine halbe Autobahn mit wechselseitiger Überholspur würde 30 bis 35 Prozent über ihrer Kapazitätsgrenze belastet werden. Eine 2+2-Lösung, so die Schlussfolgerung des Gutachters aus Karlsruhe, „bietet eine gute Leistungsfähigkeit auf allen Streckenabschnitten“. Und er erklärte am Ende gegenüber den knapp 70 verbliebenen Teilnehmern der Präsentation: „Ein Ausbau der Autobahn führt zu einer guten Verkehrsqualität auf alle Streckenabschnitten und an allen Ein- und Ausfahrten.“

Nur die große Lösung zählt

Eine große Lösung bedeute auch „deutlich weniger Schwerverkehr auf den nachgelagerten Straßen“, so der Verkehrsexperte. Konkret für die B 34 bedeute dies, dass der Anteil der Lastwagen von derzeit zwölf Prozent auf sieben Prozent abnehme. Ein vierspuriger Ausbau ziehe aber auch mehr Verkehr an, insbesondere aus der Schweiz. Der Gutachter spricht in diesem Zusammenhang von einer Rückverlagerung nach Deutschland. Oder: „Die A 98 kommt in diesem Fall dem Schweizer Straßennetz zugute.“

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Aber wie kommt es überhaupt zu der extremen Zunahme des Verkehrs entlang des Hochrheins? Hierfür betrachteten die Gutachter nach eigener Aussage nicht nur die deutschen und Schweizer Straßen in unmittelbarer Rheinnähe, sondern spannten den Untersuchungsbogen im Norden bis nach Freiburg und im Süden bis nach Zürich. Zudem mussten sie nach eigener Aussage die im vorherigen Gutachten zugrunde gelegte Bevölkerungsentwicklung korrigieren – und zwar deutlich nach oben. Inzwischen gehe unter anderem auch das Statistische Landesamt nicht mehr von einem Bevölkerungsrückgang, sondern von einem kräftigen Wachstum aus.

Blick auf das Sissler Feld

Zudem wurde untersucht, wo es neue Bebauungspläne gibt oder solche in Planung sind und wo neue Gewerbegebiete entstehen. Ebenfalls mit in Betracht gezogen wurden beispielsweise auch die weitere Ansiedlung von Pharma- und Liefscience-Unternehmen auf dem Sissler Feld gegenüber von Bad Säckingen.