Auf den ersten Blick ließ sich am Sonntag kaum noch erahnen, wie fest das Hochwasser den Stühlinger Ortsteil Grimmelshofen zweieinhalb Tage zuvor im Griff hatte. Als sich Stühlingens Bürgermeister Joachim Burger, Grimmelshofens Ortsvorsteher Wolfgang Kaiser, Gesamtwehrkommandant Gerhard Pfeifer und CDU-Bundestagsabgeordneter Felix Schreiner am Sonntagmorgen einen Überblick über die Lage machten, hatten die Bewohner bereits sämtliche Straßen, Hauseingänge und Wege vom Schlamm befreit.

Wie Gesamtwehrkommandant Gerhard Pfeifer informierte, entstand das Hochwasser durch Starkregen am Donnerstagabend. Das Erdreich war durch den Regen der vorherigen Tage derart gesättigt, dass der kurze Starkregen den Mühlbach, wie der Kommenbach von Fützen kommend ab Grimmelshofen genannt wird, zum Überlaufen gebracht hatte. Zuvor war der Mühlbach in der Dorfgeschichte nie aufgefallen.
Vom Wasser am meisten betroffen wurde die Familie Heer. Vom Friedhofsberg herab kamen hier die Wassermassen so hoch von der dem Bach entgegengesetzten Seite ins Dorf und auf ihr Grundstück und die Straße gelaufen, dass die alarmierte Feuerwehr Schwaningen nicht einmal durchgekommen ist. Waren es auf der Brücke nur zehn Zentimeter Wasser, gab es hier einen Meter Wasser mit entsprechendem Schaden für die Familie. Die Gutachter werden in den nächsten Tagen erwartet.
Ob das Haus des Ehepaares Perera ganz oder nur teilweise abgerissen werden muss, steht aktuell noch nicht fest. Das Haus darf aktuell nicht betreten werden, da ein Teil einfach von den Fluten mitgerissen wurde. Der Schopf mit Garage, Werkstatt und Hühnerhaus wurde inzwischen mit einem Kran abgebaut. Die zweistöckige Vogelvoliere ist sicher, die Vögel zwitschern nach dem Schrecken sehr vergnügt vor sich hin. Das Obsthäusle bachaufwärts ist stabil.
Die größten Sorgen macht den Feuerwehrkameraden derzeit der Hang auf der anderen Seite des Dorfes. Auf beiden Seiten des Mühlebachs wie auch an einer Stelle am Wutachufer bei der Brücke wurden bis zu zweieinhalb Meter Erdreich einfach weggespült. Der Hang ist sichtbar zerstört. Sobald er weiter ins Rutschen kommt, nimmt er die oben wachsenden Bäume und etliches an Kubikmeter mit in den Bach, wie nun befürchtet wird.

Dass die Hilfsbereitschaft in Grimmelshofen funktioniert, konnten die Feuerwehrkameraden in der Nacht auf Freitag wieder erleben. Nicht nur das Ehepaar Perera fand ein vorübergehendes Zuhause in einer Ferienwohnung, auch die Kameraden wurden reichlich mit Essen und Trinken versorgt. Gegen zehn Uhr am Freitagmorgen wurden die Grimmelshofener Kameraden nach 15 Stunden Einsatz ohne Unterbrechung von den Kameraden aus Eberfingen abgelöst. Ab dem Nachmittag waren sie wieder im Einsatz und unterstützten die Anwohner bei den Aufräumarbeiten.
Elisabeth Perera erzählte CDU-Bundestagsabgeordnetem Felix Schreiner, was sie am Donnerstagabend erlebt hatte, als ihr Haus teilweise eingestürzt war durch das Hochwasser des Mühlebachs aufgrund von Starkregen.
Die Verkehrsumleitung und Straßensicherung hatten ebenso zu ihrem Aufgabenbereich gehört. „Manchen Verkehrsteilnehmer interessieren weder Straßensperrungen noch Feuerwehrmänner“, musste Gerhard Pfeifer feststellen. Trotz der inzwischen auch von der Straßenmeisterei ausgeschilderten Umleitung fahren auch am Sonntagmorgen sowohl Autos als auch Motorräder durch den Ort Richtung Blumberg-Fützen.
Ortsvorsteher Wolfgang Kaiser zeigte beim Vorort-Termin Felix Schreiner die Stellen, an denen die Straße beim Mühlbach direkt unter der weißen Randlinie weggebrochen ist. Wie Felix Schreiner betont, betreibe er keinen „Sensations-Tourismus“. Als Verkehrspolitiker gehöre es zu seinen Aufgaben, die Lage zu inspizieren. Zuvor hatte die SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter Grimmelshofen besucht und sich mit Gerhard Pfeifer ein Bild von der Lage gemacht.