Mit der Wüste verbinden die meisten Menschen Bilder von Sand, Hitze und karger Vegetation – ein wenig einladender Ort, der nicht unbedingt zum Träumen einlädt. Ganz anders geht es Marion Pfeiffer aus Weilheim. Für sie ist die Wüste ein echter Sehnsuchtsort, eine faszinierende, ja magische Welt – farbenprächtig, abwechslungsreich, spannend und voller verborgener Schätze.

Die roten Dünen von Merzouga im Tadrartgebiet im Süddosten Algeriens.
Die roten Dünen von Merzouga im Tadrartgebiet im Süddosten Algeriens. | Bild: Pfeiffer

Sie hat die Wüste entdeckt für sich erobert und möchte sie auch anderen Menschen zeigen.

Marion Pfeiffer organisiert Kameltrekking

Seit 25 Jahren reist sie in wenig touristische Länder, früher mit dem Schwerpunkt Libyen und Algerien, heute neben Algerien auch Mauretanien oder Tschad, und unternimmt dort Sahara-Trekking-Touren. Um sich diese Reisen zu ermöglichen, organisiert sie seit 1998 Kameltrekking- oder Geländewagentouren auch für kleine Gruppen von Wüstenliebhabern und reist, so oft es ihr möglich ist, selbst als Begleiterin mit.

Marion Pfeiffer aus Weilheim ist dem Zauber der Wüste verfallen und organisiert seit vielen Jahren Sahara-Trekking für Menschen, die ...
Marion Pfeiffer aus Weilheim ist dem Zauber der Wüste verfallen und organisiert seit vielen Jahren Sahara-Trekking für Menschen, die eine solch außergewöhnliche Reise einmal erleben wollen. | Bild: Pfeiffer

Zwei bis vier Wochen ist die 59-jährige Mutter von zwei erwachsenen Kindern dann quer durch die Wüste unterwegs. „Am liebsten mit einer Kamelkarawane und überwiegend zu Fuß, denn so erlebt man den Alltag der Nomaden intensiver und in ihrer ursprünglichen Form, und es lässt sich so vieles entdecken. Besondere Vegetation, uralte Keramikscherben, Pfeilspitzen, Steinwerkzeuge und Felsbilder. Die Wüste ist überraschend facettenreich und bietet ungeheure Schätze, wenn man aufmerksam unterwegs ist“, erklärt Marion Pfeiffer.

Eine Reibschale, gefunden in der Region Moul‘Naga im Südosten Algeriens.
Eine Reibschale, gefunden in der Region Moul‘Naga im Südosten Algeriens. | Bild: Holzwarth, Sandra

Auch nach einem Viertel Jahrhundert und vielen Wüstentrekkings beeindrucken sie immer wieder die fantastischen Wüstenlandschaften, die Herzlichkeit, die Kultur und Lebensart der Nomaden und die spannenden Momente, wenn es darum geht, Jahrtausend alte Felsmalereien oder Gravuren zu entdecken.

Reduktion auf das Wesentliche

„Das Leben in der Wüste ist reduziert auf das Wesentliche, die Bewegung in der Natur, Essen, Trinken, Schlafen, Atmen, dazu die Stille, die Kraft der Sonne und die schiere Unendlichkeit der Wüste – die besondere Atmosphäre lässt einen ganz bei sich selbst ankommen“, so beschreibt Marion Pfeiffer die Zeit in der Sahara.

Die roten Dünen von Merzouga im Tadrartgebiet im Süddosten Algeriens.
Die roten Dünen von Merzouga im Tadrartgebiet im Süddosten Algeriens. | Bild: Holzwarth, Sandra

Die kleinen Karawanen bestehen in der Regel aus drei bis acht Teilnehmern, einem Führer, einem Koch und meist drei Kamelleuten, sowie etwa einem halben Dutzend Kamelen. Die Begleiter sind Nomaden, die in der Wüste geboren und aufgewachsen sind. Besonders ans Herz gewachsen sind Marion Pfeiffer die Tuareg, ein Nomadenstamm, der über fünf Länder verteilt lebt.

Marion Pfeiffer mit Guide Agoued auf dem Tassili-Plateau.
Marion Pfeiffer mit Guide Agoued auf dem Tassili-Plateau. | Bild: Pfeiffer

„Die Tuareg sind ein sehr herzliches, gastfreundliches und humorvolles Volk und uns von der Art her sehr ähnlich“, weiß Marion Pfeiffer, die heute als Koordinatorin in der Flüchtlingsarbeit beim Diakonischen Werk Hochrhein arbeitet.

Die Teezeremonie gehört zum Alltag der Tuareg und ist immer ein Erlebnis.
Die Teezeremonie gehört zum Alltag der Tuareg und ist immer ein Erlebnis. | Bild: Holzwarth, Sandra

Ein gewisses Maß an Abenteuerlust und eine stabile Gesundheit setzt eine Reise durch die Wüste voraus, ebenso der bewusste Verzicht auf Komfort und Luxus. Wer sich darauf einlässt, darf sich auf ein Naturerlebnis der besonderen Art freuen, welches eindrücklich aufzeigt, wie wenig man im Leben eigentlich braucht. Die Tage in der Wüste erleben die Wüstenreisenden ganz im Einklang mit der Natur.

Verzicht auf Luxus

Nach Sonnenaufgang bereitet der Koch das Frühstück zu, die Kamelleute sind meist schon früher unterwegs, um die Tiere am Rastplatz zu sammeln und mit dem Verladen des Gepäcks zu beginnen. „Da kommt einiges zusammen, denn neben Zelten, Matten, Schlafsäcken und persönlichem Gepäck der Teilnehmer haben die Tuareg auch Wasser, Verpflegung und alle notwendigen Utensilien für die gesamte Reise dabei.“ Den Tag über wandert die Karawane durch die Wüste, unterbrochen von einer längeren Mittagspause, um am frühen Abend am nächsten Rastplatz anzukommen. „Die Nomaden kennen die Wüste wie ihre Westentasche und wissen genau, wo die besten Ratsplätze sind, die vor allem nach den Bedürfnissen der Tiere ausgewählt werden“, verrät Marion Pfeiffer.

Ein Lagerfrühstück auf dem Tassili-Plateau.
Ein Lagerfrühstück auf dem Tassili-Plateau. | Bild: Pfeiffer

Die Abende verbringt die Gruppe miteinander am Feuer, der Koch zaubert einfache, aber leckere und gesunde Mahlzeiten und zelebriert die Teezeremonie, „die Tuareg sind sehr unterhaltsam, sie singen, tanzen, musizieren und sind wunderbare Geschichtenerzähler.“ Marion Pfeiffer hat mit den Jahren immer mehr von der Sprache der Tuareg gelernt, außerdem funktioniert die Verständigung auf Französisch und auch manchmal auch mit Händen und Füßen.

Marion Pfeiffer ist immer wieder auch begeistert davon, wie die kleinen Karawanen zu einer harmonischen Gruppe zusammenfinden. „Menschen, die solche Reisen unternehmen, entscheiden sich bewusst dafür und wissen in der Regel worauf sie sich einlassen. Sie haben ähnliche Erwartungen und Bedürfnisse und finden ganz unabhängig von Alter, Beruf oder Lebenssituation schnell zusammen. Die Wüste ist groß, so dass genügend Raum für Rückzug ist und wer Gesellschaft sucht, findet auf den Wanderungen und um das Feuer auch immer gute und interessante Gesprächspartner.

Beeindruckende Landschaft

Bizarre Felsformationen, roter Sand, Steinebenen, tiefe Täler, riesige Dünen, Endlosigkeit: Die Wüste muss man erleben, um die Faszination zu verstehen. Fernab von Zivilisation und Alltag, ohne Zeitdruck und Reizüberflutung bietet sich die Chance vollkommender Ruhe und Einsamkeit. „Ganz im Moment zu leben, durch den warmen, weichen Sand zu gehen, die Stille, die Weite und der Sternenhimmel, all das ist wirklich unvergleichlich. Etwa dreimal im Jahr ist Marion Pfeiffer in der Wüste unterwegs, „Jedes Mal ist es für mich ein bisschen wie Heimkommen – ein vertrauter Ort, eine tiefe Liebe. Auch wenn ich nicht ständig dort leben möchte, so muss ich immer wieder hin.“

Ausschlaggebend für ihre Wüstenleidenschaft waren vor mehr als 25 Jahren Bilder aus dem Süden Algeriens und eine Motorradreise durch Südafrika und Namibia, wo sie das erste Mal mit der Wüste in Berührung kam. 1996 unternahm sie ihr erstes Kameltrekking im Niger. Es folgten Reisen nach Libyen, Mauretanien und weitere Wüstenländer, die sie ausschließlich selbst organisiert hat. Immer wieder ist sie auf der Suche nach neuen, spannenden Routen, arbeitet eng mit Agenturen vor Ort und mit erfahrenen Führern zusammen.

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