Wenn die Menhire und Dolmen der Region am Hochrhein in Bezug zu einem Zentrum in der Bretagne standen und es eine zeitgleiche Überlieferung aus Ägypten gibt, die jene als konkurrierende Großmacht beschreibt, kann sich die Frage stellen, ob es auch hierzulande eine entsprechende Staatskultur gab. Wenn die südbadische Region eine Wüste wäre, gäbe es womöglich zu den Menhiren und Dolmen Funde wie im zeitgleichen Ägypten. Das hiesige Feuchtklima hat jedoch nichts so wie im Wüstensand überdauern lassen.
Zwar hat der Heimatforscher Paul Klahn in den 1970er-Jahren ausgedehnte Wallstrukturen im Südschwarzwald erkundet und registriert (und eine CD dazu produziert), doch konnte er sich im wissenschaftlichen Betrieb damit nicht durchsetzen.
An das angenommene Ende der Megalithzeit schließt in Forschung und Geschichte von 2200 bis 600 vor Christus die „Bronzezeit“ an. Allerdings mit nun sehr primitiv gewerteten Verhältnissen, wie sie aber nach einem Untergangsszenario, das die Legende von Atlantis beinhaltet, neu entstanden sein könnten.
Hügelgräber entstehen ab 1600 vor Christus
Die Forschung schließt heute eine frühe Naturkatastrophe nicht mehr aus. Die Bronzezeit wird unterteilt nach Funden verschiedenartiger Keramik und auch Bestattungsformen spielen eine Rolle – in der Region geht es um die sogenannte „Hügelgräberkultur“, die auf die mittlere Phase ab etwa 1600 vor Christus bezogen wird.
Aufsehen erregte vor einigen Jahren bei der Erweiterung des Lauchringer Gewerbegebiets der archäologische Denkmalschutz, der vor einem nahegelegenen Hügelgrab eine Grenze zog. Als „Hügel“ war im betroffenen Waldstück jedoch nichts mehr zu erkennen. Hier liegen auch schon 2500 Jahre Erosion dazwischen.
Blick in die Urgeschichte des Hochrheins
Die Kenntnis davon geht auf den Forscher Emil Gersbach aus Säckingen zurück, der in den frühen 1960er Jahren eine Urgeschichte des Hochrheins schrieb, die er nach langem systematischen ‚Durchkämmen‘ unserer Landschaft anlegte.
Die Überlieferungen beider vorangegangener Jahrhunderte boten ihm die Basis für Geländegänge, auf denen er in der Region noch hunderte von Grabhügeln identifizierte. In den Tälern und Ebenen sind diese schon seit Jahrhunderten geplündert oder ‚verwischt‘ und inzwischen für den Laien auch kaum mehr zu erkennen.
Auffallender sind jedoch die auf markanten Berggipfeln angelegten Wallburgen, die kaum zu datieren sind, sich jedoch aufgrund verschiedener Merkmale zuordnen lassen.
Wehranlagen der Kelten erkennbar
In Gersbachs Kategorien sind es „Wehranlagen und Siedlungen in Schutzlage“. Alle, die noch präsent und erkennbar sind, werden auf eine etwa gleichzeitige, urzeitliche Phase zurückgehen.
Zwar völlig überbaut, aber mit Sicherheit gleichsam schon ‚ewig‘ vorhanden ist eine Befestigung auf dem Sporn des Küssenbergs mit der heutigen Burgruine.

Nahe der Pension schneidet der Aufgang den äußeren Wall, der das Plateau absperrte. Ursprünglich war die Anlage wohl das Refugium für die Bewohner des zugehörigen Dorfes (Küßnach) und der Siedler um die Passhöhe (Bechtersbohl). Und zur Bewachung der uralten Fernstraße aus dem Alpenraum über Schwerzen nach Bonndorf zur Donau und weiter.
Schon bei Schwerzen steht die nächste Wehranlage auf dem Semberg: Hier noch im weitgehend ursprünglichen Grundriss. Der heutige Zustand kann jedoch aus dem frühen Mittelalter stammen, als die Umwohner im 10. Jahrhundert versuchten, sich durch eine Erneuerung der Schutzwälle vor den mordenden Reiterhorden der Magyaren zu schützen.

Auf der Höhe gibt es noch hinter vorgestaffelten Wällen Raum für Äcker und Wiesen. Prominent in der Region ist auch der Hornbuck bei Riedern am Sand – nach Gersbach noch im Urzustand. Die Burg Neukrenkingen wurde später abseits des Sporns erbaut.
Kaum bekannt, aber in einem kundigen Heimatroman erwähnt, ist der Birnberg oberhalb von Grießen, wobei zu bedenken ist, dass noch näher am Fuß des Berges früher ein Dorf namens Münchingen lag.
In der Chronik des Landkreises Waldshut, Ausgabe 1957, schreibt der Autor von der Ringwallburg auf dem Steilfelsen bei Witznau, wo sich Schwarza und Schlücht vereinigen. Er reklamiert in der Ortsgeschichte von Berau ein 1954 dort gefundenes Bronzeschwert, das wieder verlorengegangen sei. Vielleicht liegt es in einem Speicher im Ort.
In den Grabhügeln befanden sich Waffen und auch Schmuck, die jedoch schon seit Jahrhunderten Plünderer und Schatzgräber anlockten. Zumeist wurden sie jedoch unbeachtet vom Ackerbau abgetragen. Die Grablagen selbst sind im Erdboden eingetieft und womöglich oft noch vorhanden. Noch in den 1960er-Jahren beschreibt Gersbach die Maße der Hügel meist mit einem Durchmesser von 15 bis 20 Metern mit der Anhebung in der Mitte bis noch zu einem halben Meter. Ohne Lagekenntnis ist diese Erhebung schwerlich wahrzunehmen.
Im „Altsiedelland“ um den Hochrhein gibt es kaum mehr Spuren. Anders sieht es in Bereichen zum Schwarzwald hin aus. So lässt sich sagen, dass im Landkreis Waldshut noch dutzende von Kriegern oder bevorzugten Dorfbewohnern vergangener Jahrtausende ihren ungestörten Ruheplatz besitzen.
Letzte Ruhe in den Hügeln
In den jüngsten dieser Hügel (seit etwa 700 vor Christus) befinden sich dann schon eindeutig den Kelten zugehörige Männer, hin und wieder auch Frauen. Und es sollte eigentlich im Landkreis Waldshut auch ein oder zwei „Riesenhügel“ geben wie in den weiter nördlich entdeckten Fürstengräbern, etwa von Hochdorf. Auffällig ist solch ein „Bohl“ beim Segelflugplatz.
Im Gegensatz zu den politisch und sozial kaum fassbaren Gesellschaften der Bronzezeit sind die den Kelten zuweisbaren Fundstätten und auch Wallburgen durch die Überlieferungen griechischer und römischer Historiker zu beschreiben. Hier könnte mit neuen Ergebnissen bei der aktuellen Forschung und Grabung in der Keltenstadt – dem „Oppidum“ – bei Altenburg-Jestetten zu rechnen sein.