Das spätkeltische Oppidum entpuppt sich mehr und mehr zur archäologischen Goldgrube. Die aktuell ausgegrabenen Funde sind eher alltäglich, doch die sind dennoch spannend: Jede Menge Keramikscherben, die von Haushaltsgegenständen und noch mehr Tonscherben, die von alten Weinamphoren stammen, dazu noch Tierknochen und metallene Gegenstände des täglichen Lebens, wie Gewandnadeln oder Wagenteile. Direkte Einblicke in das Leben vor über 2000 Jahren.

Zahlreiche Funde zeugen von der Zeit vor mehr als 2000 Jahren.
Zahlreiche Funde zeugen von der Zeit vor mehr als 2000 Jahren. | Bild: Ralf Göhrig

Die Ausgrabungen des Landesamtes für Denkmalpflege, die von Thimo Brestel geleitet werden, geben Auskunft über die Alltagskultur der Menschen während der späten Eisenzeit.

Für den Handel zentral

Und es bestätigt sich, dass die keltische Siedlung auf der Altenburger Halbinsel Schwaben, die sich später auf die schweizerische Halbinsel Au ausgedehnt hatte, im 2. und 1. Jahrhundert vor Christus ein zentraler Handelsknotenpunkt war.

Zahlreiche „Schätze“ sind in den alten Abfallgruben verborgen.
Zahlreiche „Schätze“ sind in den alten Abfallgruben verborgen. | Bild: Ralf Göhrig

Die Waren wurden über den Rhein und Rhone aus dem Mittelmeerraum angeliefert und im Hafen – mutmaßlich in der Gaißhalde (gegenüber des Schwimmbads Dachsen) – entladen. Insbesondere der Weinhandel war von zentraler Bedeutung, was die schiere Anzahl der gefundenen Weinamphorenfragmenten aber auch der entsprechenden Trinkutensilien zeigt.

Doch die Ausgrabungen fördern auch andere Handelsobjekte zu Tage. So konnte Bernstein nachgewiesen werden. Von der Ostsee kommend wurde der Bernstein vermutlich hier verarbeitet und weiter verkauft.

Siedlung mit 5000 Einwohnern

Das Besondere an der Siedlung, die mit bis zu 5000 Einwohnern auf 230 Hektar für die damalige Zeit ein gewaltiges Ausmaß gehabt haben muss, ist der Umstand, dass die Kelten hier zum ersten Mal, nach römischen Vorbild, städtische Strukturen verwirklicht haben.

Die meisten Funde werden in alten Abfallgruben gemacht.
Die meisten Funde werden in alten Abfallgruben gemacht. | Bild: Ralf Göhrig

Ganz modern haben die Menschen vor mehr als 2000 Jahren bereits mit Geld gewirtschaftet. Es konnte nachgewiesen werden, dass in Altenburg damals bereits Münzen geprägt wurden – die so genannten keltischen Büschelquinare.

Ein keltischer Knochendolch wurde gefunden, dessen Verwendung noch unbekannt ist.
Ein keltischer Knochendolch wurde gefunden, dessen Verwendung noch unbekannt ist. | Bild: Ralf Göhrig

Überraschender Fund

Einen ganz besonderen Fund konnte Thimo Brestel kürzlich präsentieren: Ein Fragment des Schädels eines Kleinkindes.

Dieses Fragment eines Säuglingsschädels ist eine absolute Besonderheit.
Dieses Fragment eines Säuglingsschädels ist eine absolute Besonderheit. | Bild: Ralf Göhrig

Dies ist insofern besonders, als die Kelten keine Friedhofskultur im heutigen Sinne kannten und ihre Toten in der Regel verbrannten und irgendwo „entsorgten“.

Es ist also in den kommenden Jahren bis zur Auswertung der Funde und Abschluss der Forschungsarbeiten noch viel Spannendes zu erwarten. Sicher ist jedenfalls schon heute: Die keltische Siedlung in Altenburg ist von einzigartiger Bedeutung.

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