Das spätkeltische Oppidum entpuppt sich mehr und mehr zur archäologischen Goldgrube. Die aktuell ausgegrabenen Funde sind eher alltäglich, doch die sind dennoch spannend: Jede Menge Keramikscherben, die von Haushaltsgegenständen und noch mehr Tonscherben, die von alten Weinamphoren stammen, dazu noch Tierknochen und metallene Gegenstände des täglichen Lebens, wie Gewandnadeln oder Wagenteile. Direkte Einblicke in das Leben vor über 2000 Jahren.
Die Ausgrabungen des Landesamtes für Denkmalpflege, die von Thimo Brestel geleitet werden, geben Auskunft über die Alltagskultur der Menschen während der späten Eisenzeit.
Für den Handel zentral
Und es bestätigt sich, dass die keltische Siedlung auf der Altenburger Halbinsel Schwaben, die sich später auf die schweizerische Halbinsel Au ausgedehnt hatte, im 2. und 1. Jahrhundert vor Christus ein zentraler Handelsknotenpunkt war.
Die Waren wurden über den Rhein und Rhone aus dem Mittelmeerraum angeliefert und im Hafen – mutmaßlich in der Gaißhalde (gegenüber des Schwimmbads Dachsen) – entladen. Insbesondere der Weinhandel war von zentraler Bedeutung, was die schiere Anzahl der gefundenen Weinamphorenfragmenten aber auch der entsprechenden Trinkutensilien zeigt.
Doch die Ausgrabungen fördern auch andere Handelsobjekte zu Tage. So konnte Bernstein nachgewiesen werden. Von der Ostsee kommend wurde der Bernstein vermutlich hier verarbeitet und weiter verkauft.
Siedlung mit 5000 Einwohnern
Das Besondere an der Siedlung, die mit bis zu 5000 Einwohnern auf 230 Hektar für die damalige Zeit ein gewaltiges Ausmaß gehabt haben muss, ist der Umstand, dass die Kelten hier zum ersten Mal, nach römischen Vorbild, städtische Strukturen verwirklicht haben.
Ganz modern haben die Menschen vor mehr als 2000 Jahren bereits mit Geld gewirtschaftet. Es konnte nachgewiesen werden, dass in Altenburg damals bereits Münzen geprägt wurden – die so genannten keltischen Büschelquinare.

Überraschender Fund
Einen ganz besonderen Fund konnte Thimo Brestel kürzlich präsentieren: Ein Fragment des Schädels eines Kleinkindes.
Dies ist insofern besonders, als die Kelten keine Friedhofskultur im heutigen Sinne kannten und ihre Toten in der Regel verbrannten und irgendwo „entsorgten“.
Es ist also in den kommenden Jahren bis zur Auswertung der Funde und Abschluss der Forschungsarbeiten noch viel Spannendes zu erwarten. Sicher ist jedenfalls schon heute: Die keltische Siedlung in Altenburg ist von einzigartiger Bedeutung.