Der Lehrermangel an den Schulen am Hochrhein hält an und wird zu Beginn dieses Schuljahrs sogar nochmals verschärft. Dies sehen die Kreisverbände Lörrach und Waldshut der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisch und so richten sie einmal mehr ihre Forderungen an die Politik und fordern vor allem Investitionen, um die 4500 Schulen im Land dauerhaft krisenfest zu machen.
Joachim Schweizer geht als Vorsitzender der GEW Kreis Lörrach sogar soweit, dass er sagt, die Landesregierung hätte alle freien Stellen besetzen können – wenn sie frühzeitig reagiert hätte.
Wie hätte die Landesregierung früher reagieren sollen?
Schweizer sagt: „Es ist für die Lehrkräfte an den 4.500 Schulen im Land frustrierend, dass sie auch im nächsten Schuljahr jonglieren müssen, um den Pflichtunterricht einigermaßen sicherzustellen. Besonders ärgerlich ist es, dass diese Situation im Unterschied zu Krisen wie der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine vorhersehbar war.“
Er sagt: „Hätte die Landesregierung von 2012 bis 2015 die vorliegenden Zahlen des Statisches Landesamtes ernst genommen und sofort ausreichend Studienplätze geschaffen, hätten zum Schuljahresbeginn am 12. September alle Stellen besetzt werden können.“
Außerdem sei die ständige Vertretungsreserve mit 1.945 Stellen bei geschätzten gut 5.000 bis 7.000 dauerhaften Ausfällen schon vor der Pandemie viel zu gering gewesen.
„Die Reserve ist meist bereits am ersten Schultag verplant“, so Schweizer. Darum hätte auch hier schon viel früher gehandelt werden müssen, sagt der GEW-Vorsitzende des Landkreises Lörrach.
Was hätte die Landesregierung seiner Meinung nach sonst noch tun können?
Eine erfolgversprechende Maßnahmen der Landesregierung wäre laut Schweizer demnach beispielsweise die Abschaffung der Entlassungen befristet beschäftigter Lehrkräfte zu den Sommerferien gewesen. Ebenso könnte durch eine Erhöhung der Altersermäßigung erreicht werden, dass Lehrkräfte länger arbeiten können.
Was ist mit der großen Zahl an sogenannten Nichterfüllern?
„Glücklicherweise wird auch in den Kultusbehörden langsam erkannt, dass bei der Wahl des Begriffs der ‚Nichterfüller‘ ziemlich daneben gegriffen wurde. Ohne diese Quereinsteiger wäre der Schulbetrieb in weiten Teilen nicht mehr aufrecht zu halten.“ Von Nichterfüllen kann laut Joachim Schweizer nicht die Rede sein.
Die Kollegen würden die gleiche Arbeit leisten nur zu schlechteren Konditionen. „Besonders ärgerlich dabei ist, dass es keine Möglichkeit zu Weiterqualifizierung gibt. Die hohe Zahl an Jahresverträgen wird ebenfalls nicht dazu beitragen, den Beruf attraktiver zu machen und Menschen für den Lehrberuf zu gewinnen.“
Ist der Mangel in diesem Jahr so groß, weil pandemiebedingt schwangere Lehrerinnen ausfallen?
Schwangere Lehrkräfte dürfen auch weiterhin aufgrund der Corona-Pandemie nicht unterrichten. Dazu sagt Schweizer: „Der pandemiebedingt frühe Ausfall von schwangeren Lehrkräften zählt nicht zu den Hauptgründen des Personalmangels, er verschärft aber die Situation an Schulen zusätzlich.“