Hand-Christoph Wagner, AZ

Soraya Lazaro aus Möhlin fährt mit ihrem Ford-Kombi an der Esso-Tankstelle in Bad Säckingen vor. Dort muss sie am Montagvormittag gegen 10.15 Uhr für den Liter Diesel 1,64 Euro berappen. Sie sagt, sie sei nicht extra fürs Tanken nach Bad Säckingen gefahren. Sie habe den Trip an die Zapfsäule mit einem Einkaufsbummel verbunden. Auch Patrick Bauer ist dort. Er fährt mit seinem Lieferwagen mit BL-Nummernschild auf das Esso-Tankstellenareal. Es ist sein Firmenwagen. Und weil er den Liter Diesel in Bad Säckingen im Schnitt bis zu 20 Cent billiger bekommt als bei Fricktaler Tankstellen, spart er für seinen Arbeitgeber bares Geld.

Beim Diesel sind deutsche Tankstellen günstiger

Shpetim Bugujevci, Pächter der Esso-Tankstelle in Bad Säckingen, ist froh, dass er zumindest beim Diesel preislich gegenüber den Schweizer Mitbewerbern die Nase vorn hat. Denn beim Super-Kraftstoff, den es in Deutschland als Super und als E 10 gibt, ist das derzeit anders. Bugujevci weiß: „Beim Super bin ich derzeit im Schnitt zehn Prozent teurer als Schweizer Tankstellen.“

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So führt er die Umsatzeinbußen, die er aktuell beklagt, auch darauf zurück, dass der Tanktourismus der Deutschen ins Fricktal wieder angezogen hat. Und wer zu ihm komme, tanke oft nicht voll, sondern lasse nur mal Benzin für zehn Euro in den Tank laufen, in der Hoffnung auf tiefere Preise zu einer anderen Tageszeit oder am Folgetag.

Auch Wechselkurs spielt eine Rolle

Bugujevci schätzt, dass jetzt bei Rekordpreisen von bis zu zwei Euro pro Liter für den hochoktanigen Super-Plus-Kraftstoff so mancher dann sich auch mal zu Fuß geht oder das Fahrrad aus dem Keller holt. Nur eben auf die Schweizer Diesel-Tanker sei noch Verlass. Aber es spielten viele Faktoren eine Rolle, vor allem der aktuelle Wechselkurs zwischen Franken und Euro, so Bugujevci.

An den drei Tankstellen in Stein sind die Spritpreise sowohl in Franken wie in Euro ausgezeichnet. Bei Tamoil und Shell an der Schaffhauserstrasse kostet der Liter Super am Montagmittag 1,88 Franken und der Liter Diesel 1,91 Franken. Umgerechnet werden die Preise in Euro mit 1,79 und 1,81 Euro angegeben.

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1,79 Euro in Stein gegenüber 1,82 Euro in Bad Säckingen für den Liter Super – kein Riesenunterschied. Und dennoch hat sich Frank Schlachter, mit Zweitwohnsitz in Bad Säckingen zu Hause, für das Tanken in Stein entschieden. Er sagt: „Wir haben länger überlegt. Aber dann doch gemerkt, dass es sich lohnt.“ Weil die Ersparnis nicht allzu üppig ist, hat Schlachter auch nicht vollgetankt. Am Nachmittag, erzählt er, hoffe er, an einer ihm bekannten Tankstelle im deutschen Hotzenwald noch einen besseren Preis zu ergattern. Dort wolle er ohnehin hinfahren – zum Pilzesuchen. Schlachter sagt, er versuche, die Wege zur Tankstelle immer mit anderen Erledigungen zu verbinden. Nur so lohne es sich.

Klimaschutzabgaben haben einen Einfluss

Auch Hanspeter Frei, Inhaber der gleichnamigen Garage ein Eiken, spürt den wieder anziehenden Tanktourismus aus Deutschland. Er sagt: „Ich habe wieder mehr Euro in der Kasse als früher.“ Die Preise für seinen Sprit kann er im Unterschied zu Tankstellenketten individuell gestalten. Er versuche, „immer zwei bis drei Rappen günstiger zu sein“ als die Konkurrenz, gerade gegenüber der mit einem angeschlossenen Tankstellenshop. Frei ist gespannt, wie sich der Tanktourismus in Zukunft entwickelt – und verfolgt dabei auch die politischen Diskussionen auf der anderen Seite der Grenze genau: Denn die durch Klimaschutzabgaben in Deutschland weiter steigenden Preise für Benzin und Diesel könnten ihm noch mehr Kunden bescheren.