Ergänzend zu Josephsons plastischen Reliefs und Skulpturen sind auch Werke von Erwin Rehmann zu sehen bei der neuen Ausstellung im Rehmann Musum in Laufenburg/Schweiz. Was passt, denn die beiden Künstler sind aus derselben Generation: Josephsohn hat von 1920 bis 2012 gelebt, Erwin Rehmann ist 1921 zur Welt gekommen. Die Beiden haben sich sogar gekannt: Bei einem Besuch in Josephsons Atelier in Zürich bekam der Laufenburger Bildhauer und Skulpturist Einsicht in die Arbeitsweise des noch zu seinen Lebzeiten international rezipierten Kollegen.
Rehmann habe seither Josephsons Konsequenz und dessen beständiges Schaffen sehr geschätzt, berichtete Tyrone Richards, Kurator des Rehmann Museums, an der Vernissage. Was die zwei Künstler verbindet: Beide haben eine Bildhauerlehre absolviert, entwickelten aber im Lauf der Zeit ein autonomes, eigenständiges Werk. Beide haben Bronzeabgüsse hergestellt oder herstellen lassen. Und beide haben sich mit dem Menschenbild befasst – Josephson sein ganzes Leben lang, Rehmann vor allem in seinem Frühwerk.
Hans Josephsons bevorzugtes Arbeitsmaterial war Gips, von dem er sagte, er sei neutral. Er sei einer gewesen, der ständig an seinen Figuren und Reliefs gearbeitet hat, erklärte Richards, „bis der Bronzeguss den Zustand des Werkes kristallisierte“. Josephsohn war also ein „Schaffer“, womit der Bogen zum Ausstellungstitel geschlagen wäre, auch in Bezug auf dessen Zitat, dass sich Plastik „aus dem Schaffen heraus entwickelt“. Schaffen kann sowohl als Verb „arbeiten“ verstanden werden, aber auch als Oeuvre, als ein geschlossenes Kunstwerk. „Wir wollen beides zeigen“, so Richards, „das Werk und den Prozess“.
Aus Josephsohns Arbeitsweise sind markante Strukturen entstanden. „Jedes Werk hat eine unglaublich physische Präsenz“, merkte Tyrone Richards an. Glatt ist denn auch nichts in der Ausstellung im Rehmann Museum. Die zum Teil an der Wand hängenden Bronzegüsse weisen schroffe Oberflächen auf, aus denen liegende oder stehende Figuren, auch Tiere, ragen. Halbfiguren sind zu sehen, ein stehender weiblicher Akt, zentral im Obergeschoss auf einem Sockel eine Figur ohne Titel, die ihr Geheimnis nicht ohne Weiteres preisgibt.
Hans Josephson kam 1920 in Preußen zur Welt. Als Jude erfuhr er den Antisemitismus und die Repressionen durch die Nationalsozialisten am eigenen Leib. Er reiste nach Italien und 1938, kurz bevor die Grenzen geschlossen wurden, in die Schweiz. Er zog nach Zürich, wo er dank der jüdischen Gemeinde und der Unterstützung von Nachbarn sein Überleben sichern konnte.
Die Ausstellung
Die Ausstellung „Schaffen – Hans Josephsohn“ dauert bis 9. Februar 2020. Die Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 11 bis 16 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr. Im Rahmen der Ausstellung liest Christian Haller am Montag, 23. September, um 18 Uhr. Öffentliche Führung am Mittwoch, 25. September, um 18.30 Uhr. Matinee am Mittwoch, 2. Oktober, 10 Uhr. Ausstellungstalk am Samstag, 12. Oktober, 18 Uhr mit Ewald Trachsel, Laurin Merz, Tyrone Richards. Weitere Infos finden Sie hier.