Ein Klavierkonzert mit Corbin Beisner ist immer ein Hörgenuss. Denn der Konzertpianist mit US-amerikanischen Wurzeln gilt als herausragender Interpret des österreichisch-ungarischen Komponisten Franz Liszt (1811 bis 1886). Davon überzeugte Beisner vor noch nicht einmal einem Jahr, im November 2018, die Fachwelt, als er am Internationalen Piano-Wettbewerb der Franz-Liszt-Society in London den ersten Preis gewann. Am Samstagabend gastierte er im Rehmann Museum in Laufenburg vor rund 40 Gästen, unter ihnen Beatrix Nagy vom Vorstand der Schweizerischen Franz-Liszt-Gesellschaft, die das Gastspiel ermöglicht hatte.
Corbin Beisner stellte sein Können und seine Kenntnis des Liszt‘schen Werkes anhand von sechs der zwölf transzendentalen Etüden unter Beweis. „Sie sind enorm schwierig zu spielen“, erklärte Beatrix Nagy. Doch schwierig ist für Beisner offenbar nicht schwer genug, was auch daran zu erkennen war, dass er ohne Notenblätter spielte.
Dem partiell vorgetragenen Klavierzyklus, ein Höhepunkt der virtuosen Klaviermusik des 19. Jahrhunderts, gehörte ein Teil des Konzertabends. Er gilt bis heute als Herausforderung für professionelle Pianisten, eine Herausforderung, die Beisner mit großer Konzentration, Seriosität, Sensibilität und dem nötigen Maß an Furor annahm.
Ein reines Liszt-Recital war der Abend im Museum jedoch nicht. Beisner kann auch anders: Den ersten Teil widmete er drei Sonaten von Domenico Scarlatti, einem italienischen Komponisten und Cembalisten (1685 bis 1757), außerdem Frédéric Chopin (1810 bis 1849). Aus dessen Feder spielte Beisner eine Ballade, die „Barcarolle“ in Fis-Dur sowie ein Scherzo. Beisner interpretierte die melodische Expressivität der Kompositionen mit einer überraschenden Leichtigkeit und Feinheit. Das alles war zu einem unschlagbaren Preis zu hören: Der Eintritt war frei, es gab lediglich eine Kollekte.
Der Konzertabend war auch ein Stück weit Werbung für die Schweizerische Franz-Liszt-Gesellschaft. Erst 2016 gegründet, setzt sie sich zum Ziel, mit Konzerten, wissenschaftlichen und künstlerischen Aktivitäten die klassische Musik zu fördern und die Werke von Franz Liszt zu verbreiten. Damit verknüpft die Gesellschaft das Verständnis der Persönlichkeit von Franz Liszt und dessen Einfluss auf andere Komponisten seiner Zeit sowie danach zu erforschen und zu thematisieren. Beatrix Nagy formulierte ein weiteres Ziel der Gesellschaft so: „Förderung junger Musiker mit hohem Talent, die in Solo- und Kammermusikformationen mitwirken können.“ Sie arbeitet mit anderen ausländischen Liszt-Gesellschaften zusammen. Auch in Deutschland besteht eine Liszt-Gesellschaft. Sie hat ihren Sitz in Weimar.
Zur Person
Corbin Beisner ist 1988 in Nevada, USA, geboren. Er hatte bereits zahlreiche Auftritte als Solopianist, Kammermusiker und Orchester-Pianosolist in den Vereinigten Staaten und Europa. 2018 trat er mit dem Neuen Orchester Basel (NOB) auf. Beisner erhielt 2011 den ersten Preis am internationalen Chopin-Piano-Wettbewerb in Hartford (USA) und 2018 den ersten Preis am Internationalen Piano-Wettbewerb der britischen Franz-Liszt-Gesellschaft in London.
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