Den Stadtrat im Schweizer Laufenburger Stadtrat rüttelt es zur neuen Legislatur ordentlich durch. Neben Stadtammann Herbert Weiss und Stadträtin Regina Erhard (beide Mitte) verzichtet nun auch Vizeammann Christian Rüede (SVP) auf die Kandidatur. In einer aktuellen Mitteilung heißt es dazu, dass Rüede „aus persönlichen Gründen“ per 30. September seine Demission nach über elf Jahren im Stadtrat eingereicht hat.
Noch im Februar hieß es, dass Rüede nochmals kandidiert
Einige Wochen zuvor, am 11. Februar, hieß es noch in einer Mitteilung der Stadt, dass sich Rüede im September für eine Wiederwahl als Stadtrat zur Verfügung stellen will. Das ist auffällig und lässt die Frage aufkommen: Woher der Sinneswandel? Rüede lässt die Antwort offen. Auf telefonische Nachfrage verweist er auf die erwähnte Floskel der persönlichen Gründe aus der Medienmitteilung.
Auch die Finanzkommission ist vor kurzem zurückgetreten
Es gibt zwei gewichtige Ereignisse, die in den Zeitraum zwischen der Ankündigung der erneuten Kandidatur Rüedes und dem Entscheid seiner Demission fallen. Erstens kam es vor wenigen Wochen zu einem sofortigen doppelten Rücktritt aus der Finanzkommission (Fiko). Hintergrund war, dass die Fiko-Mitglieder erst aus dem Amtsblatt von den Multimillionen-Kreditanträgen für die außerordentliche Gemeindeversammlung am Freitag, 28. März, erfuhren. Wegen der mangelhaften Kommunikation kritisierte die Fiko den Stadtrat scharf.
Zweitens waren zum Zeitpunkt der Ankündigung, dass Rüede erneut für den Stadtrat kandidiert, die Kandidaturen für den Posten des Stadtammanns und des Vizeammanns noch offen. Dies ist heute anders. Denn so machte die Stadt am 21. März publik, dass Stadtrat René Leuenberger (FDP) für das Amt des Stadtammanns zur Verfügung steht. Zeitgleich machte die Stadt die Demission von Rüede publik.
Nur Rüede selbst weiß, warum er sich so entschieden hat, sagt Leuenberger
Auf Anfrage sagt Leuenberger, dass nur Christian Rüede wisse, warum er sich entschieden habe, zu demissionieren. Fakt ist, dass Leuenberger seinen Entscheid, sich als Ammann zur Verfügung zu stellen, Rüede im Februar frühzeitig kommuniziert habe. Vor diesem Hintergrund habe man sich als Trio – mit dabei auch FDP-Stadtrat André Maier, der erneut kandidiert – zusammengesetzt, um zu sehen, wie man weitermache.
Über die Kandidatur als Ammann nicht gerade erfreut
Leuenberger will nicht verhehlen, dass Rüede über seinen Entscheid, als Stadtammann kandidieren zu wollen, nicht gerade erfreut gewesen sei. Er sagt aber klar: „Mit dem Verzicht von Amtsinhaber Herbert Weiss auf eine erneute Kandidatur haben wir um das Amt des Stadtammanns ein offenes Rennen.“ Die Ausgangslage sei eine andere als noch bei den Gesamterneuerungswahlen 2021, als eine FDP-SVP-Fraktion für die Abwahl von Stadtammann Weiss sorgen wollte.
Als Stadtammann kandidiert Leuenberger, weil er ein großes Verbesserungspotenzial ausmacht. Gerade in der Kommunikation im Rat, mit den Kommissionen und zur Bevölkerung sieht er dieses Potenzial. Es geht hierbei um Transparenz, Verständnis und darum, dass die Leute spüren, dass ihre Anliegen ankommen. „Etwas richtig bewegen kann ich nur, wenn ich selbst am Ruder bin; und nicht nur als Mitschwimmer dabei“, sagt er selbstbewusst.
Leuenberger will agieren, statt nur zu kritisieren
Bei seiner Kandidatur, so sagt Leuenberger, gehe es auch um Glaubwürdigkeit. Denn vor seiner Wahl in den Stadtrat letzten September setzte er sich oftmals kritisch mit den Projekten des Stadtrats auseinander und ließ dies zuweilen den Stadtrat an den Gemeindeversammlungen spüren. So will denn Leuenberger nun die Gelegenheit nutzen und agieren, statt zu kritisieren. Für den Beginn der neuen Legislatur ist für Leuenberger eines klar: Die Reset-Taste muss gedrückt werden. Vor diesem Hintergrund sei es vermutlich nicht verkehrt, mit drei frischen Mitgliedern in die neue Legislatur zu starten.
Der Autor ist Redakteur der „Aargauer Zeitung“. Dort ist dieser Beitrag auch zuerst erschienen.