Stadtarchivar Martin Blümcke

Laufenburg – Die malerische und eindrucksvolle Ansicht von Laufenburg haben viele Künstler festgehalten: zwei mit hohen Steinhäusern überbaute Talwände mit dem Schlossberg, dazwischen der schäumende Laufen mit der halbseitig überdachten Holzbrücke. Matthäus Merian spannt 1644 seine detailgetreue Wiedergabe von der romanischen Heilig-Geist-Kirche rechts des Rheins über den Fluss und die Bürgerstadt mit Pfarrkirche, Gerichtsgebäude und Schloss auf der anderen Seite. G. F. Gmelin ist Mitte des 18. Jahrhunderts eher fasziniert von der Stromschnelle im Felsenmeer und zeigt, wie Laufenknechte an Seilen einen Weidling durch die Strömung geleiten. Und Gustav Schönleber schildert malerisch die Situation in einem Ölbild kurz vor dem Bau des Kraftwerks 1908.

Stimmungsvolles Symbolbild

Die wohl schönste Darstellung dieser einmaligen Verbindung von kraftvoller Natur und gebauter Kultur hat Hans Thoma knapp vier Jahrzehnte zuvor geschaffen. Vom Hans-Thoma-Blick in der Nähe der evangelischen Versöhnungskirche schaut er – personifiziert in zwei Wanderern mit Rucksack und Hund – ins Rheintal samt Brücke und auf die Häuserzeilen hinab. Ein stimmungsvolles Symbolbild für viele, das als Farbdruck in etlichen Häusern in beiden Laufenburg hängt.

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Am 2. Oktober 1839 wird Hans Thoma in Bernau im Hochschwarzwald geboren. Der Vater ist Waldarbeiter und stirbt früh, die Mutter bringt sich und ihre drei Kinder mit Mühe und Not durch. Sie ist verwandt mit den berühmten Menzenschwander Malern Winterhalter, Franz Xaver und Hermann. Das zeichnerische Talent des Buben fällt bald auf und dank einiger Förderer erhält Hans Thoma ein Stipendium an der Karlsruher Kunstakademie, die er als 27-Jähriger verlässt. Sein Lebenslauf kann hier nicht weiter verfolgt werden, aber er schlägt sich durch, reist nach Paris, mehrmals nach Italien, England, die Niederlande und die Schweiz, wohnt längere Zeit in München und in der Nähe von Frankfurt am Main. Fast 60-jährig hat er als Maler – vorwiegend Landschaften, auch Porträts – ein solches Renommee, dass er zum Direktor der Karlsruher Kunsthalle berufen wird, ein Jahr danach zum Professor an seiner Akademie. 1919 geht er – bereits 80 Jahre alt – in den Ruhestand und stirbt am 11. November 1924.

Vom Hochrhein besonders angetan

Zur Zeit von Hans Thoma musste und konnte jeder weit laufen. Die Strecke vom Freiburger Bahnhof bis zu seinem Elternhaus in Bernau schaffte er zu Fuß in zehn Stunden. Aber er hat nicht nur Entfernungen durchmessen, sondern er ist auch liebend gern gewandert. Die Gegend am Hochrhein hat es ihm besonders angetan und von Laufenburg gibt es drei Bleistiftskizzen von ihm. Frisch von der Akademie entlassen zog Hans Thoma 1870 mit seiner verehrten Mutter und seiner Schwester nach Säckingen. Dort erhielt er vom Fabrikanten Otto Bally den Auftrag, alle vier Waldstädte zu malen: Waldshut, Laufenburg, Säckingen und Rheinfelden. Das Laufenburger Original verwahrt die Nationalgalerie Berlin. Zudem hat der Maler die Stadt am Laufen in zwei anderen Ölbildern und einem Aquarell festgehalten.

Der Zeit überlassen

Nachdem durch den Bau des Kraftwerks in Laufenburg (1908-14) die Naturschönheit des Laufens verschwunden war, hatte der aus Rhina stammende Gymnasialprofessor Adolf Döbele den Gedanken, Hans Thoma um seine Meinung zu diesem Verlust zu fragen. Aus Karlsruhe erhielt er Ende Januar 1923 zur Antwort: „Wenn man als 84-Jähriger so vieles, was einem erhaltenswert erscheint, hat verabschieden müssen, so kümmert man sich nicht mehr um Einzelnes, besonders wenn man weiß, daß nichts mehr zu ändern ist, daß man auch den Laufenburger Fall der Zeit überlassen muß; die harmonisiert in aller Stille alle Wundmale, welche die Menschen der Mutter Erde beigebracht haben. (…) Wen wir in x-hundert Jahren am Rhein uns treffen, werden wir sagen: Wie schön ist doch Laufenburg“. Sicher hat auch Professor Döbele dafür gesorgt, dass die Schule auf dem Rappenstein, 1932 fertiggestellt, Hans-Thoma-Schule benannt wurde.

Bild 1: Laufenburg im Künstlerblick: Hans Thoma hat die Stadt wohl am schönsten in seinen  Bildern festgehalten
Bild: Kerstan, Stefanie