„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, reimte einst Erich Kästner. Dieses Motto verkörpert Christoph Dennenmoser wie kein anderer. Im Zuge seiner Tätigkeit als Notfallsanitäter beim DRK reiste er bereits an viele Orte weltweit, um Menschen in schwerer Not zu helfen – zuletzt in der Ukraine, um dort Verletzte und Behinderte vor dem Krieg zu retten.
Ende letztes Jahres veröffentlichte er ein Buch über die Passion zum Helfen, in dem er seine Erfahrung und seine Motivation schildert und hilfreiche Tipps an alle gibt, die Gutes tun möchten. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER erzählt der 59-jährige Grunholzer von seinen prägendsten Erlebnissen in Krisengebieten und verrät, wie Helfer wie er ticken.
„Ich möchte mit dem Buch Appetit aufs Helfen machen“
„Helfen tut gut“, lautet die Überschrift des ersten Kapitels seines neuen Buches, das Christoph Dennenmoser unter dem Titel „Menschen (die) helfen“ veröffentlichte. „Die wichtigste Motivation zu helfen ist schlicht, dass Helfen glücklich macht“, erzählt er. Die meisten Menschen hätten einen grundsätzlichen Wunsch, Gutes zu tun. „Ich möchte mit dem Buch aufzeigen, wie Hilfe aussehen kann und natürlich auch Appetit aufs Helfen machen“, so der 59-Jährige.

Er selbst erkannte sein „Helfer-Gen“ schon in seiner frühen Kindheit, als er sich in der Jugendfeuerwehr engagierte. Mit 18 Jahren wechselte er schließlich zur aktiven Feuerwehr. Er habe, geprägt von seinem christlichen Menschenbild, immer eine Verantwortung gespürt, die Welt ein Stückchen besser zu machen. „Es ist nicht selbstverständlich, dass es uns so gut geht, auch deswegen möchte ich denen helfen, die dieses Privileg nicht haben“, erzählt er.
Er kämpft gegen das Leid in Katastrophengebieten
Der gebürtige Weingartener, der mittlerweile im Laufenburger Stadtteil Grunholz lebt, arbeitete zunächst in der Immobilienbranche, wo ihm der Fokus auf Gewinnoptimierung von Beginn an missfiel. Im Jahr 1999 sattelte er beruflich um und arbeitet seitdem als Notfallsanitäter beim DRK in Bad Säckingen, wo er außerdem für den Katastrophenschutz verantwortlich ist. Seinen ersten Einsatz im Ausland hatte er auf den Philippinen, nachdem 2013 ein katastrophaler Taifun über den Inselstaat gefegt hatte. „Das Ausmaß an Zerstörung war enorm, aber es war ein gutes Gefühl, vor Ort Hilfe leisten zu können“, berichtet Dennenmoser.
Nach einem dreiwöchigen Einsatz musste er infolge einer schweren Verletzung selbst ins Krankenhaus in Manila gebracht werden. „Es war mir damals nicht bewusst, aber heute weiß ich, dass ich damals hätte sterben können“, erzählt er. Doch wo andere aufgeben, macht Christoph Dennenmoser erst recht weiter: „Die unglaubliche Dankbarkeit der Menschen, die Horizonterweiterung und das Gefühl, effektiv Leid zu mindern, hat mich dazu gebracht, weiterzumachen“, so Dennenmoser.

In den nächsten Jahren kämpfte er in Liberia gegen Ebola, in Madagaskar gegen die Pest und half auf Lesbos bei der Sicherung der Wasserversorgung. „Das Leid ist an diesen Orten so groß, dass wir einen erheblichen Beitrag leisten können“, erklärt er. Besonders geprägt hat ihn sein Einsatz vor drei Jahren kurz nach Kriegsbeginn in der Ukraine. Gemeinsam mit dem von ihm geleiteten Team half Dennenmoser dabei, Verwundete, Kranke und Behinderte aus Bereichen nahe der Kampfhandlungen zu retten.
Die Hilfe erfüllt Dennenmoser mit Dankbarkeit
„Es gab eine Nacht, da saßen wir im Keller und spürten das Vibrieren durch die detonierten Bomben“, berichtet Dennenmoser. Trotzdem habe er sich während des Einsatzes meist vergleichsweise sicher gefühlt. Immer wieder beschäftigte ihn die Frage, wie Menschen anderen Menschen so etwas Grausames antun können. „Naturkatastrophen sind das eine, aber hier agieren Menschen gegen Menschen“, so Dennenmoser. Er war froh, das Land nach vier Wochen wieder verlassen zu können – ein Privileg, das die Ukrainer vor Ort nicht haben.
„Ich stelle immer wieder fest, dass es uns in Deutschland wirklich gut geht und das erfüllt mich natürlich mit Dankbarkeit“, so Dennenmoser. Auch fühle er im Hinblick auf seine Einsätze eine große Selbstwirksamkeit. Mit seinem Buch möchte er seine Erfahrungen teilen und andere zum Helfen ermutigen. „Es gibt für jeden einen Bereich, in dem er seine Talente einbringen kann“, erzählt er.
„Ohne sie wäre das nicht möglich gewesen“
Außerdem geht es Dennenmoser darum, sich selbst und andere besser zu verstehen. „Wie ticken Helfer und was motiviert sie?“, ist eine entscheidende Frage, der er in seinem Buch nachgeht. Wenn man von sich selbst und anderen weiß, warum sie helfen, könne das sehr wertvoll sein, gerade, wenn man ein Team aus Helfern leite. „Es gibt verschiedene Arten der Wertschätzung. Für die einen ist der Erkenntnisgewinn oder das Übernehmen von Verantwortung wichtig, andere schätzen die Kameradschaft“, erklärt Dennenmoser.
Eine weitere wichtige Erkenntnis für ihn: Hinter einem guten Helfer stecken immer Menschen, die ihn unterstützen. „Was ich in den letzten Jahren gemacht habe, wäre ohne die Unterstützung meiner Frau nicht möglich gewesen“, erklärt er. Zudem mussten seine Kollegen seine Abwesenheit bei Auslandseinsätzen auffangen. „Ihnen gilt ein großer Dank“, so Dennenmoser.