Laufenburg In den Jahren der jungen Bundesrepublik Deutschland seit Mai 1949 wurden auch in Laufenburg Baugebiete erschlossen, Straßen gebaut und das elektrische Netz vervollständigt. 1972 konnte das Schulzentrum Rappenstein samt der Stadthalle eingeweiht werden. Danach musste in allen Stadtteilen – außer Laufenburg und Luttingen – eine Kanalisation in den Boden gelegt werden. Mit einem Hauptsammler, einem Rohr mit 70 Zentimeter Durchmesser, das von Luttingen her über den Tausendfüßler und unter dem Rheinuferweg bis zur Kläranlage in Rhina verläuft. In diesem Zusammenhang musste auch ein Strang mit 50 Zentimeter Dicke für das Abwasser von Binzgen und dem Rappenstein hinunter ins Tal verlegt werden.
Bis zur alten Hans-Thoma-Schule war das kein Problem, doch dann musste man unter der Straße am Heiliggeistbuckel durch, dann unter dem aufgelassenen Friedhof vor der Kirche und weiter unter dem Stück Stadtmauer hinter dem ehemaligen Pfarrhaus Halde 2 hinunter zum Gasthaus Athen. In der Zimmermannstraße traf man auf den Rheinstrang. Diese fast 120 Meter lange Hangtrasse war nur mit einem bergmännisch herausgesprengten Stollen, 1,90 Meter hoch und 1,80 breit, zu bewältigen, in dem neben dem Abwasserrohr noch andere Leitungen ihren Platz finden sollten.
Den Auftrag für 300.000 DM erhielt die Spezialfirma Hochtief in Essen, Außenstelle Freiburg. Der Anschlag für den Schacht auf der ebenen Fläche südlich der Schule geschah am 12. September 1977 und das dabei angebrachte Schild hat der damals 33 Jahre alte Gerhard Meier aus Rotzel aufbewahrt, der nach seiner Pensionierung den Förderverein zur Sanierung der Karl-Borromäus-Kapelle in seinem Heimatort engagiert geleitet hat. Unter der Leitung von Ingenieur Fischer senkte man erst den circa 15 Meter tiefen Schacht in dem extrem harten Laufenburger Gneis ab, dann ging es mit dem Stollenbau weiter. Vor Ort wurde nur bis 60¦Zentimeter angebohrt und gesprengt, um die Erschütterungen möglichst zu dämpfen.
An 14 Stellen gab es Messkontrollen. Auch wenn die Detonationen in der Altstadt zu spüren waren, wurden – wohl mit Glück und Geschick – keine Schäden an den Gebäuden verursacht. Dr. Arnold aus Tübingen überwachte den gesamten Vortrieb, den er als den schwierigsten in seiner Dienstzeit bezeichnete. Im Innern hatte Maschinenmeister Gerhard Meier die Bohrmaschinen instand zu halten, deren Kopf mit Wasser gekühlt wurde. Nach gut vier Monaten Bauzeit konnte die Baustelle Ende Januar abgeschlossen und der Stollen an Bürgermeister Albert Wasmer und den Stadtrat übergeben werden. Zur Feier des Tages wurde in der Röhre in kleinen Gläsern „Stollenwasser“ eingeschenkt.