Stadtarchivar Martin Blümcke

In einer eleganten Linie durchquert im Laufenburger Stadtteil Stadenhausen die Zeller-Straße den Ort. Diese Verbindung trug früher den Namen Dorfstraße, bis sie nach dem Tod des Bauern und langjährigen Bürgermeisters Fidel Zeller am 10. September 1891 den bis heute noch gültigen Namen erhielt.

Wer war dieser Fidel Zeller, der nach seiner Geburt am 4. April 1824 nach dem heiligen Fidelis aus Sigmaringen getauft wurde? Wie seine Vorfahren besaß er einen kleinen Hof, lebte arbeitsam und fromm mit seiner Frau Maria, geborene Huber, – die Ehe blieb kinderlos – und war sehr begabt und belesen. Recht früh wurde er in den Gemeinderat gewählt und 1853 mit 29 Jahren Bürgermeister von Stadenhausen. Er hatte das Vertrauen seiner Dorfgenossen 35 Jahre lang.

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Solche Lebensläufe und derartige Verdienste sind meist rasch vergessen. Aber das Gedenken an Fidel und Maria Zeller ist in Stadenhausen lebendig, weil das Ehepaar der damals 120 Einwohner zählenden Gemeinde die Marienkapelle geschenkt hat, die die Ortsmitte bestimmt. Seit dem Jahr 1812 gab es das Gelöbnis der Dörfler, eine solche Kapelle zu errichten, wenn sie in den napoleonischen Kriegszeiten von Plünderungen verschont würden. Armut und andere Notzeiten verhinderten die Erfüllung dieses Gelöbnisses, das im Gedächtnis weitergetragen wurde. Bis das Ehepaar Zeller sich nach 60 Jahren daran erinnerte und das Vorhaben in die Wirklichkeit umsetzte.

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Sie stellten 1873 auf ihrem Baumgarten in der Ortsmitte einen Bauplatz zur Verfügung und ließen unter ihrer Leitung und auf ihre Kosten eine Kapelle bauen, die der allerseligsten Jungfrau und Mutter Gottes Maria geweiht wurde. Das geschah am 4. Dezember 1873 durch den Luttinger Pfarrverweser Otto Hornung.

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So selbstverständlich wie hier dargestellt, hat sich das alles aber nicht abgespielt. In jener Zeit herrschte zwischen dem badischen großherzoglichen Staat und der katholischen Kirche ein sogenannter Kulturkampf: Wer hat was, wann und wo zu bestimmen? Seit fünf Jahren war der Stuhl des Freiburger Erzbischofs nicht besetzt, da die Karlsruher Erlaubnis fehlte. 1870 hatte ein Gesetz alle katholischen Stiftungen im Land eingeschränkt. Deswegen blieben die Bauherren Fidel und Maria Zeller im Verborgenen, bis sich die politische Großwetterlage beruhigt hatte. Im Juli 1887 schließlich konnten sie ihr Werk dem Kapellenfonds schenken. Diesem Geschenk folgten rasch weitere Gaben aus dem Dorf Stadenhausen.

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Eine Familie mit dem Namen Zeller wohnt bis heute noch in der Zeller-Straße: Das Arztehepaar Dr. Johannes und Dr. Ines Zeller, die auf ihre Verwandten recht stolz sind.