Stadtarchivar Martin Blümcke

Als im Jahr 1980 der Gemeinderat den Straßen auf dem Rappenstein Namen gab, hat er auf Vorschlag des Ratschreibers Georg Gerteis einige Persönlichkeiten aus der Ortsgeschichte bedacht – unter anderem mit Matthias Zoller und Heinrich Laufenberg zwei Männer der Feder, die im 15. Jahrhundert Texte geschrieben haben, in einer Epoche, die man als den Herbst des Mittelalters bezeichnet.

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Von dem ersten Dichter mit Namen Matthias Zoller weiß man nur, dass er aus Laufenburg stammte und nach Bern zog. Vielleicht hat er dort im Rathaus als Schreiber gedient. Von ihm sind drei größere Lieder vorhanden, also erzählende Gedichte, die alle die Kämpfe und die Heldentaten der Berner und Schweizer Eidgenossen besingen, als Karl der Kühne, Herzog von Burgund, versuchte, zwischen seinen oberen Landen und den Niederlanden eine Verbindung, eine Landbrücke zu schaffen. Die Belagerung von Murten und die Schlacht vor der Stadt wird geschildert, ebenso die Schlacht bei Nancy 1477, in der Karl der Kühne den Tod fand. Für Matthias Zoller war das ein gewaltiges Ereignis: „Sit geboren ward Herr Jesu Christ, größer Sach nie geschechen ist.“

Der andere Dichter ist zweifellos höher und wichtiger einzustufen: Heinrich Loufenberg, wie er sich zu seiner Zeit schrieb. Oft wird angegeben, er sei um 1390 in Laufenburg geboren, vermutlich ist er aber in Freiburg zur Welt gekommen. Vielleicht nannte man den Vater aufgrund seiner Herkunft Laufenburger und den Sohn Heinrich einfach Laufenberg. Seine Eltern waren wohlhabend genug, ihm den Besuch der Lateinschule und die Ausbildung zum Priester zu ermöglichen. Gesichert ist, dass der 30-Jährige 1421 Kaplan in der Pfarrkirche (heute Münster) zu Freiburg war. Seine Sammlung von Predigten ist mit allen anderen Schriften 1870 in Straßburg während des deutsch-französischen Kriegs. Nur ein bebildertes Gesundheitsbuch ist in München überliefert.

Der Freiburger Kaplan steigt 1424 auf und wird im aargauischen Zofingen Dekan im Mauritiusstift. Nach 14 Jahren kehrte er nach Freiburg zurück und amtiert als Dekan des Freiburger Landkapitels. Nach sieben Jahren zieht er sich ins Straßburger Johanniterkloster zurück, wo er am 31. März 1460 mit 71 Jahren stirbt.

Er muss ein gebildeter, theologisch-philosophisch ausgerichteter Mann gewesen sein, der in mystischer Versenkung sich nach dem Leben im Jenseits sehnte nach der Vereinigung seiner Seele mit Gott. Vor dem Brand seiner Schriften sind rund hundert seiner Lieder abgeschrieben worden, die seinen Geist verraten. Schlicht, fast volkstümlich sind seine geistlichen Lieder. Über das Liedgut der Jugendbewegung der 1920er Jahre sind zwei von ihnen ins Gesangbuch der evangelischen Landeskirche in Baden gelangt: „Ach lieber Herre Jesu Christ“ und wesentlich bekannter: „Ich wollt, dass ich deheime wär und aller Welte Trost entbehr. Ich mein Deheim im Himmelreich, da ich Gott schaue ewiglich.“ In einer Mauernische hinter dem mittleren Brunnen in der Laufenburger Altstadt hat Bürgermeister Helmut Müllmerstadt 1983 eine Bronzetafel anbringen lassen, die an ihn erinnert.