Mehr als ein Krankenhaus: Das war die Idee des Gesundheitscampus in Lörrach. Doch während sowohl das Krankenhaus, als auch das Zentrum für seelische Gesundheit bereits in die Höhe gewachsen sind, war es in den vergangenen Jahren eher ruhig um die zusätzlichen Angebote, die auf dem 9,7 Hektar großen Gelände entstehen sollten.
Corona-Krise, Ukraine-Krieg und steigende Baupreise: „Da hätte man keinem Investor mit diesem Projekt kommen können. Der Markt war so gut wie tot“, sagt Udo Lavendel, Vorsitzender Geschäftsführer der Kliniken des Landkreises Lörrach. Deshalb habe das Projekt eine Zeit lang auf Eis gelegen. Das soll sich nun ändern: „Wir haben uns das Mandat des Aufsichtsrates geholt, das Campus-Projekt wiederzubeleben.“

Doch was heißt das genau? Auf dem Gelände ist noch reichlich Platz. Ursprüngliche Planung hatten auch noch ein Parkhaus, ein Ärztehaus, ein Haus der Gesundheit, eine Rettungswache, eine Apotheke, ein Sanitätshaus sowie eine Kindertagesstätte und ein Boardinghouse vorgesehen. Das Ziel: Der Campus soll ein breit aufgestelltes, modernes, stationäres, teilstationäres und ambulantes Versorgungsangebot für die Bevölkerung bündeln. Nun, da sich die Baupreise wieder positiver entwickeln, soll die Investorensuche gestartet werden.
Auch wenn die Idee lange vor Lavendels Zeit, der seit Mai 2023 in den Lörracher Kliniken ist, entstanden ist, ist er von ihr überzeugt: „Eine damals sehr kluge und richtungsweisende Entscheidung der Verantwortlichen“, stellt Lavendel fest. „Damit hat man den aktuellen gesundheitspolitischen Plänen, nämlich größere, leistungsfähigere und qualitätsgesicherte Klinikinfrastrukturen zu schaffen, vorgegriffen – und zwar lange, bevor die Gesundheitsreform von Karl Lauterbach genau dies für die zukünftige Krankenhauslandschaft in Deutschland fordert.“
Rehabilitationszentrum soll Angebote erweitern
Zu den damaligen Ideen sind mittlerweile neue hinzugekommen. Nicht nur der Markt habe sich weiterentwickelt, sondern auch die Medizinstrategie. Da trifft es sich gut, dass rund um das zukünftige Zentralklinikum ausreichend Platz ausreichend vorhanden ist. „Wir arbeiten zurzeit an Konzepten und überlegen, ob wir neben dem Ausbau der ambulanten auch eine stationäre Rehabilitation etablieren wollen.“
Was heißt das genau? Lavendel erklärt er am Beispiel eines Schlaganfallpatienten. Rund 600 Patienten müssten im Jahr im Landkreis versorgt werden. Es gelte in diesem Fall nicht nur schnell in der ambulanten Versorgung zu sein. Klar: Je schneller, der Patient im Krankenhaus ist, umso besser. Aber auch die anschließenden Therapien – Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie – sind wichtig, dass der Patient wieder Sprechen, Trinken und Gehen lernt.
Doch nach der Frührehabilitation muss der Patient in eine andere Klinik geschickt werden. Mit einer stationären Rehabilitation in unmittelbarer Nähe zum Zentralklinikum könnte man dem Patienten den Transport ersparen und ihm eine Versorgungskette von der Akutversorgung, über die Früh-, bis zur Langzeitrehabilitation anbieten.
So ein Konzept lasse sich nicht nur im neurologischen Bereich, sondern auch in der Geriatrie umsetzen.
Kurzzeitpflege als Angebotserweiterung
Eine weitere Idee: eine Kurzzeitpflege könnte nicht nur das Angebot erweitern, sondern auch dafür sorgen, dass Patienten früher entlassen werden. „Wir könnten 40 bis 50 Plätze dauerhaft belegen“, erklärt Lavendel. Denn oft könnten Patienten nicht entlassen werden, weil nicht ausreichend Plätze zur anschließenden Versorgung vorhanden sind.
Lavendel spricht oft und gern von sektorenübergreifender Arbeit. Das Motto: Kooperation statt Konkurrenz. „Wir haben jetzt mit dem Neubau des neuen Krankenhauses eine historische Chance, dort für die Zukunft die richtigen Weichen zu stellen.“ Eines seiner Ziele: mit den niedergelassenen Ärzten noch enger zusammenzuarbeiten.
Jetzt werden Investoren gesucht
Doch bei all den Ideen heißt das nicht, dass die Lörracher Kliniken nun eine Apotheke, eine Kindertagesstätte oder gar ein Boardinghouse betreiben werden. Das Ganze soll über Investoren realisiert werden. Diese sollen jetzt gesucht werden und da es sich um einen öffentlichen Träger handelt, muss das Ganze in einem Ausschreibungsverfahren ablaufen.
„Dem Wettbewerb blicken wir positiv gespannt entgegen und sind offen für Interessenbekundungen von Investoren. Natürlich würden wir uns auch über regionale Beteiligung sehr freuen“, sagt Lavendel.
Wie schnell kann der Klinikcampus realisiert werden?
Dass der Klinikcampus sich bis zur Inbetriebnahme des Krankenhauses – die ersten Patienten sollen dort in eineinhalb Jahren behandelt werden – nicht mehr umsetzen lässt, ist klar. Mit einem sportlichen Zeitplan rechnet er mit einer Eröffnung der zusätzlichen Angebote im Jahr 2027 oder 2028.