Wieder einmal befindet sich die Entwicklung der Innenstadt im Spannungsfeld von Bewahren und Erhalten. Die Meinungen im Gemeinderat gehen beim geplanten Bauvorhaben von TOP-Immobilien (wir berichteten) in der Fußgängerzone weit auseinander. Die Sozialdemokraten sprechen sich gegen eine Änderung des Bebauungsplans aus und widersprechen der Auffassung, dass das Projekt die Stadt voranbringe. Vorläufiger Stand: Der Investor wird seine Vorstellungen überarbeiten und ein Modell bauen, dann entscheidet sich, wie es weitergeht.

Kontroverse Diskussion im Ratsrund
In der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend zeichnete sich in kontroverser Diskussion rasch ab, dass CDU, Freie Wähler, die Grünen und die Verwaltungsspitze in Person des OB es für einen Fehler halten, Bestehendes aus nostalgischen Gründen zu erhalten und dabei den Anschluss an die Entwicklung der konkurrierenden Städte im Umkreis zu verlieren.
Beste Geschäftslage im Stadtzentrum
Ihre Überzeugung: Die Fußgängerzone als beste Geschäftslage im Zentrum biete sich für eine geschlossene Bebauung an. Mit einem weiteren Geschäftshaus an dieser Stelle würde die Stadt außerdem den Empfehlungen aus dem Märkte- und Zentrenkonzept folgen. Dies hat die Stadt vor wenigen Jahren beschlossen und dabei auch mitgenommen, dass es zu wenig große Verkaufsflächen gibt, die zur geschäftlichen Belebung beitragen.
Ein nicht aufzulösender Konflikt
OB Klaus Eberhardt sprach sich dafür aus, „an dieser wichtigen Stelle noch weitere Grundlagen zu erarbeiten“. Grundsätzlich halte er die Idee der Überplanung aber für weiter verfolgenswert. Erhalten und gleichzeitig die Innenstadt entwickeln, bleibe aber ein nicht aufzulösender Konflikt. Eberhardt sprach sich dafür aus, städtebaulich „bei der Proportionierung noch nachzubessern“ und versprach sich von einem Neubau, dass er zur Stabilisierung der Geschäfte beitrage und auch der Nachbarschaft gut täte.
Die Gebäudeproportionen sind zu prüfen
Für die CDU erklärte Dieter Meier, dass die Fraktion die Planungsabsicht für sinnvoll halte, aber die Gebäudeproportionen zu prüfen seien. Grundsätzlich befürwortete er , dass die Innenstadt sich nicht nur entwickeln dürfe, „sie muss sich entwickeln“. Vor diesem Hintergrund werde das Interesse eines Investors, neu zu bauen, positiv bewertet. Allerdings müsse sich die Höhe an Nachbargebäuden orientieren. Als problematisch gilt, dass der Bebauungsplan vor dem Schäferweg endet, auch das Anfahrtskonzept erweise sich als schwierig.
Logische Fortsetzung vom Oberrheinplatz
Meier verwies auf das neu gestaltete Nachbarhaus (ehemals Café Schmid), das auch auskragende Balkone trage. Für die CDU stelle aber eine geschlossene Gebäudezeile die logische Fortsetzung vom Oberrheinplatz dar. Als weiteres Argument brachte Paul Renz ein, dass es sich um die zentralste Stadtlage handle, und die alten Häuser nicht mehr dem heutigen Standard entsprechen: „Wo sollen sonst noch Geschäfte hin, wenn nicht in der Fußgängerzone?“
Große Verkaufsflächen sind keine Garantie
Der SPD ist dagegen das geplante Projekt ein Dorn im Auge, erklärte Karin Paulsen-Zenke. Sie hielt entgegen, dass große Verkaufsflächen keine Garantie dafür sind, dass Kunden kommen. Sorge bereite vor allem die Auswirkung auf das Stadtbild, aber nicht aus nostalgischen Gründen, sondern weil die Gründerzeithäuser dieses prägen, und die Leute gerade diesen Charakter schätzen.
SPD-Fraktion lehnt Bauvorhaben ab
Die Fraktion lehnt deshalb das Bauvorhaben ab, bei zwei Enthaltungen (Gustav Fischer, Hannelore Nuß). Alfred Winkler wehrte sich außerdem gegen die „Zufälligkeit“, dass ein Privatbesitzer plane, was zur Änderung des Bebauungsplans führen soll, und befand: „Unsere Aufgabe ist es nicht ein Geschäftsmodell zu entwickeln.“
Bei der Stadtplanung immer geteilte Meinungen
Offen für das Projekt und die Bebauungsplanänderung zeigte sich Karin Reichert-Moser (Freie Wähler), weil man bei Stadtplanung immer geteilter Meinung sein werde. Grundsätzliche Bereitschaft an einer Neugestaltung signalisierte auch Heiner Lohmann für die Grünen, aber nur wenn das Projekt passend erscheine.