Ingrid Böhm

Die medizinische Versorgung beschäftigt alle Bürger, die einen Arzt brauchen. Verstärkt rückt in der öffentlichen Meinung beim Thema Ärztemangel das Kreiskrankenhaus für ein MVZ als Lösung in den Blickpunkt. Dabei wird die Vorstellung vertreten, dass dieses, wenn es nicht mehr als Klinik gebraucht wird, als medizinisches Versorgungszentrum gute Dienste leisten könnte. Kreiskliniken-Geschäftsführer Armin Müller hält diese Option aus mehreren Gründen für problematisch. Größe und der bauliche Zustand spielen dabei eine Rolle. 

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Die Frage, ob ein Medizinisches Versorgungszentrum entsteht, ist aus Sicht der Kliniken unabhängig vom Standort zu klären. Dieser sei das letzte Glied in der Kette, heißt es. Zunächst handle es sich beim MVZ um eine gesellschaftsrechtliche Form, außerdem spiele die Zahl der möglichen Kassensitze dazu eine Rolle. Müller meldet mit Blick auf die räumliche Dimension des KKH Zweifel an, dass das Kreiskrankenhaus „der richtige Ort“ für ein MVZ sei. Bevor diese Möglichkeit weiter verfolgt werde, müsse erst der Bedarf geklärt sein. Dann zeige sich, wo ein MVZ untergebracht wird. Dass die Stadtverwaltung zunächst klären will, wie Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigung die Entwicklung vor Ort einschätzen, hält Müller für sehr vernünftig.

Zunächst Organisationsform klären

Müller hält es am wichtigsten und als ersten Schritt, die Organisationsform eines MVZs zu klären. Das heißt: Wer betreibt es medizinisch und organisatorisch und mit wie vielen Ärztesitzen. Für den Geschäftsführer der Kliniken steht, wie er auf Anfrage erklärt, aber im Vorfeld aller denkbaren Entwicklungen auch schon fest, dass die Bausubstanz des Kreiskrankenhauses in Rheinfelden es nicht hergibt, dort einfach einzuziehen, bei einem Betriebswechsel. Eine Generalsanierung werde notwendig. Dabei gehe es auch um neue Leitungen, andere Infrastruktur im Gebäude, Brandschutz und somit um große Summen.

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Die Kreiskliniken GmbH verfolgen grundsätzlich die Absicht, nach dem Auszug 2025 das Krankenhausareal zu verkaufen. Nachdem schon der untere Geländeteil mit dem früheren Wohnheim an die Stadt abgegeben wurde, werden Gespräche über die weitere kommunale Nutzung geführt.

Für OB noch zu früh

Für Oberbürgermeister Klaus Eberhardt erscheint es, wie er auf Anfrage sagt, noch „zu früh“ bei der Nachnutzung des Kreiskrankenhauses nach 2025 festzulegen, was „wirtschaftlich geht“. Die Stadt prüfe aber schon seit Jahren denkbare Verwendungsmöglichkeiten im medizinischen Bereich. Dazu habe es auch zahlreiche Gespräche mit Projektentwicklern gegeben. Modelle bis zur Reha Klinik wurden ins Auge gefasst: „Wir sind stetig an dem Thema dran.“ Aber eine Erfahrung daraus ist auch: „Manche Einrichtungen lassen sich nicht rechnen.“

OB wartet auf Wertgutachten

Zum Zustand des Klinikgebäudes ist bekannt, dass es einen hohen Instandsetzungs- und Modernisierungsaufwand habe. Die Stadt warte deshalb auf ein mit den Kreiskliniken vereinbartes Wertegutachten. Dieses Ergebnis zur Bausubstanz müsste bei einem Verkauf vom Wert des Grundstücks abgezogen werden. Dann stelle sich aber trotzdem die grundsätzliche Frage: „Wer steckt das Geld hinein?“ All diese Punkte sind noch offen für Eberhardt. Der OB hält deshalb eine Lösung, die „näher an der Bevölkerung“ ist in der Innenstadt für geeigneter und betont: „Wir verschließen uns nicht einem MVZ“.

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Dass die ärztliche Versorgung die Bürger beschäftige, „kann ich nachvollziehen“, so der OB. Er sieht aber auch Versäumnisse „an anderer Stelle“, die jetzt alle bei der Kommune als Problem landen. Das Thema MVZ beschäftigt Eberhardt auch in seiner Funktion als Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion. In der hat er vor wenigen Tagen in einem Schreiben an die Landrätin beantragt, das Thema Medizinische Versorgungszentren und neue Strukturen der Primärversorgung auf die Tagesordnung des Kreistags zu setzen.

Einige Erwartungen setzt das Stadtoberhaupt in die für Dienstag, 18. Februar, angesetzte Podiumsdiskussion im Bürgersaal. Es werden dabei auch Teilnehmer der Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung Stellung nehmen zum Gesundheitsstandort Rheinfelden. „Die Bürger sollen eingebettet werden“ als Diskussionsteilnehmer. Für diesem Abend ist angekündigt, dass ein Arzt ein neues Projekt vorstellen wird, das Ärzteansiedlungen im Hochrheincenter II in Aussicht stellt mit einer Großpraxis. Nach einer aus Eberhardts Sicht „sehr guten Debatte im Gemeinderat“ zum Ärztethema, zeigt er sich zuversichtlich, dass die Erkenntnisse des Informationsabends mit KV und Kassen zu Handlungen im Gemeinderat führen.