Dora Schöls

Herr Schwarz, Herr Wohner, etwa 35 Prozent des deutschen Energieverbrauchs kommen aus Gebäuden. Wie hoch ist der Verbrauch der öffentlichen Gebäude in Rheinfelden?

Schwarz: Der Anteil am kommunalen Verbrauch ist gering, etwa zwei Prozent. Auch weil die Industrie große Verbraucher hat. Aber auf unseren Anteil haben wir großen Einfluss und versuchen seit Jahren, den Verbrauch zu senken.

Wohner: Wir müssen als Stadt vorangehen und Vorbild sein.

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Um wie viele Gebäude geht‘s?

Wohner: Wir bewirtschaften rund 120 Gebäude, vor allem Verwaltungsgebäude, Schulen und Kindergärten.

Schwarz: Dazu gehören auch viele kleine Gebäude, bei denen der Energieverbrauch niedrig und der Einfluss recht gering ist. Die Farrenställe auf dem Dinkelberg zum Beispiel. Wir überwachen den Verbrauch von knapp 50 Gebäuden monatlich, wöchentlich, zum Teil täglich. Zum Beispiel im Freibad – so werden Schwankungen wie zum Beispiel Rohrbrüche schnell erkannt.

Welches ist das beste, welches das schlechteste bei der Energieeffizienz?

Schwarz: Im Freibad gab es die größte Effizienzsteigerung. Obwohl wir an der Gebäudehülle in den vergangenen Jahren nicht viel investiert haben. Von jährlich mehr als 2,4 Millionen Kilowattstunden (kWh) haben wir auf 600.000 kWh reduziert. Schlechter sind die historischen Gebäude. Aber auch da haben wir über Jahre investiert, in die Heizung oder die Fenster. Selbst im Gymnasium, ein Gebäude aus den 70er Jahren, haben wir mit der Einzelraumregelung den Verbrauch um 30 Prozent gesenkt. Aber natürlich ist noch einiges zu tun.

Welche Rolle spielt die Nutzung? Was ist schlechter, ein beheiztes Büro oder eine Halle mit Musik- und Lichtanlage?

Wohner: Ein Rathaus ist einfacher zu monitoren. Und wir haben mehr Einfluss – denn das Nutzungsverhalten der Mitarbeitenden ist der größte Hebel.

Schwarz: Im Rathaus war es vor der Sanierung in den Büros oft zu kalt. Ich habe die empfohlenen 20 Grad in meinem Büro eingestellt und durch die undichte Glasfront war es zugig und gefühlt kalt. Jetzt haben wir seit drei Jahren ein saniertes, gut gedämmtes Rathaus – und trotzdem ist der Verbrauch gestiegen. Weil sich nicht alle bei 20 Grad wohl fühlen.

Wie sollten sich die Nutzer verhalten?

Schwarz: Licht aus und warm anziehen (lacht). Aber klar: Der Mitarbeiter muss sich wohl fühlen. Die Heizung wird zentral geregelt, aber jedes Büro hat einen Booster-Schalter, der den Raum in 20 Minuten um zwei Grad wärmer macht. Mir ist wichtig, dass abgeschaltet wird, was nicht gebraucht wird. Wenn ich rausgehe, mache ich das Licht aus.

Wohner: Stoßlüften, abschalten, situationsabhängig heizen – das ist wichtig, um Energie zu sparen. Neben Sanierung, Dämmung und Heizungsaustausch. Und man kann auch die Technik optimieren, mit bedarfsgerechten Steuerungen. Sehr wichtig ist aber auch, dass die Heizungsanlagen optimal reguliert und regelmäßig gewartet werden. Hier haben unsere Hausmeister eine Schlüsselfunktion.

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Welche Warmwassersysteme haben die 120 Gebäude?

Schwarz: Überwiegend gibt es dort Warmwasser, wo geduscht wird. In der Halle in Nollingen gibt es einen Gasbrennwertkessel mit Pufferspeicher und Wärmetauscher, der nur dann das Wasser im Durchfluss erwärmt, wenn geduscht wird. Zum Händewaschen haben wir Durchlauferhitzer oder kleine Boiler. So lange Leitungen hätten einen hohen Wärmeverlust und ein Hygienerisiko.

Und welche Heizungen haben Sie? Gibt es noch Ölheizungen?

Schwarz: Ja, zum Beispiel bei einigen Feuerwehrgebäuden, wo keine Leitungen für Gas oder Nahwärme möglich sind. Alte Ölheizungen tauschen wir aber aus.

Wohner: Da setzen wir auf Pelletheizungen, aber sonst hauptsächlich auf industrielle Abwärme. Das ist die Zukunft für Rheinfelden. Es hängen bereits neun Gebäude am Wärmenetz – und zwar die größten Verbraucher, wie das Rathaus, die Realschule oder das Bürgerheim. Als nächstes werden Freibad, Europastadion und Hans-Thoma-Schule angeschlossen.

Welche Potenziale sehen Sie noch bei Sanierung und Dämmung?

Wohner: Die nächsten Jahre werden wir den Brandschutz auf Vordermann bringen. Natürlich ist Klimaschutz wichtig, aber die Sicherheit geht vor. Dann kommt die energetische Sanierung, unter anderem das Gymnasium und die Fécamphalle. Aber in zehn Jahren haben wir 23 Prozent der Heizenergie reduziert, damit sparen wir rund 200.000 Euro pro Jahr.

Schwarz: Wir haben sogar noch mehr reduziert, denn die Nutzung hat sich verändert. Wir haben umgestellt auf Ganztagsschulen mit Mensa und viel mehr elektronischen Geräten wie Whiteboards. Wir haben also sehr viel kompensiert und trotzdem noch eingespart.

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Woher kommt der Strom?

Wohner: Wir beziehen nur Strom aus Wasserkraft und Sonne. Auf 15 Dächern haben wir Solaranlagen, als nächstes ist die Fécamphalle an der Reihe.

Schwarz: Und über Blockheizkraftwerke produzieren wir Strom als Abfallprodukt aus der Wärmeerzeugung.

Sanieren kostet Geld. Wie schwer macht es Ihnen die aktuelle Haushaltslage?

Wohner: Wir haben eine angespannte Haushaltslage. Aber für Sinnvolles bekommen wir auch Geld. Vor zehn Jahren hat uns die Gebäudeenergie 2,4 Millionen Euro jährlich gekostet, heute sind wir bei etwa 1,8 Millionen. Klimaschutz lohnt sich auch finanziell.