Rheinfelden/Schweiz Vor wenigen Wochen, am 8.¦Februar, wurden die Stromnetze von Estland, Lettland und Litauen vom russischen und weißrussischen Stromnetz abgekoppelt. Am 9.¦Februar um 14.05¦Uhr wurden sie mit dem Stromnetz von Kontinentaleuropa synchronisiert. Dies teilt der Verband der Europäischen Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E) mit. Am 13. Februar jährte sich zudem der Start des europäischen Stromverbundnetzes bei der Brown-Nizzola-Plattform von Rheinfelden im Aargau zum 121.¦Mal. Der Vorstand der IG pro Steg beider Rheinfelden informiert über die Anfänge des Verbundnetzes.

Der Start des europäischen Stromverbundnetzes geht auf den 13.¦Februar 1904 zurück, als bei der Brown-Nizzola-Plattform in Rheinfelden die 25.000-Volt-Hochspannungsleitung vom Wasserkraftwerk Beznau zum Wasserkraftwerk Rheinfelden die Betriebsgenehmigung des Eidgenössischen Starkstrominspektorats erhielt. Diese Verbindung legte den Grundstein für das erste Kraftwerkverbundnetz auf Basis von Drehstrom mit einer Frequenz von 50¦Hertz, die heute in weiten Teilen der Welt Standard ist. Ursprünglich diente das damalige Verbundnetz Beznau-Rheinfelden der Stromversorgung der Stadt Basel.

Aus den lokalen Verbundnetzen von Kraftwerken entstanden Landesnetze mit 220.000¦Volt Hochspannung. 1958 wurden im „Stern von Laufenburg“ die Landesnetze von Deutschland, Frankreich und der Schweiz zusammengeschaltet und synchronisiert. Die Idee dazu stammte maßgeblich aus der Schweiz, beim Projekt spielte der Friedensgedanke eine wichtige Rolle. 1967 erfolgte dann die erstmalige Zusammenschaltung von 380.000-Volt-Ländernetzen, wieder in Laufenburg.

Am 13. Februar stieß der Vorstand der IG pro Steg auf den Geburtstag des Stromsystems an. Neben Agostino Nizzola, dem Schöpfer des Stromverbundnetzes, sei auch Michael von Dolivo-Dobrowolsky zu erwähnen. Er wurde 1862 bei St.¦Petersburg geboren, wuchs in Odessa auf und begann ein Studium der Chemie an der Universität Riga. Als fortschrittlicher Student bekam er Studienverbot in Russland, worauf er 1883 ins deutsche Kaiserreich auswanderte. Er studierte als einer der ersten Studenten Elektrotechnik an der weltweit ersten Fakultät für Elektrotechnik der Technischen Hochschule Darmstadt, wurde Chefelektriker bei AEG Berlin und entwickelte dort den Drehstrom, den heutigen Weltstandard. 1897/98 war er für den Einbau der Turbinen inklusive der M¦10, der „Ur-Turbine des europäischen Verbundnetzes“, im alten Kraftwerk Rheinfelden verantwortlich.

Die Geschichte des Stromverbundnetzes wird auf der Brown-Nizzola-Plattform im Schweizer Rheinfelden dargestellt und ist öffentlich zugänglich. Die „Ur-Turbine des europäischen Verbundnetzes“ ist im Kraftwerks-Pavillon auf badischer Seite ausgestellt und kann ebenfalls besichtigt werden. Beide Orte sind als Meilensteine der Elektrotechnik von welthistorischer Bedeutung am Rheinufer-Rundweg von Rheinfelden gelegen.