Urlaub daheim heißt es für viele Menschen in diesem Sommer. Von diesem – noch – unfreiwilligen Trend profitiert auch Rheinfelden. Zwar hat die wochenlange Schließung zu Beginn der Pandemie das Gastgewerbe schwer getroffen. Aber nun zieht der Tourismus wieder an.
Diese Tendenz hört die Leiterin der Tourist-Information, Ann-Sophie Krickl, bei Gesprächen mit Hoteliers heraus. „Den noch fehlenden Geschäftstourismus fangen die Touristen jetzt auf.“ Gerade die spontanen Übernachtungen hätten seit der Wiedereröffnung zugenommen.
Im vergangenen Jahr verzeichnet das statistische Landesamt für Rheinfelden rund 60.000 Übernachtungen. Erfasst werden in dieser Statistik jedoch nur Hotelbetten, in Rheinfelden sind das circa 500. 150 weitere Betten gibt es in Ferienwohnungen. „Nimmt man die dazu, kommen wir wohl auf 70.000 Übernachtungen im Jahr 2019“, rechnet Krickl vor.
Wie sich die Zahlen im Corona-Jahr darstellen werden, ist noch nicht absehbar. „Die Ferienwohnungen etwa konnten früher wieder aufmachen, als die Hotels.“ Auch wenn die Datenlage noch fehlt – spürbar ist die Zunahme an Tourismus für Krickl. Und da möchte sie auch in Zukunft aufbauen. „Wir wollen uns eben nicht auf dem Geschäftstourismus ausruhen, sondern zeigen, was wir hier haben und uns in der Region positionieren.“ Im Fokus haben Krickl und ihr Team dabei den sanften Tourismus, wie wandern und Rad fahren.
Letzteres läuft gut – die vier E-Bikes, die die Tourist-Info zum Verleih anbietet, sind quasi ständig unterwegs. Dass der Radtourismus nicht mehr so international ist, wie die Jahre zuvor, stellt Krickl ebenfalls fest. Gäste kommen vermehrt aus Deutschland, der Schweiz und Österreich. „Neulich war ein Ehepaar aus Erfurt da, das die zwei Bikes für mehrere Tage gemietet hat.“ Das Paar war so begeistert, dass es sich die gleichen Räder für zu Hause besorgt habe, schildert die 23-Jährige. Auch Stammgäste gebe es, die zum Beispiel auf Familienbesuch die Räder ausleihen. Eventuell werde man das E-Bike-Angebot im nächsten Jahr ausbauen.
Stark nachgefragt sei auch die Tschamberhöhle, die seit ihrer Wiedereröffnung im August ein hohes Besucherinteresse erfahre. „Wir werden wahrscheinlich zusätzliche Termine anbieten.“ Auch das digitale Tourenportal soll stetig ausgebaut werden. Hier präsentiert die Stadt kleine Spaziergänge, anspruchsvolle Wanderungen oder Radtouren mit Ausblick, auch über die Stadtgrenzen hinaus und über Ländergrenzen hinweg.
Die Stadt Rheinfelden ist Teil des Projekts „Dreiland-Radregion“, mit dem die trinationale Region touristisch mehr beworben werden soll. „Rheinfelden hat etwas zu bieten.“ Eng arbeitet die Stadt auch mit Nachbarkommunen wie Grenzach-Wyhlen oder Schopfheim zusammen. „Die Region profitiert: Gäste, die in Grenzach-Wyhlen übernachten, besuchen eines unserer Restaurants oder umgekehrt“, so Krickl, die im Oktober die Leitung übernommen hat.
Ob es alle Hotels und Restaurants aber durch die Krise schaffen? Krickl ist leise optimistisch, weiß aber auch, „dass eine zweite Welle alle stark treffen würde“. Bisher sei nur die Insolvenz des Hotelbetriebs auf Schloss Beuggen bekannt. „Wir wollen gerne unterstützen, dass es dort weitergeht.“
Neben Touristen kommen übrigens auch viele Einheimische in die Tourist-Info in der Karl-Fürstenberg-Straße in Rheinfelden. Sie fragen, was ihre Region eigentlich alles zu bieten hat – für den Urlaub daheim.