Rheinfelden Karin Reichert-Moser und Heiner Lohmann haben die Verdienstmedaille in Silber erhalten. Das Urgestein der Rheinfelder Kommunalpolitik, Paul Renz, ist mit der sehr selten verliehenen Verdienstmedaille in Gold für sein gesellschaftliches Gesamtwerk geehrt worden. Ein langer Einsatz für das Gemeinwohl, „was eine enorme zeitliche Beanspruchung für die Beteiligten bedeutet hat“, attestierte Oberbürgermeister Klaus Eberhardt allen drei Geehrten anlässlich der Feier im Bürgersaal.
Der Reigen der Ehrungen startete mit Karin Reichert-Moser, 40 Jahre Ortschaftsrätin in Degerfelden, 25 Jahre Gemeinderätin sowie Mitglied im Kreistag und langjährig auch Stellvertreterin des Oberbürgermeisters. Die leidenschaftliche Lehrerin zeichnete sich durch akribische Kenntnisse im Umgang mit dem kommunalen Haushaltsrecht aus. „Alles andere als populistisch, ihr Fähnlein nie in den Wind gehängt, sondern stattdessen klare Kante gezeigt“, die Laudation durch den OB war gespickt mit den persönlichen Erfahrungen. Reichert-Moser habe ihre Einflussnahme in ihrem Ortsteil Degerfelden mit klaren Ansagen gepaart mit der Einordnung der Machbarkeit. Dorfwettbewerbe, ein überdurchschnittliches reges Kultur- und Vereinsleben sowie der Erfahrung mit moderner Ortsidentität – ihr sei ein dörfliches Miteinander gelungen. Das habe sich auch im Einsatz für die Stadt ausgewirkt.
Die Lobrede von Dietmar Häßler war verschmitzt in Reimform gehalten, „du hast die Zügel in die Hand genommen, die Zukunft im Blick – das ist deine Kommunalpolitik“. Die Verdienstmedaille in Silber wurde mit großem Beifall an Karin Reichert-Moser verliehen. „Ich war nur eine Mitreisende, die für das Gemeinwohl etwas beigetragen hat, aber in einer bewegten politischen Reise“ eben was „in der Stadt und in Degerfelden erreicht werden konnte“, sagte sie in ihrer Dankesrede. Ihr Appell zum Schluss: „Haben Sie immer das Gesamthafte im Blick.“
Ebenso ist die Verdienstmedaille in Silber Heiner Lohmann verliehen worden. Gleich vorneweg stellte Oberbürgermeister Eberhardt die „hochprofessionelle Art und die Kraft der Ausbildung außergewöhnlich hohe Kompetenz in der Kommunalpolitik“. Seit 1977 in der Stadt, die Umweltbelange stets im Auge und sich bei der Dioxinbelastung, der Rheinverschmutzung und den Rauchbelastungen hervorgetan – Lohmann hatte an den Strategien zur Imageverbesserung von Rheinfelden mehr als Spuren hinterlassen. Von 1980 bis 1984 im Gemeinderat, von 1994 bis 2024 wieder, als Fraktionssprecher, als Kreistagsmitglied und im Regionalverband Hochrhein-Bodensee, die kommunalpolitische Vita war eine Seite.
Lohmann ist Gründungsmitglied der Grünen in Baden-Württemberg und habe die „grünen“ Themen in der Stadt eingebracht. Er habe mit seinen Beiträgen Fachdiskussionen bereichert, sich ebenso durch soziales Engagement und großes Kulturinteresse ausgezeichnet. Ein „hohes Maß an Zuverlässigkeit“ bleibe nicht nur in den Erinnerungen des Oberbürgermeisters haften. Elif Ünal würdigte in ihrer Lobrede auf Lohmann: „Er hat die Zukunft aktiv in 30 Jahren Gemeinderat vorangebracht“. Lohmann selbst trat bescheiden ans Rednerpult. „Es hat sich vieles zum Besten gewandelt“, so sein Resümee über seine Zeit in der Kommunalpolitik. Jetzt widmet Heiner Lohmann sich seiner Leidenschaft für die Naturwissenschaften.
Die Ehrung von Paul Renz gestaltete sich fast durchgehend als Lobeshymne. Die Verleihung der Verdienstmedaille der Stadt Rheinfelden in Gold ist extrem selten. Renz wirkte 53 Jahre in der Kommunalpolitik, Klaus Eberhardt sprach vom Phänomen Renz. Dieser sei ein Unikum, das Urgestein des kommunalen Zusammenwachsens, von Minseln aus ist sein ehrenamtliches Engagement gestartet und er war von Anbeginn der Kommunalreform bis ins vergangene Jahr Stadtrat von Rheinfelden. „Sein Mitwirken ist allumfassend“, der OB erinnerte an jede Station, vom Ortschaftsrat Minseln angefangen, im Regionalverband, dem Trinationalen Eurodistrict Basel bis hin zum Vertreter der Landrätin und Aufsichtsrat bei der Caritas Hochrhein.
Eberhardt beschrieb Renz als „ehrlich und zuverlässig, mit bewundernswertem großem Fleiß“. Das Allgemeinwohl stets im Auge, verbindlich in den Ansichten aber stets ausgesprochen angenehm: die Zustimmung im Bürgersaal ging quer durch die Reihen der politischen Landschaft in Rheinfelden. Wilfried Markus spannte den Bogen seines Wirkens bildhaft am Metermaß mit „Hirn, Herz und Haltung“. „Das Ehrenamt macht Arbeit, aber es war eine ersprießliche Zeit. Ich war gerne Stadtrat“, sagte Paul Renz.