Rheinfelden – Der letzte Kommandant Rudolf Streule und sein Stellvertreter Jürgen Müller erinnern sich: Das Sommerfest am Gerätehaus 2023 war das erste nach Corona und das letzte. Kaum eine Rheinfelder Feuerwehrabteilung war in ihrem Ortsteil gesellschaftlich so verankert wie jene in Nollingen.

Das Sommerfest Ende Juli fand erstmals 1986 statt anlässlich der Einweihung des Gerätehausanbaus und wurde zunächst jährlich organisiert, bis die Feuerwehr sich alle zwei Jahre auch beim Dorffest an der Hebelhalle beteiligte und das eigene Sommerfest im Wechsel veranstaltete. „Wir waren rechtlich gesehen eine Abteilung der Stadtverwaltung“, sagt Rudolf Streule, „aber das Leben in der Abteilung funktionierte wie ein Verein.“ Streule (61) war seit 1993 der letzte Abteilungskommandant; anders als sein letzter Stellvertreter Jürgen Müller (49), der sich erfolgreich um einen Stellvertreterposten der neuen Abteilung Stadt bewarb, strebte er in der neuen Abteilung keine führende Position mehr an.

Streule trat 1977 mit deren Gründung in die Jugendfeuerwehr ein. Er hat erlebt, wie das Gerätehaus von 1967 immer enger wurde. „Die Spinde waren entlang des Trogs für die Schlauchwäsche und im Fahrzeugraum an der Wand verteilt.“ Müller hingegen wurde 1986 mit zwölf Jahren Mitglied der Jugendfeuerwehr, im selben Jahr, als der Anbau den Platzmangel vorerst behob. Auch Müller betont die feste Verankerung der Abteilung Nollingen im Dorf: „Wenn jemand im Sommer in der Fahrzeughalle beschäftigt war und die Türen standen offen, kamen immer Kinder zum Schauen vorbei.“ Tagesausflüge, Hüttenwochenende und die Nikolausfeier hätten grundsätzlich mit den Familien stattgefunden.

Müllers Vater Wolfram war bereits Mitglied der Werksfeuerwehr der damaligen Dynamit; Müller selbst verpflichtete sich statt des Wehrdiensts sieben Jahre zum Feuerwehrdienst. Streule blieb diese Option versagt, weil er als Student selten vor Ort gewesen wäre. Er arbeitete auch lange außerhalb, erst seit zehn Jahren ist er wieder in Rheinfelden. Anfang des Jahrhunderts, sagt er, habe es bereits Probleme mit der Tagesalarmierung gegeben. Nollingen habe allerdings von den großen Firmen in der Stadt profitiert: „Die Leute, die tagsüber verfügbar sind, arbeiten in der Industrie.“

Von allen Rheinfelder Feuerwehren war die Abteilung Nollingen die älteste, eine der ältesten im Großherzogtum Baden überhaupt. Ein Großbrand im Jahr 1854, der 19 Wohnungen im Dorf zerstörte, war der Anlass der Gründung des Feuerwehrcorps am Allerheiligentag 1864. Welch andere Zeiten das damals waren, beweist die Tatsache, dass die 67 Feuerwehrmänner laut Protokoll erstmals im Jahre 1866 zu einem Brand ausrücken mussten.

Als der Erste Weltkrieg bereits am Horizont aufzog, feierte die Nollinger Feuerwehr im Juli 1914 ihren 50. Geburtstag. Mit der Stadtgründung 1922 wurde die Freiwillige Feuerwehr Nollingen eine Abteilung der Gesamtfeuerwehr Rheinfelden. In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs wurden mangels Männern 27 Feuerwehrhelferinnen zum Dienst verpflichtet, die 1946 von der französischen Militärregierung wieder ehrenhaft entlassen wurden. Der Neuaufbau nach dem Krieg ist maßgeblich dem Nollinger Hermann Senger zu verdanken, der als Stadtkommandant in den Siebzigern auch die Neuorganisation der Gesamtwehr nach der Gemeindereform verantwortete. Seit seiner Einweihung 2002 war die Abteilung Nollingen auch verantwortlich für den Autobahntunnel. Die Tunnelrettung machte spezielle Fortbildungen notwendig; auch Streule und Müller absolvierten dazu Kurse an der Internationalen Feuerwehrakademie in Balsthal bei Solothurn. Diese Expertise bringen die Nollinger Kameraden in die Abteilung Stadt mit. Auch für den Herrschaftsbucktunnel war die Abteilung Nollingen zuständig, weil das Betriebsgebäude am Westportal auf Nollinger Gemarkung liegt.