Herr Schlageter, das warme Frühlingswetter sorgt dafür, dass es überall grünt und blüht und bringt somit auch für Hobbygärtner jede Menge Arbeit mit sich. Wie meistern Sie und die Mitglieder das Ganze, wenn der gegenseitige Austausch wegfällt?
Es ist nicht so dass der gegenseitige Austausch wegfällt, ich bin immer in Kontakt mit unseren rund 50 Mitgliedern per E-Mail oder auch mit genügend Abstand und Vernunft im Garten. Das wird auch sonst immer gerne angenommen. Viele Mitglieder sind ja auch schon lange mit dabei und wissen was zu tun ist. Ich bin in meiner Betreuungsfunktion auch voll im Einsatz. Es läuft also in einem guten, wenn auch distanzierten Miteinander weiter.
Welche Arbeiten sind derzeit vorrangig oder können nicht warten?
Es muss immer rechtzeitig gegossen werden, das haben alle im Griff, genauso wie Pflanzungen und Aussaaten die termingerecht ausgeführt werden müssen. Wenn das Gras hoch wird, dann mähe ich es, und zum Teil übernehmen das auch Mitglieder.
Von Anfang an stehen sie jedem als kompetenter Ansprechpartner mit Rat und Tat zur Seite. Funktioniert das auch mit der Abstandsregel, oder agieren Sie jetzt nur aus dem Hintergrund?
Neben dem Kontakt per E-Mail bin ich auch jede Woche einige Stunden im Garten, wo man mich unter Einhaltung der Abstandsregel jederzeit ansprechen kann.
Neben den privaten Bereichen müssen aber auch die Allgemeinflächen gehegt und gepflegt werden, zum Beispiel die für jedermann zugänglichen Hochbeete oder den im letzten Jahr von engagierten Mitgliedern angelegten Obstbaum-Lebensgemeinschaften. Wer kümmert sich darum und in welcher Weise?
Auch hier sind die Mitglieder aktiv, und auch ich habe meine Augen auf diese Flächen gelegt. Im Bedarfsfalle setze ich dann die notwendigen Geräte ein, wenn zum Beispiel etwas gemäht werden muss.
Hatten Sie für dieses Jahr neue Pläne, die jetzt vielleicht nicht verwirklicht werden können? Es fanden ja auch immer wieder lehrreiche oder gesellige Veranstaltungen statt.
Ja genau, sämtliche Gemeinschaftsaktionen oder auch Workshops, Kurse und Ausflüge fallen leider flach. Genauso wie der beliebte Pflanzenflohmarkt, der im April stattgefunden hätte. Es wird dieses Jahr sicher etwas weniger entstehen, aber die Qualität des Gemeinschaftsgartens und seiner Mitglieder bleibt erhalten. Ich habe erfreulicherweise festgestellt, dass derzeit auch ein ganz neues Bewusstsein wächst. Viele Mitglieder suchen gerade jetzt den Weg in den Garten, auch wenn man Abstand halten muss.
Was meinen Sie, kann die Corona-Pandemie mit all ihren Einschränkungen dem „Stadtgärtle“ schaden oder ist trotz allem eine positive Ausblick möglich?
Wir können mit den Einschränkungen wirklich gut umgehen, denn das Gelände ist groß genug, damit wir genügend Abstand zueinander haben. Gerade diese Krise macht uns deutlich, wie wichtig Gärten sind. Sie stellen im Krisenfalle ja eine Grundversorgung an Lebensmitteln sicher, darauf sollten wir bauen! Und genau das sehe ich positiv daran, dass viele Menschen wachgerüttelt werden. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass es immer alles zu kaufen gibt und dass es so billig wie bisher bleibt. Dieser Bewusstseinswandel ist für mich die positive Prognose! Darüber hinaus ist die Gartenarbeit und Bewegung im Freien auch für ein gesundes Immunsystem förderlich und tut der Seele gut.