Horatio Gollin

Herr Alsdorf, Wie kommt es, dass die Schüler ihre Gedanken zur Corona-Krise in Gedichtform festhalten?

Wir haben auf unserer Homepage verschiedene Aktionen gestartet, um die Kinder bei Laune zu halten. Basteln, malen, eine Gymnastik-Challenge oder Schulleitung und Schulsozialarbeit lesen vor. Ich wollte auch eine Aktion für die Kinder starten und habe dazu aufgerufen, dass alle, die Lust haben, mir ein Gedicht zur aktuellen Zeit schreiben. Ich habe das offen gehalten und keine Form vorgegeben. Die Kinder sollten mir einfach ihre Gedanken schicken. Ich hatte schon überlegt, dass ich daraus ein Lied mache oder das in besonderer Weise vortrage. Ich war mir aber noch nicht sicher, was ich damit machen werde.

Sie haben ein Gedicht vertont und als Video auf Youtube hochgeladen. Was hat Sie an dem Gedicht angesprochen?

Der Inhalt im Allgemeinen. Es war so ehrlich auf der einen Seite, gleich mit der ersten Strophe, dass es schön ist, mehr Freizeit zu haben, zeigte aber auf der anderen Seite auch den Knackpunkt an der ganzen Situation, dass man seine Freunde vermisst, der Alltag nicht der gleiche ist, man nicht auf den Spielplatz oder die Großeltern besuchen kann. Das geht mir ja auch so. Ich habe selber zwei Kinder. Es war wie bei einem Bild. Es spricht einen an oder nicht. Und so war es bei dem Gedicht, ich hab es gelesen und es hat mich berührt. Toll fand ich, dass es sich auch auf unseren Schulsong bezogen und dort Zeilen herausgegriffen hat.

Wie haben Sie das Video gemacht?

Ich habe das Gedicht mit einem Musikprogramm in meinem Arbeitszimmer vertont. Ich habe verschiedene Tonspuren aufgenommen. Synthesizer, Schlagzeug, Klavier, Gitarre und Gesang. Für das Video haben mich meine Kinder mit der Handykamera in verschiedenen Videosequenzen aufgenommen. Ich hab mir Gedanken gemacht, wie man das Video performen kann und wegen der Textzeile „Corona, weißt du was, du nimmst uns nie den ganzen Spaß“ wollte ich das Ganze in dem Video lustig aufgreifen, auch, da der Song eine melancholischen Melodie hat. Das Video spiegelt so ein bisschen wieder, was einem einfällt, wenn man Langeweile hat: Klopapierrollen stapeln oder auf imaginären Instrumenten spielen. Auch die Zeilen „Kein Videochat der Welt kann ersetzen, was fehlt“ erfahre ich so als Lehrer, da der direkte Umgang mit den Schülern fehlt.

Wer hat das Gedicht geschrieben?

Hinter dem Gedicht stecken Daniela Lang und ihre Kinder Aurelia, die in die Klasse 4b geht, und Adriano, der die Klasse 2c besucht. Ich kenne Daniela Lang schon länger. Sie ist Erzieherin und ich war lange der Kooperationslehrer für die Einrichtung, in der sie arbeitet. Aurelia unterrichte ich in Sport und Musik. Sie haben das Gedicht gemeinsam gemacht. Die Kinder haben die Ideen eingebracht und die Mutter hat die Reime gemacht.

Auf welche Wirkung beim Betrachter hoffen Sie durch das Musikvideo?

Das Video soll Freude ins Haus bringen. Es soll Spaß machen und auch die Sehnsucht ausdrücken, was uns allen fehlt, nämlich der Kontakt zu unseren Freunden und Liebsten. Und es zeigt auch, dass wir als Goetheschule einen guten Zusammenhalt haben und uns von so einer Zeit nicht unterkriegen lassen.

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