„Land unter“ hieß es am frühen Donnerstagmorgen in der Cranachstraße in Nollingen, als zum wiederholten Mal das hinter der Wohnanlage verlaufende Reinenbächle über die Ufer trat und zahlreiche Keller sowie ein Appartement unter Wasser setzte. Die Einwohner wollen jetzt die Stadt verklagen. Die Abteilung Nollingen der Freiwilligen Feuerwehr Rheinfelden, die schon kurz nach der Alarmierung vor Ort war, hat Stunden damit verbracht, das Wasser aus dem Gebäude zu pumpen und die Kellerräume wie auch die in Mitleidenschaft gezogene Wohnung trockenzulegen.

Das Wohnhaus wurde bereits im Jahr 1998 vom Wasser des Reinenbächle in Mitleidenschaft gezogen. Schon damals wurde das Appartement im Erdgeschoss völlig unter Wasser gesetzt, wie der Besitzer, Hans-Jürgen Dold, am Donnerstag berichtete. Damals hatte er gegen die Stadt geklagt mit der Begründung, dass diese in Bezug auf die Pflege des Reinenbächles nicht ihrer Verkehrssicherungspflicht nachkomme. Im Übrigen liege auch die Bachsohle des Reinenbächles im Hinblick auf die angrenzende Wohnbebauung viel zu hoch. Nach jahrelangem Rechtsstreit habe er sich dann jedoch auf einen Vergleich mit der Stadt geeinigt, so Dold.

Die Vorwürfe an die Stadt

Dass sich seither nichts geändert habe, beklagen auch die übrigen Mieter und Eigentümer des Hauses. Sie verwiesen am Donnerstag auf das völlig zugewucherte Reinenbächle, worin das Wasser nach den Starkregen der vergangenen Tage teilweise meterhoch steht und nicht mehr abfließen kann. Daher prüft jetzt auch die Eigentümergemeinschaft, ob sie gegen die Stadt Klage einreichen soll, der die unzureichende Beachtung der Verkehrssicherungspflicht vorgeworfen wird.

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In einem Brief an Oberbürgermeister Klaus Eberhardt wies auch der Mieter der vom Hochwasser betroffenen Wohnung auf die Unzulänglichkeiten hin. In seinem Antwortschreiben versprach Eberhardt eine Prüfung der Sachlage. Sollte die Stadt irgendein Verschulden treffen, werde die Versicherung für eine Schadensregulierung sorgen.

Ausbaggerung

Nachdem die vom Starkregen betroffene Wohnung und die Kellerräume bereits vor zwei Tagen unter Wasser gesetzt wurden, rückten Werkhof-Mitarbeiter an, um mit einem Bagger im Reinenbächle das Bachbett auszubaggern, wesentliche Erleichterung brachte diese Maßnahme jedoch nicht.

Einziger Schadensfall

Tiefbauamtsmitarbeiter Rüdiger Zorn und seine Kollegen zeigten Verständnis für die Bewohner, wiesen aber auch darauf hin, dass ein solcher Schaden bei Starkregen schon einmal eintreten könne. Im Übrigen sei es der einzige Schadensfall dieser Art in Rheinfelden nach den aktuellen Regenereignissen, so Rheinfeldens stellvertretender Feuerwehrkommandant Marc Thoma. Dies zeige letztlich auch, dass die „Gewässer funktionieren“.

Prüfung

Marc Thoma wie auch Rüdiger Zorn sprachen sich dafür aus, dass man nun zunächst einmal genau prüfen müsse, wie und warum es erneut in Verbindung mit dem Reinenbächle zu dieser Überflutung kommen konnte. Rüdiger Zorn fügte an, dass ein Konzept mit entsprechender Umsetzung in Bezug auf die Entwässerungsproblematik auch mit enormen Kosten verbunden sei.

Feuerwehr sichert Doppelhäuser in Herten

In Herten hatte derweil am Donnerstag die Feuerwehr einen mehrstündigen Einsatz. In der Bromhalde, am Ende der Kirchstraße, war bereits früh am Morgen die grüne Wiese gesättigt mit Wasser. Dort ist der Tiefpunkt und es gibt nur einen Ablauf, der die Wassermengen nicht mehr bewältigen konnte. Wasser lief in die Grundstücke, betroffen waren insbesondere zwei Doppelhäuser. Als die Hauseigentümer Alarm schlugen, rückten im Nu zwei hauptamtliche Feuerwehrmänner aus Rheinfelden an und legten Sandsäcke aus, damit das Wasser nicht in die Gebäude eindringen konnte.

Das Abpumpen

Mit der Rheinfelder Tauchpumpe wurde das Wasser im hinteren Gelände abgepumpt, doch kam immer mehr Oberflächenwasser hinzu. Neben den sieben Feuerwehrmännern – und einer Frau – der Abteilung Herten waren auch zwei Kollegen aus Degerfelden im Einsatz. Gemeinsam wurde das Wasser abgepumpt und in die 500 Meter entfernte Kanalisation in der Kirchstraße abgleitet. „Das Rohr in der Bromhalde ist zu klein, diese Überschwemmung passiert alle paar Jahre. Der Hauptablauf ist zu schwach. Der Mangel besteht schon lange. Die Stadt sollte sich Gedanken machen“, so Hertens Abteilungsleiter Urs Mangold.

Geburtstag

Nichtsdestotrotz ließ sich Sabine Szesniak, eine betroffene Anwohnerin, den Tag nicht verderben. Sie feierte nämlich einen runden Geburtstag und verwöhnte großzügig die Feuerwehrmänner und die Feuerwehrfrau mit heißem Kaffee.