Rheinfelden – Normalerweise hat die Politik während der Fasnacht nichts zu sagen, allenfalls an einem politischen Aschermittwoch werden ein paar politische Botschaften närrisch verpackt unters Volk gebracht. Ansonsten wird Politik an Fasnacht vor allem eins: aufs Korn genommen. In diesem Jahr ist das anders, hat doch die vorgezogene Bundestagswahl diese Fasnacht schon beinahe in eine Nebenrolle verdrängt.
Was das nun mit dem Rheinfelder Narrenfrühstück zu tun hat? Nun, dieses närrische Ritual am Morgen des Schmutzige Dunschdig im Wasserturm war politischer denn je. Es ging ans Eingemachte. Den Grundstein dafür legte Oberzunftmeister Michael Birlin, als dieser in seiner Begrüßung gereimte Trauer über die Tatsache offenbarte, dass der äußerste Südwesten seit Sonntag nicht mehr im Bundestag vertreten sein wird.
Den politisch-nachdenklichen Teil eröffnete Bürgermeisterin Kristin Schippmann in Vertretung des OB – sie machte keinen Hehl aus den Sorgenfalten, die die Bundestagswahl bei ihr hinterließ. Niemand vertrete die Region mehr in Berlin. „Nun müssen wir damit leben, wie es auch ist – wenn es auch ist großer Mist.“ Hier schlug die Stunde der einzigen Abgeordneten im Raum, Sabine Hartmann-Müller. Zwar nicht aus Berlin, dafür aus Stuttgart war sie als Fischerin „Sabine usem Hochrhy-Land“ ins Turmstübli gekommen und sang sich die politischen Sorgen von der Seele. Aus ihrem Netz zog sie dabei mehrere „Fische“ – Themen, von denen manches politisch aufstieß wie zu lange abgehangener Hering.
Zum Beispiel einen Indianer-Federschmuck. Die Landtagsabgeordnete reimte sich in Rage über die Tatsache, dass der entsprechende Begriff aus einem Lied Udo-Lindenbergs wegen vermeintlicher rassistischer Inhalte auf den Index wanderte: „Wenn du bei der Fasnacht duesch Federe uff de Kopf montiere, bisch Rassischt und duesch Komantsche in Texas traumatisiere.“ Zum Beispiel Zollbürokratie: „Da stauen sich regelmäßig Einkaufstouristen und stören den Verkehr mit ihren Zettel-Listen.“ Zum Beispiel die Hochrheinbahn: „Jetzt also bald elektrifiziert, wir hoffen mal, dass da nix passiert. 2027 oder 2060? Das macht nix – mithilfe der Schweizer geht‘s hoffentlich fix.“
Das lieferte Steilvorlagen für die Gäste aus der Schweiz. In Bea Bieber, grün-liberale Großrätin, gab der Fischerin närrisch Kontra: „Ihr wüsset alli: D‘Schwiz hätt vor Johre scho 200 Millione zahlt“, rief Bieber in Erinnerung. „Wenn mir nidd wüsste, dass ihr chei Geld hänt, würde mir mol endlich Zinse verlange.“ Aber „in diesen unglaublich verrückten Zeiten“, so Bieber, sei es wichtiger, dass man gemeinsame Werte und Ziele findet und verfolgt.
Der „Frühstücks(f)pressepreis“ ging dieses Jahr an die städtische Pressesprecherin Chantal Hommes-Olaf.