Zur weiteren Eindämmung der Corona-Pandemie darf seit Dienstag auch das Spezialchemieunternehmen Evonik beitragen: In der Kantine an der Friedrichstraße in Rheinfelden wurde ein Impfzentrum aufgebaut, in dem unter der Leitung von Betriebsarzt Kai Barthel bis zu 4000 Menschen gegen Covid-19 geimpft werden sollen. Möglich macht dies die Aufhebung der Impf-Priorisierung. Alles ist vorbereitet – einziger Hemmschuh könnte die Lieferung des Impfstoffs werden.

Kein Neuland

Mit Impfungen kennt sich Kai Barthel, seit 25 Jahren für Evonik tätig, aus. „Wir impfen zum Beispiel gegen Grippe“, sagte der Betriebsarzt im Gespräch mit dieser Tageszeitung. Darüber hinaus gibt es Impfungen je nach Einsatzort: Dazu zählen etwa FSME-Impfungen für Mitarbeitende, die viel in den Grünflächen unterwegs und so Zeckenbissen ausgesetzt sind. „Oder auch Hepatitis für diejenigen, die mit Abwasser zu tun haben.“

4000 Menschen impfen

Gegen das Coronavirus „zählt jeder Stich“ und er hätte gerne schon früher geimpft, sagt Barthel, für den die Schutzimpfung der einzig richtige Weg ist, um die Pandemie zu überwinden. Das sieht auch André Nehls so, Leiter Betriebstechnik Silane, der den Aufbau des Impfzentrums in der Kantine von Evonik koordiniert hat. „Links Brötchen, rechts Spritze“, sagt er lachend.

Das könnte Sie auch interessieren

Denn tatsächlich wird es trotz der großangelegten Impfaktion ein reduziertes Kantinenangebot geben – durch Stellwände sind die Bereiche voneinander getrennt. 4000 Menschen, so schätzt Barthel, werden dem Impfzentrum zwei Besuche abstatten. „Wenn alles reibungslos läuft, sollten wir in drei Monaten mit der Zweitimpfung durch sein.“ Das Angebot richtet sich an Evonik-Mitarbeitende am Standort Rheinfelden, an Mitarbeitende aus den umliegenden Firmen sowie an deren Haushaltsangehörige.

André Nehls (links) und Kai Barthel im Impfbereich der Kantine.
André Nehls (links) und Kai Barthel im Impfbereich der Kantine. | Bild: Verena Pichler

Die Impfbereitschaft unter den Mitarbeitenden sei mittlerweile sehr hoch. „Gerade für die Jüngeren, die anderweitig kein Impfangebot bekämen, ist das eine gute Sache“, sagt Nehls und Barthel ergänzt: „Evonik ist wie ein Spiegel der Gesellschaft – es gibt viele, die sich impfen lassen wollen und ein paar, die es ablehnen.“ Mittlerweile aber erkenne er ein hohes Maß an Impfbereitschaft. „Es ist auch dieser Solidargedanke, dass es nur gemeinsam geht.“

Labormitarbeiter ziehen Dosen auf

Dieses Miteinander hat Nehls auch beim Aufbau der Impfstraßen in der Kantine gespürt – sei es bei den werkseigenen Schreinern, die innerhalb kurzer Zeit die Stellwände gebaut haben; oder bei der Kantinenmitarbeiterin, die zufällig mitbekommen hat, dass die Vorhänge, die den Impflingen ein gewisses Maß an Privatsphäre geben sollen, mit „Evonik-Maß 2,20 Meter“ viel zu lang waren: „Sie sagte, dass sie eigentlich Schneiderin sei, und kürzte uns die.“

Das könnte Sie auch interessieren

Die Terminvergabe für die Mitarbeitenden wurde über eine Software geregelt. Wer an der Reihe ist, muss erst einen Temperatur-Check vornehmen. „Bis 38,5 Grad ist alles in Ordnung“, erklärt Barthel. Danach folgt der administrative Teil, denn Evonik meldet jeden Geimpften ans Robert-Koch-Institut. „Die Unterlagen haben die Mitarbeitenden bereits zu Hause ausgefüllt und bringen sie mit“, sagt Unternehmenssprecherin Katharina Fraune.

Das könnte Sie auch interessieren

Weiter geht es dann zum Arztgespräch, bei dem sich Zeit genommen wird, sollte es noch Fragen oder Unsicherheiten rund um die Impfung geben. „Und hier folgt dann der Piks“, sagt Barthel und zieht besagten Vorhang zur Seite. Den Inhalt – also die Impfdosis – ziehen ebenfalls Evonik-Mitarbeiter auf, die sonst in Laboren tätig sind. „Die kennen sich aus.“ Auch geeignete Lagerungsmöglichkeiten sind vorhanden.

Das könnte Sie auch interessieren

Nach dem Piks geht es in einen Wartebereich, wo die Geimpften rund 15 Minuten bleiben müssen. Wie schnell Barthel mit seinen Kollegen die rund 4000 Menschen geimpft haben wird, hängt vor allen Dingen von der Lieferung des Impfstoffs ab. „Zwölf Menschen pro Stunde sind möglich“, schätzt Barthel. „Wir sind sicher nicht der Flaschenhals“, ergänzt Nehls.

Auch Roche impft Mitarbeiter: Das gilt auch für die Roche Pharma AG im Nachbarort Grenzach-Wyhlen. Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilt, wird auf dem Campus am heutigen Mittwoch mit den ersten Impfungen begonnen.