Verena Pichler

Mit einer Online-Petition möchte Catrin Heubling erreichen, dass die Stadt Rheinfelden den Neubau eines Hallenbads weiterverfolgt. Ihr Anliegen stößt in der Bevölkerung und vor allen Dingen bei Vereinen auf offene Türen – Kämmerin Kristin Schippmann aber sieht angesichts der äußerst angespannten Haushaltslage kaum Aussichten auf Erfolg.

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Das Hallenbad in der Kaminfegerstraße liegt verlassen da. Ein einzelnes, herbstlich braun-rot gefärbtes Blatt klebt an der Eingangstür, daneben hängt ein Schild. „Hallenbad geschlossen“ steht darauf, in etwas kleineren Buchstaben werden die Gäste auf die Beschränkungen wegen der Corona-Pandemie hingewiesen. Dass die Stadt das Bad zum Saisonstart erst gar nicht aufgemacht hat, erweist sich jetzt wohl als richtig. Denn mit den neuen Beschlüssen, die von Montag an gelten, müssen auch die Hallenbäder wieder dicht machen, die trotz der Einschränkungen offen hatten. Trübe Zeiten also für Schwimmer wie Catrin Heubling.

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Dass sie für diesen Sport brennt, das merkt man im Gespräch mit ihr sofort. Die Rheinfelderin ist im Vorstand des SSV Grenzach aktiv, gibt Schwimmkurse für Kinder und ist bestens vernetzt mit der örtlichen Schwimmszene. Als sie erfuhr, dass der Neubau des Rheinfelder Bads wegen der finanziellen Situation der Stadt auf Eis gelegt werden soll, konnte sie es kaum fassen. „Und ich kann es kaum akzeptieren“, so Heubling im Gespräch. Denn dass die Einrichtung aus dem Jahr 1957 dringend saniert werden müsse, sei schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten Dauerthema. „Das muss man einfach einplanen.“

Trotz des Alters des Bads hätten es die Rheinfelder gut angenommen und gerade für Vereine seien ausreichend Schwimmflächen wichtig. „Die Schwimmabteilung des Turnvereins Rheinfelden pfeift auf den letzten Löchern, schon lange kann da sinnvoll kein Nachwuchs mehr ausgebildet werden“, so Heubling. Prekär sei auch die Lage für Schwimmkurse. „Alles ist überfüllt, kaum ein Bad in der Umgebung hat noch Kapazitäten.“

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Auf die Frage, ob sie nicht nachvollziehen könne, dass die Stadt ihre Prioritäten auf Schulen und Kitas setzen müsse, sagt Heubling: „Ich habe Verständnis für die Stadt, aber ich möchte dafür sensibilisieren, dass ein Hallenbad ein Grundbedürfnis darstellt und für alle Generationen wichtig ist.“ Nicht zuletzt eben für die Schulen und den Schwimmunterricht.

Ob das nur ihre Meinung ist, hat sich Heubling gefragt und deshalb eine Online-Petition gestartet. „Ich wollte einfach wissen, ob das Bad auch sonst jemand interessiert“, sagt sie mit einem Lachen. Und das tut es: Bisher haben mehr als 470 Menschen unterzeichnet, 600 braucht es, wie Heubling erklärt, um das geforderte Quorum zu erreichen – in einem ersten Artikel hatten wir von 300 nötigen Unterschriften geschrieben.

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Ist das Quorum erreicht, werden die Betreiber der Onlineplattform Open Petition die Stadt anschreiben und sie zur Stellungnahme auffordern, die auf der Homepage veröffentlich wird. Doch nicht nur im Netz erhält Heubling Unterstützung, sondern auch von Mitgliedern des DLRG. „Eine Frau hat angekündigt, Unterschriftenlisten auszudrucken und in der Stadt zu sammeln.“ Heubling geht es vor allen Dingen um den zeitlichen Horizont. „So ein Bad plant und baut sich ja nicht in zwei Jahren.“ Wenn jetzt auf unbestimmte Zeit gar nichts unternommen werde „haben wir 2027 und das Bad wird 70 Jahre alt“.

Defizitärer Haushalt

Kämmerin Kirstin Schippmann erläutert auf Nachfrage, dass sich der Gemeinderat in seiner Klausurtagung im November zwar nochmal mit den mittelfristig geplanten Investitionen – und damit auch mit dem Bad – beschäftigen wird. Aussichten auf eine Wiederaufnahme sieht sie jedoch kaum. Denn die liquiden Mittel der Stadt sind stark gesunken und auch eine mögliche Kreditaufnahme fürs Bad wäre schwierig. „Wir müssten nachweisen, dass wir Zins und Tilgung bedienen können“, erklärt sie. Das sei angesichts eines defizitären Ergebnishaushaltes kaum machbar, es werden mehr als fünf Millionen Euro fehlen. Zudem müsse auch der Unterhalt finanziert werden.