Seit 2011 führt die Stadt Rheinfelden in regelmäßigen Abständen eine Kindertagesstättenbedarfsplanung durch. Bisher blickte diese 15 Jahre voraus, aktuell habe man sich auf zehn Jahre beschränkt, erklärte Armin Zimmermann. „So ist die Prognose einfach genauer.“ Einbezogen werden unter anderem die bisherige und erwartete Entwicklung der Bevölkerung, die Geburtenrate sowie geplante Wohnbaumaßnahmen.
Stand heute gibt es in der Stadt mit ihren Ortsteilen 285 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren und 1075 für Kinder von drei bis sechseinhalb Jahren. 48 Kinder unter drei Jahren (U3) und 38 Kinder über drei Jahren (Ü3) kann derzeit kein Platz zur Verfügung gestellt werden, obwohl ihre Eltern Bedarf angemeldet haben. „Wir haben bereits dem Landratsamt gemeldet, dass wir damit unserer gesetzlich vorgeschriebenen Betreuungspflicht nicht nachkommen können“, so Zimmermann. Gerade bei der Betreuung der U3-Kinder sei der Bedarf in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.
„Es ist eine erstaunliche Entwicklung. Vor genau zehn Jahren haben wir die ersten zwei Krippengruppen eröffnet. Mittlerweile liegt die Betreuungsquote bei 46 Prozent der Unter-Dreijährigen“, erläuterte Zimmermann. Bei den älteren Kindern liegt sie bei 95, das Ziel seien 100 Prozent. Würden keine neuen Plätze geschaffen, wäre die Entwicklung jedoch eine ganz andere. Die Stadt rechnet damit, dass in fünf Jahren etwa 250 Kinder keinen Kita-Platz bekämen, in zehn Jahren bis zu 300. „Das sind einigermaßen erschreckende Zahlen.“
Lösungsansätze
Damit es nicht so weit kommt, und der Betreuungsbedarf zumindest ansatzweise gedeckt werden kann, plant die Stadt, das Angebot auszubauen. Vier Vorhaben sollen kurz- bis mittelfristig umgesetzt werden. Das erste betrifft die städtische Kita Bienenkorb in Karsau.
Dort muss der Bewegungsraum generalsaniert werden. In diesem Zuge könnten im Süden zwei Gruppenräume angebaut werden, die Platz für insgesamt 25 Ü3-Kinder bieten würden. Auch die Evangelische Paulus-Kita soll saniert und ausgebaut werden. Es könnten eine Gruppe mit 25 Plätzen für über Dreijährige und eine mit zehn Plätzen für Krippenkinder entstehen.
Schon länger geplant ist der Neubau einer städtischen Kita in der Römerstraße. Wegen der dort entstehenden Wohnhäuser erweitert sich der Bedarf. „Aktuell tendieren wir dazu, dass es eine reine Krippe werden könnte, aber die Räume sollen flexibel gestaltet werden, so dass sie auch für ältere Kinder genutzt werden können“, so Zimmermann. Grund für die Verzögerung bei der Planung dieser Kita seien Fördermittel, die dringend nötig, aber nicht ganz einfach zu bekommen seien.
Das letzte der kurz- bis mittelfristig umsetzbaren Vorhaben ließ die Räte aufhorchen. Die Stadt plant, zusammen mit einem in Mannheim ansässigen Verein in der Nähe der Moschee einen muslimischen Kindergarten zu errichten. Es wäre eine deutschsprachige Einrichtung, die allen Kindern Rheinfeldens offenstünde und zwei Gruppen mit je 20 Kindern in Ganztagsbetreuung bieten würde.
Die Diskussion
Die Mitglieder des Sozialausschusses hatten zu der Präsentation einige Fragen und Anmerkungen. Viele davon betrafen den muslimischen Kindergarten. Rita Rübsam etwa meinte, dass in Rheinfelden doch die muslimischen Kinder integriert werden sollten und nicht umgekehrt. Auch Fritz Gräßlin als sachkundiger Einwohner äußerte Skepsis. Wer in der Nähe der Moschee wohne, sein Kind aber nicht in eine muslimische Kita schicken wolle, müsse dann auf eine andere ausweichen. Mehrere sprachen sich aber auch für die Einrichtung aus.
„Das ist spannend für die Stadtentwicklung“, sagte etwa Pfarrer Joachim Kruse, auch Süleyman Emre und Slavica Stanojevic vom Runden Tisch mitgemischt begrüßten den Vorschlag. Bürgermeisterin Diana Stöcker betonte, dass in der Kita sowohl Kinder muslimischen als auch christlichen Glaubens sowie konfessionslose aufgenommen würden. Der Verein habe sich sehr offen gezeigt, sein Konzept bei Bedarf in einem größeren Rahmen vorzustellen.
Mehrere Räte, etwa Rita Rübsam, Eveline Klein und Sabine Hartmann-Müller, gingen auf den besonderen Bedarf an Plätzen auf dem Dinkelberg ein. Laut Zimmermann gebe es dort jedoch wenig Ausbaumöglichkeiten, ein großer Neubau sei nicht geplant. Es könne nicht immer ausgeschlossen werden, dass Eltern Fahrtwege in Kauf nehmen müssten.