„An Heiligabend treffe ich dann auch Joachim und Beatrix“, sagt Stefanie Schmid und meint damit ihre Rheinfelder Kollegen Joachim Kruse von der Christus- und Beatrix Firsching von der Paulusgemeinde. Schmid war bis Sommer 2018 während ihrer zweijährigen Probezeit Pfarrerin der evangelischen Paulusgemeinde, trat jedoch wenige Monate später im Kirchenkreis Magden-Olsberg als Teil der schweizerischen reformierten Kirchgemeinde Region Rheinfelden ihre neue Stelle an.
Übliches Prozedere
Dass Pfarrer nach der Probezeit die Gemeinde wechseln, ist üblich; Schmid machte aber nie öffentlich, dass sie in unmittelbarer Nähe geblieben war. „Ich finde es wichtig, dass man die Bühne für den Nachfolger freimacht“, erklärt Schmid. Deshalb besuche sie auch keine Gottesdienste oder Konzerte mehr in Rheinfelden. Mit der einen Ausnahme eben an Heiligabend zur Weihnachtsstube als offenes Angebot, die sie damals mit Kantor Rainer Marbach initiierte, der ebenfalls als Deutscher im Fricktal in Hellikon wohnt.
Und, ja, zum Einkaufen komme sie noch über die Grenze nach Rheinfelden, sagt sie mit gespielter Verlegenheit: „Dort kenne ich mich aus.“ Schmid denkt gerne an ihre Zeit in Rheinfelden zurück, wie sie sagt, fühlt sich aber auch in Magden wohl und „warmherzig“ empfangen. In ihrer neuen Heimat komme ihr sehr zugute, dass die Reformierten vielfach Zugezogene aus der ganzen Schweiz seien: „Sie bringen unterschiedliche Traditionen mit und sind sehr offen.“ Der Wechsel zwischen den Staaten und Landeskirchen fiel Schmid nicht schwer.
Die Evangelische Landeskirche in Baden verbindet als unierte Kirche in Theologie und Liturgie bereits Luther mit den Schweizer Reformatoren Zwingli und Calvin: „Das hat mir schon geholfen.“ Außerdem studierte Schmid anderthalb Jahre in Zürich, war also zuvor schon mit den eigenen schweizerisch-reformierten Traditionen vertraut. Überhaupt hat Schmid eine sehr breitgefächerte christliche Sozialisierung quer durch alle Konfessionen erlebt: Der Vater war katholisch, als junge Erwachsene wuchs sie im freikirchlichen Umfeld auf.
Für Pfarrerinnen und Pfarrer gelte dennoch die ungeschriebene Regel, im ersten Jahr nichts an den Abläufen der neuen Gemeinde zu ändern, sagt Schmid: „Nur neue Gesangbücher habe ich angeschafft.“ Eine größere Umstellung mit dem Wechsel in die Schweiz sei für sie die Seelsorge und das Gemeindeleben gewesen: „Es war mein Wunsch, in eine kleinere Gemeinde zu kommen. Da bleibt mehr Zeit für persönliche Kontakte.“
Rund 1000 Reformierte leben im Kirchenkreis Magden und Olsberg. In der Paulusgemeinde waren es mit 2500 mehr als doppelt so viele. Zur Rheinfelder Gemeinde gehörte außerdem die Trägerschaft eines Kindergartens, der in Magden Sache der Kommune ist, und der Religionsunterricht, den Schmid in den ersten vier Schulklassen selbst gab, während das in Magden eigene Katechetinnen übernehmen.
Eine Besonderheit hat der Kirchenkreis Magden-Olsberg jedoch, der in Deutschland so selten ist wie in der Schweiz: nämlich Olsberg. 130 der 370 Einwohner der kleinen Gemeinde sind laut Statistik reformiert. Dreimal im Jahr hält Schmid den Gottesdienst in der Stiftskirche des dortigen Klosters, zusätzlich einen an Weihnachten.
Pfarrerin in zwei Kantonen
Hinzu kommt, dass Olsberg trotz seiner geringen Größe noch zwischen dem Aargau und Baselland geteilt ist: „Ich bin vermutlich der einzige Pfarrer in zwei Kantonen“, lacht Schmid. Tatsächlich habe sie aber noch nie gefragt, wer von den Olsberger Kirchgängern aus dem Baselbieter Ortsteil kommt, der nicht mehr als 40 Einwohner hat und politisch zu Arisdorf gehört.