Rheinfelden – 2020 war in vielerlei Hinsicht ein außergewöhnliches Jahr – auch für die Polizei. Ausgangssperren, abgesagte Veranstaltungen und geschlossene Läden sorgten dafür, dass auch weniger damit verbundene Straftaten begangen wurden. Für 2021 weist das Revier nun wieder relativ normale Zahlen aus, wie Revierleiter Manfred Geiges und Bezirksdienstleiter Dieter Wild am Dienstag erläuterten. Besonders gestiegen sind demnach Diebstahlsdelikte.
Insgesamt 2348 Straftaten wurden in der Stadt im vergangenen Jahr begangen, 2020 waren es noch 2179. Davon wurden rund 84 Prozent vom Revier bearbeitet, die übrigen von anderen Dienststellen – etwa der Verkehrspolizei oder der Kriminalpolizei. Die Belastung fürs Revier sei auch im zweiten Corona-Jahr hoch gewesen, so Geiges. Denn von den 57 Soll-Stellen sind aktuell nur 44 besetzt. Gerade der Bezirksdienst sei zeitweise personell nicht gut ausgestattet gewesen, wie Leiter Dieter Wild bemerkte.
Einsatz bei Corona-Demos
Die Corona-Pandemie habe nicht nur für Ausfälle innerhalb des Reviers gesorgt. „Wir mussten auch regelmäßig Personal zu den Corona-Demos nach Freiburg schicken“, sagte Geiges. Diese zusätzlichen Einsätze an Samstagen hätten die Kollegen zulasten des Reviers wieder abbauen müssen, erläutert Geiges.
Dies schlägt sich auch in der Aufklärungsquote nieder, die von 66,5 Prozent (2020) auf 62,2 Prozent gesunken ist. „Das ist aber nicht der alleinige Faktor“, so Wild. Auch komplexe Sachverhalte führten dazu, dass manche Taten nicht sofort aufgeklärt werden könnten.
Das gilt insbesondere für Betrugsdelikte, auch im Internet. Die Statistik weist 244 Fälle auf und damit sogar 19 weniger als im Vorjahr. „Subjektiv sind diese aber gestiegen“, so Geiges. Dass sich das nicht in den Zahlen niederschlägt, hat folgenden Grund: Die Geschädigten sitzen zwar in Rheinfelden, die Täter aber häufig im Ausland oder zumindest in einem anderen Bundesland. Somit übernimmt das Revier nur die ersten, häufig sehr aufwendigen, Ermittlungsschritte und gibt die Fälle dann weiter. Insgesamt wurden in der Stadt 393 Vermögens- und Fälschungsdelikte angezeigt, darunter fallen auch gefälschte Impfpässe. 57 solcher Fälle hat das Revier 2021 bearbeitet. „Die Justiz hat das nicht als Bagatelle angesehen und auch Hausdurchsuchungen erlassen“, so Wild. Um den Tätern auf die Spur zu kommen, seien auch Handys ausgewertet worden – verbunden ebenfalls mit großem Aufwand.
Deutlich zugelegt im Vergleich zu 2020 haben Diebstahl und die sogenannte Straßenkriminalität. Für Geiges und Wild nur logisch, da 2020 kaum Veranstaltungen stattfanden, die Geschäfte geschlossen waren und teils nächtliche Ausgangssperren verhängt wurden – schlechte Zeiten also für Langfinger und Co. Im zweiten Corona-Jahr wurden aber 534 Diebstähle erfasst und 377 Fälle von Straßenkriminalität. Unter letztere fällt auch die Serie von Kennzeichen-Klau, welche das Revier stark beschäftigt hat.
Als „uferlos“ bezeichnete Geiges Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. 307 solcher Rauschgiftdelikte weist die Statistik für 2021 aus. „Am häufigsten handelt es sich dabei um Cannabis“, erläutert Geiges. Für 2022 erwarten er und Wild einen deutlichen Anstieg, da gerade ein großes Verfahren angestoßen wurde. „Allein ein Drittel der Fälle aus 2021 werden sich daraus ergeben“, schätzt Wild. In den polizeilichen Statistiken schlagen sich auch immer wieder Änderungen im Strafrecht durch – 2021 gut bei den sogenannten Straftaten gegen die persönliche Freiheit, worunter auch Bedrohung fällt, zu sehen. 66 solcher Fälle hat das Revier erfasst. „Früher galt als Bedrohung etwa der Satz ‚Ich leg‘ dich um‘“, schildert Geiges. Heute würde bereits die Androhung einer Ohrfeige unter diese Rubrik fallen.
Die einfachen Körperverletzungen (KV) sind von 252 Fällen auf 238 gesunken, die gefährliche KV von 28 auf 35 gestiegen. Darunter fallen Delikte, die gemeinschaftlich begangen wurden oder mit Hilfsmitteln. Ein großes Thema in den Corona-Jahren war auch die Partnergewalt. Fachstellen berichteten aufgrund der Einschränkungen der Pandemie von deutlich mehr Gewalt im häuslichen Umfeld, von denen in den allermeisten Fällen Frauen betroffen sind. 79 solcher Fälle schlugen 2021 auf, 2020 waren es 76. Zum Vergleich: 2019 waren es 44. Gesamthaft sind Geiges und Wild mit der Entwicklung in der Stadt jedoch zufrieden. „Rheinfelden ist heute sicherer als vor zehn Jahren“, so Wild.
Über die Verkehrsstatistik berichten wir in einer kommenden Ausgaben.