Die Verabschiedung von gleich zwei Gemeinderäten stand am Montag auf der Tagesordnung: Aus den Reihen der Grünen scheidet Pasqual Karasch aus; der 28-Jährige war erst 2019 in den Gemeinderat gewählt worden. 30 Jahre zuvor, nämlich 1989, hatte Alfred Winkler für die SPD erstmals am Ratstisch Platz genommen. Seine Verabschiedung fiel da natürlich länger aus.

Pasqual Karasch legt seine Ämter – er war außerdem auch Ortschaftsrat in Karsau – aus gesundheitlichen Gründen nieder. OB Eberhardt attestierte dem jungen Mitglied, von Beginn an engagiert, präsent und fleißig gewesen zu sein. „Fleiß erkennt man als Oberbürgermeister daran, ob jemand die Sitzungsvorlagen gründlich gelesen hat.“

Dies sei der Fall gewesen; zudem habe Karasch durch seine Beiträge und Arbeitsschwerpunkte – Natur und Artenschutz – den Gemeinderat und die Diskussionen bereichert. Dies hob auch Fraktionsvorsitzender Heiner Lohmann hervor. Mit dem 28-Jährigen verlören die Grünen ihr jüngstes Mitglied, dass bei der Kommunalwahl „erstaunlich hohe Anzahl von Stimmen erhalten habe“. 3195 Stimmen entfielen auf den gelernten Gärtner.

5166 Stimmen konnte Alfred Winkler im Jahr 2019 sammeln. Doch im vergangenen Jahr sei in ihm die Entscheidung gereift „jetzt reicht‘s“, hielt Fraktionsvorsitzende Karin Paulsen-Zenke fest, die sich in sehr persönlichen Worten von dem 74-Jährigen verabschiedete. „Wortgewandt und hartnäckig bis zum Schluss“, sei Winkler gewesen. In der Fraktion werde er sehr fehlen.

Als „politisches Unikum mit einer enorm weiten Wirkungsbreite“, bezeichnete Eberhardt seinen Parteigenossen. Denn Winkler war nicht nur Ortschaftsrat und Ortsvorsteher von Herten (1999 bis 2012) sowie Gemeinderat, sondern auch Mitglied im Kreistag (1994 bis 2004) und von 2002 bis 2014 Landtagsabgeordneter. „Viele aus der SPD-Prominenz haben ihr Stelldichein im Weinkeller von Alfred Winkler gegeben“, so Eberhardt.

Über die Jahrzehnte habe Winkler, seit 1979 Mitglied der SPD, durch seinen Charakter, seine Beiträge seine Art des Diskurses und seine Eigenart aus „Alfred Winkler“ eine Marke geformt. Dazu gehörte auch das Rauchen der Pfeife, das – geschickt inszeniert – manchmal wichtiger gewesen sei als die „spannenden Debatten am Ratsrund“. Winkler habe als Kommunalpolitiker herausragende, auch streitbare Arbeit geleistet. „Du kannst stolz auf dein großes Lebenswerk zurückblicken“, so der OB, der Winkler neben einer roten Vase mit graviertem Wasserturm noch einige weitere Gaben seitens der Stadt überreichte.

Winkler nahm die teils humorigen Ausführungen des OB, wie könnte es anders sein, mit Humor. Es sei schön, sich das alles anhören zu können. „Ehret die Alten, bevor sie erkalten“, frotzelte das Unikat, das es sich aber auch nicht nehmen ließ, sich für gemachte Fehler zu entschuldigen und dem Gremium ein Lob auszusprechen. „Wir konnten gut miteinander streiten, wir hatten aber auch guten Respekt voreinander.“

Dies habe auch für die beiden Oberbürgermeister gegolten, mit denen er zusammengearbeitet habe. Dem Gemeinderat gab er – nach einem Exkurs zur Entwicklung der Kritik durch den Philosophen Sokrates – mit auf den Weg, sich als Teil der Gesellschaft zu behaupten. „Lasst euch nicht beschimpfen als die Politiker. Ihr tragt stellvertretend für die Gesellschaft Konflikte aus.“