Rheinfelden Etwa 30 Bürgerinnen und Bürger haben an der Informationsveranstaltung zum Radverkehr im Bürgersaal des Rathauses Rheinfelden teilgenommen. Sie lobten die Arbeit der Stadt und des Planungsbüros, in die die Vorschläge der Interessengemeinschaft für den Fahrradverkehr im Landkreis Lörrach (IG Velo) eingeflossen sind. Es wurden jedoch auch Kritikpunkte und Anmerkungen geäußert. Diese werden in den kommenden Gemeinderatssitzungen mit den Streckenvorschlägen diskutiert. Die Umsetzung von Fahrradstraßen wird im Ostteil der Stadt schwieriger als im Westteil.
Fahrradstraßen bieten unterbrechungsfreie Verkehrswege, auf denen Radfahrer Vorrang vor Autos haben. Abseits der Hauptstraßen sollen sie das bestehende Radwegenetz ergänzen. Im Westteil Rheinfeldens könnten die Eichbergstraße, die in ihrer Verlängerung nach Osten in die Werderstraße übergeht, sowie die Maurice-Sadorge-Straße und die Pestalozzistraße, die beide in West-Ost-Richtung verlaufen, als Fahrradstraßen in Betracht gezogen werden. In Nord-Süd-Richtung könnten die Schiller-, Mosel-, Rathenau- und Edmund-Schweizer-Straße in die Planungen einbezogen werden. Östlich der Innenstadt sind deutlich mehr Interessen abzuwägen, die Einschnitte durch den Wegfall von Parkmöglichkeiten wären größer. Die Kaminfeger-, Dürrenbach- und Scheffelstraße sowie die Karl-Fürstenberg-Straße kämen in Betracht. Für Letztere schlägt das Planungsbüro zwei Varianten vor, da dort ein Gewerbegebiet in der Entwicklung sei, weswegen Schwerverkehr berücksichtigt werden müsste. Eine der beiden Varianten würde das Gebiet nördlich umfahren.
Was sagen die Bürger zu den Planungen? Eine Anwohnerin der Pestalozzistraße wies darauf hin, dass bei den Planungen die Bedürfnisse der Seniorinnen und Senioren des Bürgerheims und des Hauses am Park berücksichtigt werden sollten. Schon jetzt gebe es oft brenzlige Situationen zwischen Radfahrern und Senioren mit Rollatoren, etwa in Stoßzeiten, wenn Schülerinnen und Schüler sehr schnell fahren. „So schnell können die alten Leute gar nicht reagieren“, sagte sie. Oberbürgermeister Klaus Eberhardt sicherte zu, die Situation der älteren Menschen dort zu berücksichtigen.
Nina von Walter, Kreisrätin der Grünen, lobte die Planungsvorschläge und bat darum, die Verkehrssituation bei der Goetheschule genau zu berücksichtigen. Einerseits bestehe dort das Problem mit den Elterntaxis, andererseits würden viele Eltern ihre Kinder aber auch nicht mit dem Rad zur Schule fahren lassen, weil die Wege östlich der Innenstadt noch zu unsicher seien.
Gerhard Zenke von der Ortsgruppe Rheinfelden der IG Velo lobte den „Paradigmenwechsel“ in der Verkehrspolitik. Wolfgang Gorenflo, ebenfalls Mitglied der IG Velo, sagte mit Begeisterung und Erstaunen: „Ich wollte eigentlich gar keine Bevorrechtigung des Radverkehrs, sondern eine Gleichberechtigung.“ Er freue sich dennoch.
Oberbürgermeister Klaus Eberhardt musste die Begeisterung und das Ideenfeuerwerk im Zuge der Planungen bremsen. Er plädierte für das Machbare und sicherte zu, man werde sich auch um Engstellen wie die am Schwarzen Weg in Rheinfelden kümmern. Parkplätze für Lastenräder oder Stellplätze für E-Bikes seien zwar tolle Ideen, aber noch nicht auf der Agenda. Er betonte den Dialog mit den Anwohnern der vom Wegfall der Parkplätze betroffenen Gebiete, hob aber gleichzeitig hervor: „Wir sind nicht verpflichtet, privaten Parkraum zur Verfügung zu stellen.“
Wie geht es jetzt weiter? Nachdem die ersten Entwürfe bereits Ende November des vergangenen Jahres im Hauptausschuss der Stadt und am Dienstagabend der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, finden die weiteren Beratungen in den kommenden Gemeinderatssitzungen statt. Florian Krentel vom Freiburger Planungsbüro Fichtner Water & Transportation präsentierte zu den Vorschlägen eine Kostenschätzung zwischen 450.000 und 525.000 Euro. Hiervon entfiele etwas mehr als die Hälfte auf die Beschilderung und Markierung, knapp 47 Prozent wären für Umbaumaßnahmen der Straßen, vor allem in den Kreuzungsbereichen, vorgesehen. Im Haushalt der Stadt Rheinfelden sind für dieses Jahr bereits erste Mittel für die Arbeiten eingeplant.