Rheinfelden – Wann die Flut kommt, ist kaum vorherzusagen. Nur wenn, sollte man vorbereitet sein. Aber wie? In Strömen ist das Wasser vor zwei Wochen durch Degerfelden geflossen. Für die Kanalisation war es zu viel. Sie konnte die Wassermassen, die der Starkregen brachte, nicht mehr aufnehmen. „Die vorhandene Infrastruktur ist darauf ausgelegt, normale Wassermassen abzuführen. Bei solchen lokalen Ereignissen, bei denen in kürzester Zeit große Wassermassen abregnen, wird es dann schwierig“, erklärt David Sommer, Rheinfeldens hauptamtlicher Feuerwehrkommandant.

Also kam es zu Überschwemmungen. Ihren Ursprung nahmen sie, als sich über dem Eichberg und dem ehemaligen Steinbruch eine Gewitterzelle formierte. Im Kreuzungsbereich der Lörracher- und der Grenzacher-Straße, wo der Hagenbach und der Waidbach zusammenfließen, kam es im Bereich des Dorfbachs zu einer Überschwemmung der Straßen und Wege. Mehr als 60¦Feuerwehrleute aus Degerfelden, Herten und Rheinfelden befreiten den Ort vom Schlamm, räumten Wege frei und pumpten Keller aus. 17 Einsatzstellen wurden der Feuerwehr in Degerfelden gemeldet, wie David Sommer erzählt. „Wo wir angefordert wurden, haben wir die Einsatzstellen abgearbeitet. Primär war die Grenzacher Straße betroffen“, so der Feuerwehrkommandant. Damit Degerfelden in Zukunft nicht vermehrt von solchen Überschwemmungen heimgesucht wird, könnte ein Wege- und Gewässerplan Abhilfe schaffen. Doch bis der Plan, der im Rahmen des Flurneuordnungsverfahrens Rheinfelden-Degerfelden erstellt werden soll, fertig ist, dauert es noch.

Sicher ist: In den nächsten zwei Jahren wird sich in Sachen Gewässerplan nichts tun. „Durch die Ablehnung der Änderung des Verfahrensgebiets durch den Gemeinderat Inzlingen verzögern sich die Planungen für das Verfahrensgebiet. Es muss nun eine neue Wegeplanung erarbeitet und mit den Trägern öffentlicher Belange abgestimmt werden“, sagt Torben Pahl, Pressesprecher beim Landratsamt Lörrachs, auf Anfrage. Der Plan soll dafür sorgen, dass das Wasser auf eine große Fläche verteilt wird. Aber: „Es ist jedoch nicht möglich, alle in Hinblick auf Starkregenereignisse kritischen und topographisch bedingte Gegebenheiten im Verfahrensgebiet durch Maßnahmen der Flurneuordnung zu beheben“, schildert Pahl. Die Neuordnung sei mehr als Unterstützung zu verstehen.

Bernhard Meier, Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft Waldflurbereinigung Degerfelden, fordert deshalb, nicht auf die große Maßnahme zu warten, sondern sich selbst um kleinere Handgriffe in Sachen Hochwasserschutz bemühen – denn: „Es gibt so viele einfache Dinge, die jetzt getan werden können“, sagt er. Er wünscht sich, dass die Waldbesitzer besser auf den Zustand ihrer Grundstücke achten und sie pflegen, dass nach Transporten über die Waldwege die Querrillen wieder freigekratzt werden, um einen Wasserablauf zu ermöglichen. Zudem sollten Mountainbiker die schmalen Pfade meiden, da sie laut Meier v-förmige Gräben in die Wege fahren, in denen das Wasser bei Starkregen die Hänge hinabschießt. „Wir leben in Degerfelden in einem tiefen Tal, das ist landschaftlich zwar sehr schön, hat aber auch seine Nachteile“, sagt Meier.

Darum wünscht er sich ein größeres Bewusstsein für den Hochwasserschutz. Meier fragt sich, weshalb es keine zentrale Anlaufstelle für Bürger gibt, die bei drohendem Hochwasser Sandsäcke verteilt. Wie es auf der Stadt-Homepage von Rheinfelden heißt, sollte jeder Bürger im eigenen Interesse rechtzeitig selbst Sandsäcke beschaffen und bevorraten.

„Wir können den Bürgern nicht vorgeben, Sandsäcke vorzuhalten, das muss jeder für sich entscheiden“, sagt Feuerwehrkommandant Sommer und betont, dass solch ein Naturereignis wie in Degerfelden nicht oft vorkommt. Zwei Wochen nach der Flut erinnert nichts mehr an die Wassermassen in der Grenzacher Straße. Den Anwohnern werden sie aber wohl noch lange im Gedächtnis bleiben.